Mögliches Guttenberg-Comeback beschäftigt CSU:Seehofer will seinen Star zurück

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Spekulationen über eine mögliche Rückkehr von Guttenberg in die Politik gibt es schon seit einiger Zeit. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Hof ihre Ermittlungen gegen den einstigen CSU-Star eingestellt - und Parteichef Seehofer spricht schon von einem möglichen Comeback. Nicht zum ersten Mal.

Birgit Kruse und Frank Müller

Lange galt Karl-Theodor zu Guttenberg neben Finanzminister Markus Söder als einer der beiden Kronprinzen von CSU-Chef Horst Seehofer. Für das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten und des CSU-Chefs ist er einst gehandelt worden. Überhaupt hat man dem smarten Franken in der Partei eigentlich jede Aufgabe zugetraut. Doch mit der Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit hatte der kometenhafte Aufstieg ein jähes Ende. Guttenberg trat von allen politischen Ämtern zurück - und verlor spätestens mit seinem Umzug in die USA auch seinen Status als Hoffnungsträger der CSU. Jetzt ist er wieder in den Schlagzeilen.

Karl-Theodor zu Guttenberg war einst der Hoffnungsträger der CSU - jetzt kann sich Parteichef Seehofer ein Comeback des Oberfranken vorstellen. (Foto: dapd)

Die Staatsanwaltschaft Hof hat ihre Ermittlungen wegen des Verdachts der Urheberrechtsverletzung eingestellt. 20.000 Euro muss er an die Deutsche Krebshilfe zahlen.

Und sogleich gehen die Spekulationen über seine mögliche Rückkehr in die Politik wieder los - nicht zuletzt Seehofer selbst befeuert sie gerade. Denn er stellt dem ehemaligen Verteidigungsminister erneut eine Rückkehr in die Politik in Aussicht. "Er gehört zu uns, wir wollen ihn", sagte Seehofer. Wie und ob er zurückkommt, sei aber Guttenbergs Entscheidung. "Es ändert sich nichts, außer der Freude, dass das Damoklesschwert der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen jetzt gelöst ist."

Es ist nicht das erste Mal, dass Seehofer von einer möglichen Rückkehr des CSU-Politikers spricht - und die Zitate ähneln sich sehr. Bereits wenige Tage nach dessen Rücktritt vom Amt des Verteidigungsministers ließ sich Seehofer mit den Worten zitieren: "Ich kann für die CSU sagen: Er ist einer von uns, er bleibt einer von uns, und er wird eines Tages in der deutschen Politik wieder eine Rolle spielen." Doch dem nicht genug. "Wir wollen ihn wiederhaben", sagte Seehofer damals. "Und er hat das Zeug dazu."

Guttenberg "gehöre zu unserer politischen Familie" und sei auch immer "willkommen in dieser politischen Familie".

Seehofer machte aber auch deutlich, dass er für Guttenberg keine Sonderrolle sieht: "Ich will jetzt nicht den Eindruck entstehen lassen, als hätte die CSU nicht genügend Persönlichkeiten auf allen politischen Ebenen". Seehofer: "Da sind wir stark genug und auch selbstbewusst genug." Die CSU könne auch mit dem aktuellen Personal Erfolg haben. Ein Parteichef habe aber immer Interesse daran, dass starke Figuren in der Partei mitarbeiten. Das gelte beispielsweise auch für den kürzlich bei der Wahl zum CSU-Vize gescheiterten Münchner Peter Gauweiler.

Seehofer war es, der Guttenberg den Sprung auf die große politische Bühne erst ermöglichte. Er machte ihn zum Generalsekretär und schickte ihn schon 100 Tage später als Glos-Nachfolger ins Bundeswirtschaftsministerium nach Berlin.

Vor allem hatte Guttenberg das Zeug zum Wählerliebling. Ein Jahr lang führte er die Liste der beliebtesten deutschen Politiker an. Die besten jemals gemessenen Werte konnte er verbuchen - immer weit vor der Kanzlerin und dem Bundespräsidenten, die beide meist schon qua Amt immer eine besonders gute Bewertung von den Wählern bekommen. Und nicht nur das: Während Guttenberg in der Wählergunst stieg, kletterten auch die Umfragewerte der CSU wieder aus dem Keller.

Die Beliebtheit des Oberfranken wuchs stetig, das entging auch Seehofer nicht. So wurde aus der anfänglichen Unterstützung eine zunehmende Skepsis. Von Freundschaft zwischen den beiden konnte jedenfalls keine Rede sein. Aus seinem einstigen Zögling war einer seiner größten Konkurrenten geworden. Anfang des Jahres musste Seehofer sogar fürchten, dass Guttenberg beim CSU-Wahlparteitag in einer Kampfkandidatur gegen ihn antreten würde.

Diese Befürchtung müsste Seehofer bei einer möglichen Rückkehr nicht haben. Er ist erst vor wenigen Wochen erneut zum CSU-Chef gewählt worden, auf zwei Jahre.

Von einer baldigen Rückkehr Guttenbergs in die Politik hält der CSU-Bundestagsabgeordnete und Rechtsexperte Norbert Geis indes nichts: "Die Zeit ist noch nicht reif für eine solche Entscheidung." Dennoch begrüßte er die Einstellung des Verfahrens wegen Urheberrechtsverletzung. "Das ist eine Einstellung zweiter Klasse, aber es ist eine Einstellung", sagte er der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung. Die Höhe der Summe sei kein Hinweis auf die Schwere der Schuld, sondern ergebe sich aus der Höhe von Guttenbergs Vermögen. "Das ist keine Rehabilitierung", so Geis. "Aber die Dinge sind jetzt wieder im rechten Lot."

Das sieht die Opposition naturgemäß anders. Nach Ansicht der Grünen im bayerischen Landtag ist die Staatsanwaltschaft Hof gnädig mit Guttenberg umgegangen. "Man hätte auch anders entscheiden können", sagte Landtagsvizepräsidentin Christine Stahl. "Es bleibt zu hoffen, dass trotz der milden Behandlung durch die Staatsanwaltschaft Hof für zukünftige Generationen von Politikerinnen und Politikern klar geworden ist, dass der Wissenschaftsstandort nicht aus Karrieregründen beschädigt werden darf."

© sueddeutsche.de / mit Material von dapd, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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