Vernetztes Fahren:Wir wissen, wo dein Auto steht

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Car Connection ist vielleicht interessant für Stadtbewohner, die sich jeden Tag einen Parkplatz suchen müssen. (Foto: Günther Reger)
  • Car Connection ist eine Verbindung aus Hardware im Auto zur Datenerfassung. Die Darstellung der Daten erfolgt in einer Smartphone-App.
  • Es handelt sich um ein Hilfsmittel, um spritsparend zu fahren und außerdem die Position von Autos zu erfassen.

Von Helmut Martin-Jung

Die Wanze ist kaum größer als eine Streichholzschachtel. Sie kommt in eine Buchse, den sogenannten ODB2-Anschluss, im Innenraum von Autos. ODB2-Buchse? Nie gesehen? Kein Wunder, die ist meist dort angeordnet, wo man nur selten hinkommt, an der Lenksäule im Fußraum etwa. Eine blau leuchtende Diode an dem kleinen Gerät zeigt an, wenn es aktiv ist, doch wer nicht danach sucht, wird auch das kaum sehen.

Einmal dort angebracht, kriegt die kleine Box aber alles mit, was das Auto an Daten an die ODB-Schnittstelle liefert. ODB steht für On-Board-Diagnose. Nahezu alle Autos, die jünger sind als zehn Jahre, haben diesen Anschluss und halten sich an die Norm. Ihn benutzen Werkstätten, wenn sie mit einem Laptop die Daten eines Autos auslesen. Doch das kleine Kästchen kann noch mehr: Weil es über ein eingebautes Mobilfunkmodul samt SIM-Karte und einen GPS-Empfänger verfügt, wird auch die Position des Autos erfasst. Und über ein Smartphone lässt sie sich bequem vom Sofa aus checken. Das funktioniert über eine App, also ein Programm für Smartphones, das man sich kostenlos auf Handys mit Android- oder Apple-Betriebssystem laden kann.

Der Mobilfunkbetreiber O2 bewirbt sein Produkt natürlich nicht als Wanze. Car Connection, wie man die Verbindung aus Hardware im Auto, Datenerfassung und Darstellung in einer Handy-App genannt hat, wird vermarktet als Hilfsmittel, um spritsparend zu fahren und außerdem die Position von Autos zu erfassen - vielleicht nicht ganz uninteressant für Stadtbewohner, die sich jeden Tag einen Parkplatz suchen müssen. Außerdem kann man auch einstellen, dass sich das System meldet, wenn das Auto einen vorher angegebenen Bereich verlässt.

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Das Gerät muss erst für das jeweilige Auto bei O2 angemeldet werden. Dazu braucht man die Fahrgestell-Nummer und den beiliegenden Aktivierungs-Code. Außerdem muss das Auto danach bewegt werden, um die Anmeldung zu aktivieren. Schnell mal in ein Auto hüpfen und das kleine Ding anstecken, das funktioniert also nicht ohne Weiteres. In der Smartphone-App lassen sich dann verschiedene Benutzer eintragen, zum Beispiel Mitarbeiter einer kleineren Firma oder Familienmitglieder.

Und die können dann darum wetteifern, wer am wenigsten Sprit braucht. Einmal heftig aufs Gas gestiegen, weil man sich geärgert hat - "Pling" schon erscheint eine neue Nachricht auf dem Handy, dass Fahrer X mit Auto Y stark beschleunigt hat. Auch wer über 130 km/h schnell fährt, löst damit eine Meldung aus und verschlechtert damit sein Ranking unter den angemeldeten Fahrern.

Daten interessieren auch die Versicherer

Erfasst wird aber nicht nur das Fahrverhalten, sondern in einem Logbuch auch alle gefahrenen Strecken. Tag für Tag lässt sich nachvollziehen, wer wann wo war und wie viel Treibstoff auf welchen Streckenabschnitten verbraucht wurde. Dazu werden die gefahrenen Strecken auf einer digitalen Karte exakt angezeigt. Solche Daten interessieren natürlich auch die Versicherer brennend. Schon gibt es erste Unternehmen der Branche, die Tarife an den Fahrstil koppeln wollen.

Ob allerdings drei oder auch zehn Nachrichten pro Tag auf dem Smartphone davon abhalten so zu fahren, wie man will, ist fraglich. Mit der Zeit verliert das wohl seinen Reiz - auch wenn es ökologisch sicher sinnvoll ist. Anders mag das in Firmen sein, wo der Chef die Mitarbeiter schon dazu verpflichten kann, den Fuhrpark pfleglich zu behandeln und das dann auch überprüft. Apropos überprüfen: Über die OBD2-Schnittstelle meldet der Bordcomputer auch Probleme, sodass man rechtzeitig reagieren und eine Werkstatt aufsuchen kann.

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Car Connection kostet einmalig 150 Euro inklusive Online-Verbindung für ein Jahr. Die funktioniert auch im Ausland, kostenlos aber nur bis zu 50 Megabyte. Nach einem Jahr werden fünf Euro pro Monat fällig.

© SZ vom 06.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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