400 Teilnehmer:Pflege daheim immer wichtiger

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Großes Treffen in Nürnberg ist für Kritiker "politische Show"

Bei der Betreuung pflegebedürftiger Menschen steht Bayern vor gewaltigen Herausforderungen: Der Anteil der Alten an der Gesamtbevölkerung steigt stetig, und bis 2032 werden Berechnungen zufolge 340 000 Menschen an Demenz erkrankt sein. Auch hinken die Bemühungen, junge Leute für die Pflege zu begeistern, dem Bedarf schon jetzt hinterher. Diesen Themen soll sich am Donnerstag in Nürnberg der bayerische Pflegegipfel 2017 widmen. "Wo geht die Reise hin?", lautet das Motto der Veranstaltung; gut 400 Teilnehmer werden nach Angaben des Gesundheits- und Pflegeministeriums erwartet.

Kern des Pflegegipfels bilden drei Foren zu den Themen Pflegeversicherung, Pflegekräfte und häusliche Pflege - letzteres ist gesellschaftspolitisch äußerst relevant, werden in Bayern doch gut 75 Prozent aller alten Menschen zu Hause gepflegt. "Wer sich mit Pflege beschäftigt, sieht viele Baustellen", sagte am Dienstag Pflegeministerin Melanie Huml (CSU), die den Gipfel initiiert hat. Es gelte nun vorauszudenken und die Weichen zu stellen. Nicht jeder könne sich in Zukunft noch "auf die Pflege und Fürsorge naher Angehöriger verlassen".

Die Erkenntnisse, die auf dem Gipfel gewonnen werden, sollen laut Huml eine der Grundlagen dafür bilden, welche langfristigen Ziele die bayerische Pflegepolitik ins Auge fassen sollte. "Es werden in den Vorträgen sehr provokante Thesen auftauchen", ist sich Hermann Imhof (CSU), der Patienten- und Pflegebeauftragte der Staatsregierung, sicher. Für Zündstoff werde etwa die Frage sorgen, ob und wenn ja welche ärztlichen Aufgaben Pflegekräfte künftig übernehmen könnten. Auch gelte es darüber zu diskutieren, inwieweit der Staat Einkommensausfälle abfangen sollte, wenn Berufstätige ihre Angehörigen längerfristig pflegen. Die Teilnehmer des Gipfels sollen die Gelegenheit erhalten, während der Veranstaltung über die Thesen digital abzustimmen. Anschließend will Bayerns Gesundheitsministerin Huml in Nürnberg mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) darüber diskutieren.

Kritiker - es sind jene, die darüber enttäuscht sind, dass Bayerns Pflegekräfte keine Pflegekammer bekommen haben - werfen Huml indes vor, der Pflegegipfel sei nicht mehr als eine "politische Show" und im Ministerium selbst befänden sich keine Pflegefachpersonen. Dies wies eine Ministeriumssprecherin scharf zurück.

© SZ vom 12.07.2017 / dm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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