VW Concept Bluesport:Der Blaue vom Himmel

Lesezeit: 3 min

Mit dem preisgünstigen Roadster Concept Bluesport will Volkswagen von 2012 an neue Kunden gewinnen - wir sind das Auto schon gefahren.

Georg Kacher

Wo Concept dran steht, ist meist nur Provisorisches drin. Für den VW Concept BlueSport gilt das ausnahmsweise nicht. Schon drei Jahre vor Serienanlauf sieht das Einzelstück aus wie aus dem Vollen gefräst und genauso solide fährt es sich auch. Kein Rappeln und kein Poltern, kein Spiel in der Lenkung, keine Meinungsverschiedenheiten zwischen Federn und Dämpfern. Nur die Höchstgeschwindigkeit haben die Techniker aus Sicherheitsgründen auf 80 km/h begrenzt, doch bis die Elektronik behutsam eingreift, darf nach Herzenslust beschleunigt werden.

Mehr muss nicht sein: Der neue VW Roadster ist kürzer als vier Meter, bietet gerade genug Platz für zwei und lässt sich bei Bedarf auf Knopfdruck auch zum Sparmodell machen. (Foto: Foto: VW)

Erster Eindruck: tolles Chassis, mitteilsame Lenkung, viel Grip, sportliches Handling, intuitive Bedienung. Sogar das Platzangebot überzeugt, die Sitze sind bequem, die Sitzposition ist sportwagenmäßig tief, die Sicht stimmt sogar bei geschlossenem Verdeck. Keine Frage: Dieser Zweisitzer hat Aussicht auf Erfolg.

Rückblick in den November 2007: Der VW-Vorstand beschließt, die Marktchancen eines preiswerten Mittelmotorsportwagens zu testen. Als Mittel zum Zweck soll ein Show Car dienen, das für Detroit 2009 in Auftrag gegeben wird. Die Eckdaten: weniger als vier Meter lang, unter 1300 Kilo Gewicht, Basispreis unter 25.000 Euro, tauglich für Europa und Amerika, günstig zu fertigende Stahlkarosserie, ausgelegt für Vierzylinder.

Unter der Entwicklungsnummer VW215/1 entsteht der BlueSport, ein knackiger Roadster mit manuellem Stoffverdeck, mittig quereingebautem 2,0-Liter-Diesel samt Doppelkupplungsgetriebe und einem Fahrwerk aus dem neuen modularen Querbaukasten (MQB). Die Vier-Lenker-Hinterachse ist ein Vorgriff auf die nächste Golf-Generation, die Federbein-Vorderachse und die Servolenkung stammen aus dem Polo-Teileregal. Ein kompakter Hilfsrahmen verbindet die Antriebseinheit mit der Karosserie.

Detroit 2009: VW BlueSport
:Flower Power

Erst nach einiger Geheimniskrämerei hat VW seine Roadster-Studie ins Rampenlicht der Detroit Autoshow gefahren - und beschwört vergangene Zeiten.

Das Blue in der Modellbezeichnung deutet an, dass dieser VW nicht nur der Freude am Fahren, sondern auch der Notwendigkeit zum Sparen verpflichtet ist. Blue steht für die Möglichkeit der Hybridisierung und des Elektroantriebs sowie für die Kompatibilität mit dem BlueMotion-Paket und dem noch anspruchsvolleren Twin-Drive-Modul.

VW Amarok
:Auf den Wolf gekommen

Als erster europäischer Hersteller präsentiert VW einen Pick-up in der Ein-Tonnen-Klasse - vorerst noch als Studie. Das neue Modell soll den Namen Amarok tragen und 2010 auf den Markt kommen. Erste Bilder, erste Fakten

Die Studie besitzt als erstes Auto aus Wolfsburg eine Eco-Taste, die mit Hilfe einer Start-Stopp-Automatik samt Bremsenergie-Rückgewinnung den Verbrauch um 0,2 Liter reduziert. Wer umweltfreundlich fährt, kommt im Schnitt mit 4,3 Liter Diesel 100 Kilometer weit und emittiert nur 113 g/km CO2. Das andere Extrem heißt Sport. Es verkürzt auf Knopfdruck die Schaltzeiten, animiert das Getriebe zu späterem Hochschalten und früherem Zurückschalten, verändert die Kennlinie von Gaspedal und Lenkung. Aus dem Stand beschleunigt das in der Serie unter 1200 Kilo leichte Auto in 6,6 Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 226 km/h.

