Affäre um Landrat Kreidl:Sponsored by Sparkasse

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Die Sparkasse Miesbach-Tegernsee hat Landrat Jakob Kreidl noch mehr spendiert als bisher bekannt: Sie zahlte nicht nur die Geburtstagsparty, sondern sanierte auch sein Büro samt Vorzimmer. Zu den Kosten will sie schweigen - bis nach der Kommunalwahl.

Von Heiner Effern und Christian Sebald

Die Sparkasse Miesbach-Tegernsee hat sich dem Miesbacher Landrat Jakob Kreidl (CSU) gegenüber noch weit spendabler gezeigt als bisher bekannt. Sie kam nicht nur für 77 000 der insgesamt 118 000 Euro teuren Geburtstagsfeier von Jakob Kreidl auf. Sie sanierte auf ihre Rechnung auch dessen Büro, sein Vorzimmer und einen Sitzungssaal im Landratsamt. Über die Höhe der Kosten schweigen sich Sparkasse und Landratsamt trotz mehrmaliger Anfragen aus.

In den Mittelpunkt des Interesses rückt auch eine Fahrt, die Sparkasse und Landratsamt im Frühjahr 2012 für die Bürgermeister aus dem Kreis organisierten. Für die Reise mit zwei Übernachtungen nach Serfaus in Tirol und Interlaken in der Schweiz bezahlte allein der Landkreis 34 450 Euro. Die Sparkasse weigert sich, ihren Anteil an den Kosten zu nennen.

Teilnehmer der Fahrt waren Landrat Jakob Kreidl, sein Stellvertreter Arnfried Färber, 16 der 17 Bürgermeister des Landkreises Miesbach, der Ex- und der derzeitige Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, Georg Bromme und Martin Mihalovits, und vier Mitarbeiter des Landratsamts. Das macht pro Person gut 1400 Euro. Ziel seien Informationen "über die Entwicklung erfolgreicher Tiroler und Schweizer Tourismusdestinationen" gewesen. Sie sollten in den Miesbacher "Masterplan Tourismus" einfließen.

Höchst anspruchsvolle Verpflegung

Die Reise ist etlichen Bürgermeistern noch in lebendiger Erinnerung. Zum einen, "weil wir wirklich viel über die Vermarktung von Skigebieten erfahren haben", wie einer sagt. Zum anderen aber, weil Unterkunft und Verpflegung höchst anspruchsvoll waren. Noch spricht keiner offen darüber. "Aber wir haben uns schon gewundert, warum es ein Fünf-Sterne-Hotel sein musste", sagt ein Teilnehmer. Ein anderer sagt, "zwei oder drei Kategorien weniger hätten es auch getan, ohne dass wir uns irgendwie hätten einschränken müssen".

Der Grund für die luxuriöse Unterbringung und die besonders feinen Diners sei offenbar gewesen, dass sich der scheidende Sparkassenchef Bromme von "uns Kommunalpolitikern richtig opulent verabschieden wollte". Die Sparkasse sagt dazu, sie erteile bis zur Kommunalwahl keine Auskünfte mehr, die im "Wahlkampf instrumentalisiert werden könnten".

So will sie es auch bei den Umbauten im Landratsamt halten, die dort nach Kreidls Amtsantritt von 2008 bis 2010 auf ihre Kosten vorgenommen wurden. Die Sparkasse bestätigt nur, als "Tochterunternehmen" des Landkreises die Kosten für die "Renovierung des Amtszimmers und Vorzimmers des Landrats, sowie eines Sitzungsraumes übernommen" zu haben. Dabei hat sie sich gewiss nicht lumpen lassen. Kreidl äußerte sich Ende 2011 denn auch höchst angetan von seinem neuen Büro. "Ich fühle mich hier sehr wohl", sagte der Landrat dem Miesbacher Merkur. Auch bei seinen Gästen komme der geräumige und helle Raum gut an. "Er wird immer wieder bewundert - auch von höher gestellten Persönlichkeiten, die ich dort empfange."

Kreidls Stolz mag auch an den Kunstwerken gelegen haben, die ihm die Sparkasse als Dauerleihgaben zur Verfügung gestellt hat - eine voluminöse Skulptur namens "die Welle" und zwei Gemälde. Das eine stammt von Paul Mathias Padua. Der Maler, der wegen seiner Verstrickung in den Nationalsozialismus umstritten ist, lebte nach dem Zweiten Weltkrieg am Tegernsee, wo ihn viele nach wie vor schätzen.

Die Zuwendungen der Sparkasse gehörten im Kreis Miesbach viele Jahre zum öffentlichen Leben. So kaufte Ex-Sparkassenchef Bromme 2010 von Herzog Max in Bayern einen Teil der Tegernseer Pfarrkirche, den sogenannten Psallierchor. Brommes Nachfolger Martin Mihalovits versucht händeringend, das architektonische und kunsthistorische Kleinod wieder zu verkaufen, weil es nicht genutzt werden kann. Der Preis liegt angeblich zwischen einer und 1,5 Millionen Euro. Ob ihn die Sparkasse jemals erzielt, ist unklar.

Und noch mindestens eine Immobilie will die Sparkasse loswerden. Bromme hatte der Gemeinde Bayrischzell 2006 die 96 Hektar große Geitauer Alm abgekauft. Die klamme Gemeinde hatte seinerzeit kaum noch eine andere Möglichkeit, an Geld zu kommen. Angeblich ließ sich die Sparkasse die Alm etwa eine halbe Million Euro kosten.

Derweil machen die Freien Wähler in Miesbach und ihr Landratskandidat Norbert Kerkel junior reinen Tisch mit der Sparkasse. Kerkel ist Sohn des 2008 verstorbenen Miesbacher Altlandrats Norbert Kerkel. Als der 2001 seinen 60. Geburtstag feierte, unterstützte die Geldinstitut auch dieses Fest - mit 16 650 Mark oder 8513 Euro. "Wir haben das alles erst im Zuge der Debatten über die Feier von Landrat Kreidl erfahren", sagt Kerkel junior. "Vorher haben wir nicht gewusst, dass die Sparkasse das Fest meines Vaters gesponsert hat." Er habe sich gleich mit seiner Mutter beraten. Das Ergebnis: "Ein solches Sponsoring ist nicht richtig", sagt Kerkel junior. "Wir zahlen die 8513 Euro zurück."

© SZ vom 19.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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