Aktion:Die Heldenmacher

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Wie in Stein gemeißelt: Zwei vorbildliche Helfer werben auf der Seite von bayerischen Hilfsorganisationen um Nachwuchsretter. (Foto: oh)

Bayerns Hilfsorganisationen werben im Internet mit realen Vorbildern um Nachwuchs. Jeder kann sich dort verewigen

Von Dietrich Mittler, München

Wer sich früher selbst ein Denkmal setzen wollte, brauchte dazu einen guten Steinmetz. Inzwischen geht es einfacher - via Internet. Das nutzen jetzt auch Bayerns Hilfsorganisationen, beginnend beim Arbeiter-Samariter-Bund bis hin zum Technischen Hilfswerk. "Schon zu Lebzeiten unsterblich", lautet der Slogan, mit dem Jugendliche als Nachwuchs-Retter gewonnen werden sollen. Geschmückt wird die Homepage unter www.helfernetz.bayern durch eine junge Frau und einen jungen Mann, die dank Photoshop wie aus Stein gemeißelt dem weißblauen Himmel entgegenragen.

Was im sozialen Netzwerk "Facebook" der Like-Button ist, ist auf der Seite der Hilfsorganisationen ein schräg aufwärts gerichteter Pfeil, überdacht von der Aufforderung: "Jetzt Helfer werden!" Dabei wollten es die sechs Organisationen, die seit 2014 in der Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsschutz zusammenarbeiten, aber nicht belassen. Die Aktion "Werde zum Helden, hilf mit" soll durch real existierende Heroen an Zugkraft gewinnen. Folglich können sich Mitglieder von Hilfsorganisationen nun selbst ein Denkmal setzen - getreu dem Motto: "Werde zum Vorbild." Dazu reicht es aus, einen Fragebogen auszufüllen und ein Foto beizulegen.

Das Selfie lässt sich unter folgendem Hashtag #bayernhelfie posten. Etliche haben das bereits getan. Allen gemeinsam ist, dass sie das Ehrenamt mit Leidenschaft ausfüllen. Bei Simone, die Mitglied der Malteser ist, geht das tief unter die Haut. Sie hat sich ein Tattoo stechen lassen, auf dem ein Malteserkreuz zu erkennen ist. "Mein schönstes Erlebnis", bekennt sie. Beim weitaus jüngeren Philipp, der im Technischen Hilfswerk mitwirkt, ist das spannendste Erlebnis noch so, dass sich Eltern keine Sorgen machen müssen: "das Bundesjugendlager 2012 in Landshut und der Besuch des ehemaligen Innenministers Hans-Peter Friedrich vor zwei Jahren".

Die nun an Schwung gewinnende Werbeaktion hat natürlich einen ernsthaften Hintergrund. Immer weniger junge Menschen lassen sich bei den Hilfs- und Einsatzorganisationen blicken. Eine Umfrage hatte 2014 ergeben, "dass viele Deutsche mit dem abstrakten Begriff des Bevölkerungsschutzes wenig anfangen können".

Wie viel den aus Unwissenheit verhinderten Helden dabei entgeht, zeigen die Selbstporträts der Helfer. Sie berichten vom befriedigenden Gefühl, etwas Sinnvolles tun zu können, von der tollen Kameradschaft und von einem ungeheuren Erfahrungsschatz. Philipp etwa sagt, er wisse nun, wie er sich im Notfall zu verhalten habe. Die jugendlich wirkende Regina wiederum, die bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft ihren Platz gefunden hat, betont, sie habe sehr schnell gelernt, dass nicht immer alles nach Plan läuft, dass "sich viele Dinge ändern und man trotzdem das Beste draus machen muss". Manche Menschen müssen sehr alt werden, bevor sie zu solcher Erkenntnis gelangen.

Um auch Passanten auf das Helfernetz aufmerksam zu machen, wird in etlichen Städten Bayerns - wie etwa aktuell in München - eine lebensgroße Heldenstatue als Symbol für den idealen Retter aufgestellt. Die beste Voraussetzung für ein Ehrenamt ist und bleibt aber offenbar doch die eigene Familie. Wenn die Helden davon berichten, wie sie zu ihrem Engagement gekommen sind, dann meist durch die Eltern, den großen Bruder oder durch den Freundeskreis.

© SZ vom 24.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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