Die Karosserie besteht aus hochfestem Stahl, doch Türen und Hauben werden aus Aluminium hergestellt. Die Dachkonstruktion ist mit 27 Kilogramm die leichteste ihrer Art. Gegen Aufpreis will VW eine elektrische Bedienung anbieten. Obwohl der BlueSport 3,99 Meter kurz und 1,26 Meter flach ist, fassen die beiden Gepäckabteile zusammen akzeptable 182 Liter. Der 50-Liter-Tank könnte sich in Verbindung mit hochaufgeladenen Benzinmotoren allerdings als etwas zu klein erweisen.

Die 19 Zoll großen Räder sollen als Option Bestand haben, doch als Basis sind bescheidenere 16-, 17- und 18- Zöller angedacht. Diese breite Spreizung bedingt zwei verschiedene Bremsanlagen: 15-Zoll-Stopper für die kleinen Aggregate, 17-Zoll-Scheiben und größere Sättel in der Leistungsklasse ab 160 PS. Auch beim Doppelkupplungsgetriebe (DKG) hängt die Zahl der Gänge davon ab, mit welcher Maschine das Räderwerk verblockt ist. Die drehmomentstarken Treibsätze kommen durchweg mit sechs Fahrstufen aus.

Im Concept BlueSport ist ein 2,0-Liter-Common-Rail-Diesel eingebaut, der 132 kW (180 PS) bei 4200 U/min und 350 Nm bei 1750 U/min mobilisiert. Die Liste der außerdem vorgesehenen Varianten ist lang, denn die markenspezifische Differenzierung erfolgt vor allem über den Motor. Die Palette reicht beim Benziner vom 1,2- und 1,4-Liter-TSI mit 77 kW (105 PS), 90 kW (122 PS) und 118 kW (160 PS) bis zum großen 2,0-Liter-TSI, der im Normalfall für 154 kW (210 PS) gut ist. In der betont sportlichen R-Variante sind sogar 195 kW (265 PS) möglich. Dazu kommen drei Diesel, zwei 1,6-Liter-Triebwerke mit 77 kW (105 PS) und 103 kW (140 PS) sowie der von uns bewegte 2.0 TDI.

Vier Marken sollen am Roadster-Kuchen naschen dürfen: Seat mit einem günstigen Einstiegsmodell, VW mit einem besonders breiten Angebot an Motoren und Ausstattungsvarianten, Audi mit mindestens je einem starken Benziner und Diesel und Porsche mit einer Art Reinkarnation des unvergessenen 356. Während sich die Schwaben noch zieren ("Wir machen uns doch nicht selbst das Image kaputt . . ."), ist für VW die zehnte Konzernmarke fester Bestandteil des Stückzahlgerüsts.

Das Interieur des Roadsters ist vergleichsweise schlicht: mit schwarzem Leder bezogene Sportsitze, diverse Alu-Applikationen, vier große Rundinstrumente, daneben der Touchscreen für das Bediensystem MMI. Unumstrittener Blickfang ist jedoch der Drehschalter für das DKG, mit dem man im Handumdrehen die Fahrstufen wechseln kann. Manuell geschaltet wird vorrangig über zwei Paddel am Volant. Netter Gag: Das Absenken der Innenraumtemperatur färbt die Anzeige in einem kühlen Blau, das Aufdrehen der Heizung wird durch einen warmen Rotton quittiert.

Konzernintern wird bereits nach einem geeigneten Produktionsstandort gesucht, das Entwicklungsteam hat längst generalstabsmäßige Formen angenommen und die Systemlieferanten stehen seit Wochen Gewehr bei Fuß. Die Markteinführung im Frühjahr 2012 gilt als sicher.

© SZ vom 15.6.2009/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: