Alpentransit:Keine Hoffnung fürs geplagte Inntal

Lesezeit: 2 min

Geplante Verlagerung von Lastwagen auf die Schiene kann allenfalls den Zuwachs des Verkehrs bremsen

Von Matthias Köpf, München

Die kurzfristige Lösung, welche die vier Verkehrsminister aus Deutschland, Österreich, Italien und Bayern, die drei Regierungschefs von Tirol, Südtirol und Trentino sowie EU-Koordinator Pat Cox am Montagabend bei ihrem Brenner-Gipfel in München für den Streit über den Lkw-Transit gefunden haben, wurde Mitte 2016 schon einmal abgeschafft. Er habe sich gewundert, dass die Rollende Landstraße ab Regensburg sogar eingestellt worden sei, sagte Bundesverkehrsminister Christian Schmidt (CSU) nach dem dreistündigen Gipfel. Nun solle das Modell wieder aktiviert werden, mit mehreren Zügen pro Tag. Schmidt deutete dazu eine finanzielle Förderung an, denn im Transportgewerbe zählt vor allem der Preis.

In der jüngeren Vergangenheit war die Rollende Landstraße, also das Verladen ganzer Sattelzüge samt Zugmaschine auf Bahnwaggons, für die Spediteure nicht allzu attraktiv. Die Transportzahlen gingen auch und gerade beim Bennerstransit zurück. Österreich, Italien, Tirol, Südtirol und Trentino halten bereits mit Förderungen dagegen, so wie sie jetzt auch Schmidt für Deutschland in Aussicht gestellt hat. Startpunkt von Norden über den Brenner ist derzeit Wörgl in Tirol, denn die Verbindung Regensburg-Trento gibt es seit fast zwei Jahren nicht mehr. Bis Ende 2012 hatten die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) die Linie bedient, dann musste sich die Bayernhafen-Gesellschaft in Regensburg mehrere andere, überwiegend italienischer Partner suchen. Doch 2016 stieg auch die italienische Staatsbahn aus. Gespräche mit den ÖBB über eine Wiederaufnahme gestalteten sich bisher sehr zäh, heißt es aus Regenburg. Bayernhafen-Geschäftsführer Joachim Zimmermann hatte vor dem Brenner-Gipfel wissen lassen, er stehe für eine Lösung bereit. Österreichs neuer Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) hatte am Montag angekündigt, mit der Rollenden Landstraße lassen sich zu den derzeit 206 000 Plätzen pro Jahr "in wenigen Wochen" eine zusätzliche Transportkapazität von 43 000 Lastwagen schaffen, auf mittlere Sicht könnten wohl noch 90 000 hinzukommen.

Ein Ausbau der Rollenden Landstraße in dieser Größenordnung könnte die laut Hofer unerträgliche Belastung für die Menschen an der Inntal- und der Brennerautobahn nicht merklich lindern, sondern allenfalls die stete Zunahme des Lkw-Verkehrs über den Brenner ein oder zwei Jahre lang ausgleichen. Weniger als die 2,25 Millionen Lkw im Jahr 2017 werden es damit auch 2018 kaum werden, während es das erklärte Ziel des Tiroler Landeshauptmanns Günther Platter (ÖVP) bleibt, die Zahlen bis 2030 zu halbieren und das derzeitige Verhältnis im Güterverkehr von 70 Prozent Straße zu 30 Prozent Schiene im gleichen Zeitraum umzudrehen.

Um dem näher zu kommen, will Platter an seiner Lkw-Blockabfertigung auf der Inntalautobahn bei Kufstein festhalten, die jedes Mal Lkw-Staus und Proteste der Wirtschaft auf bayerischer Seite zur Folge hat. Während es in Deutschland Politik und Wirtschaft weiter ablehnen, den Lkw-Transit über den Brenner per Mauterhöhung von München bis Verona teurer zu machen, könnten die Italiener mit ihren viel längeren Streckenanteil Fakten schaffen. Hier steht eine Neuvergabe der Autobahnkonzession mit möglicher Mauterhöhung an.

© SZ vom 07.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: