Radfahren:Dieser Fahrradhelm blinkt und warnt vor Autos

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In diesem Fahrradhelm sind die Blinker integriert. (Foto: Brooklyness)
  • Das US-Start-up Brooklyness hat einen Helm mit integrierten Blinkern entwickelt, die per Gesten aktiviert werden.
  • Durch zwei Kameras warnt der Helm auch vor Autos im toten Winkel.

Von Felix Reek

Sie werden von Autofahrern geschnitten, bedrängt oder einfach übersehen: Im hektischen Großstadtverkehr ist Radfahren oft gefährlich. Das liegt auch an der Sichtbarkeit. Blinker gibt es nicht, den Arm strecken viele nur selten aus. Dieses Problem will das US-Start-up Brooklyness beheben. Per Crowdfunding hat das Unternehmen den "Classon" finanziert, nach eigenen Angaben der "intelligenteste Helm der Welt".

Der selbstbewusste Werbeslogan ist angebracht. Bisher am Markt erhältliche Helme schützen den Kopf. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Im Classon sind zwei Computerchips verbaut, die einige Zusatzfunktionen ermöglichen. Die erste: Der Helm blinkt. Vorne und hinten sind Leuchtelemente angebracht, die die Richtung anzeigen. Dies geschieht automatisch, Bewegungssensoren interpretieren die Körpersprache des Radfahrers. Streckt dieser den Arm nach links aus, blinkt der Helm auf der gleichen Seite. Verlangsamt er das Tempo, leuchtet eine Bremslampe auf.

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Verkehrsrowdys sollten sich in Zukunft vorsehen, wenn sie im Straßenverkehr einem Radler mit dem Classon begegnen. Vorne und hinten im Helm sitzt jeweils eine Kamera, die die Umgebung aufzeichnet. Und somit jedes Verkehrsvergehen. Der Grund für die Kameras sei aber die erhöhte Sicherheit für den Radler, sagen die Macher von Brooklyness. Nähert sich ein Fahrzeug im toten Winkel, blinkt eine LED am Rand des Helmes auf und warnt ihn. Bei Autos ist das im Seitenspiegel schon seit Jahren üblich.

Die Kameras zeichnen die ganze Zeit auf

In Deutschland dürften die Kameras des Classon aber für Probleme sorgen. Sie funktionieren nämlich genau wie Dash-Cams im Auto, die an Windschutzscheiben oder auf dem Armaturenbrett montiert sind. Solche Kameras sind umstritten. Zwar entschied das Oberlandesgericht Stuttgart im Mai, das Bildmaterial einer Dash-Cam als Beweismaterial in einem Unfall zuzulassen. Dies sei aber nur in schwerwiegenden Fällen rechtmäßig. Weiterhin ungeklärt ist die Frage des Datenschutzes bezüglich des aufgezeichneten Materials.

Das gilt auch für ein weiteres Feature des Multimedia-Fahrradhelms. Wer für 100 US-Dollar im Jahr, umgerechnet etwa 90 Euro, dem "Classon Club" beitritt, kann sein Smartphone via Bluetooth mit dem Helm verbinden. Dies ermöglicht dem Radler, seine Fahrt über die App des Start-ups live im Internet zu streamen oder, wesentlich nützlicher, sich den Weg anzeigen lassen. Der Classon setzt dann Richtungsanzeigen des Navigationssystems auf dem Handy als Leuchten am Helmrand um. So muss der Radfahrer während der Fahrt nicht auf das Smartphone-Display schauen.

Produziert wird der Helm übrigens nicht von der Firma selbst, sondern von einem großen Zulieferer der Fahrradbranche, der auch andere Unternehmen beliefert. Brooklyness ist wie auch schon bei seinem faltbaren E-Bike nur der Entwickler und Ideengeber. Beginnen soll die Auslieferung der auch in Deutschland erhältlichen Helme Mitte kommenden Jahres für etwa 300 Dollar, umgerechnet etwa 265 Euro.

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