Abstimmung:Nürnberg will

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Stadtrat beschließt die Bewerbung als Kulturhauptstadt

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Nürnberg will Europäische Kulturhauptstadt 2025 werden. Das hat der Stadtrat am Mittwoch mit großer Mehrheit beschlossen. Dafür sprachen sich CSU, SPD und Grüne aus, sie kommen im Stadtrat allein auf drei Viertel aller Stimmen. Auf eine solche Bewerbung verzichten wollten Die Linke, Freie Wähler und ÖDP, Splittergruppen votierten unterschiedlich. Die Stadt sieht in der Bewerbung "eine Chance, das Bild Nürnbergs als offene, jungen Ideen zugewandte Stadt zu schärfen und das Selbstverständnis der Bürgerschaft im europäischen Kontext zu stärken".

Eines allerdings war allen Befürwortern der Bewerbung im Stadtrat klar: Ein Selbstläufer wird das Projekt nicht, Nürnberg wird es mit starker Konkurrenz zu tun bekommen. Ihre Bewerbung angekündigt haben bereits zwei Landeshauptstädte: Dresden und Magdeburg. Manche Stadträte befürchten, dass diese womöglich auf größere Kapazitäten zurückgreifen können als Nürnberg. Auch Mannheim will sich bewerben und dürfte ein zugkräftiger Konkurrent sein. Außerdem haben Kassel und vier weitere Städte bereits Interesse signalisiert, womöglich könnten bis zu fünf Mitbewerber hinzukommen. Klar ist nur, dass 2025 eine deutsche Stadt den Titel tragen wird - wie zuletzt Weimar (1999) und Essen mit dem Ruhrgebiet (2010). Nürnberg hat es bereits zweimal versucht, war aber zweimal in der Vorrunde ausgeschieden.

Das Bewerbungsverfahren ist vor einigen Jahren modifiziert worden, viel weniger komplex wurde es dadurch nicht. Zunächst wird Nürnberg eine Art Bewerbungsbuch einreichen müssen. Darin will sich die Stadt unter anderem mit einer "zukunftsgerichteten Erinnerungskultur" auseinandersetzen. Über exakte Inhalte will die Stadt aber erst entscheiden, nachdem die Bevölkerung am Bewerbungsprozess beteiligt wurde. Den Abgabetermin, wohl im Frühjahr 2019, halten schon jetzt viele für anspruchsvoll, zumal sich Nürnberg deutlich später als viele Konkurrenten zur Bewerbung durchringen konnte. Wenn alle Bewerbungsbücher - jeweils etwa 100 Seiten in englischer Sprache - abgegeben worden sind, stellt eine Jury eine "Shortlist" zusammen. Danach sollen nur noch drei bis fünf Bewerber übrig bleiben. Im Herbst 2020 will ein Teil der Jury dann die im Rennen verbliebenen Bewerber besuchen und entscheiden, wer 2025 den Titel tragen darf. Derzeit sind das Breslau und San Sebastian, im nächsten Jahr dürfen sich das dänische Aarhus und Paphos auf Zypern "Kulturhauptstadt" nennen.

In Nürnberg dürfte die Abstimmung im Stadtrat nicht die letzte Hürde für die Bewerbung gewesen sein. Die Freien Wähler (FW) haben bereits ein Bürgerbegehren dagegen angekündigt. FW-Chef Jürgen Dörfler rechnet mit fünf Millionen Euro Kosten allein für die Bewerbung. Nürnberg sei "pleite", kritisiert er, leide unter der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung aller bayerischen Großstädte und schnüre millionenschwere Sparpakete. Da könne man sich ein solches "Prestigeprojekt" nicht leisten. Für ein solches Begehren bräuchten die Freien Wähler in Nürnberg 12 000 Unterschriften. Dörfler will dann 2018 parallel zur Landtagswahl über die Bewerbung abstimmen lassen.

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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