Umgebautes Model S:Tesla als Leichenwagen

Lautlos zur letzten Ruhestätte: Eine niederländische Firma hat das Model S umgebaut. Keine ganz leichte Operation.

Von Thomas Harloff

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(Foto: Remetzcar)

Ein Friedhof ist ein würdevoller Ort. Die Hektik der Welt bleibt draußen an schweren Eisentoren hängen. Die Stille, die rund um die Gräber und zwischen Blumen, Bäumen und Wiesen herrscht, wird nur selten gestört. Doch wenn es laut wird, fällt es umso mehr auf. Wenn ein Friedhofsgärtner nicht auf seinen Laubbläser verzichten kann beispielsweise. Oder Kinder oder Jogger über die Wege toben. Oder die Bestatter mit ihren Leichenwagen kommen, deren laut nagelnde Triebwerke von den schlechten Seiten der Dieseltechnologie künden. Die Elektromobilität kann helfen, diesen Pietätsverlust auszugleichen. Schließlich surren E-Autos leiser über die Straßen als jedes noch so leise Auto mit Verbrennungsmotor. Eigentlich sind sie fast lautlos. Eine niederländische Firma hat dieses Potenzial erkannt und nun das Tesla Model S zum Leichenwagen umgebaut.

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(Foto: Remetzcar)

Remetzcar heißt die in Lisse nahe der Nordsee ansässige Firma, die ihr Geschäft 1996 mit dem Umbau von Oberklasseautos zu Stretchlimousinen begann. Zwischendurch baute Remetzcar immer wieder Leichenwagen, die nicht ganz der Norm entsprachen. Als Basis dienten nämlich nicht große Kombis wie das Mercedes E-Klasse T-Modell oder Transporter wie der Mercedes Sprinter oder der VW Bus, sondern zum Beispiel ein Fiat 500.

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(Foto: Remetzcar)

Nun also das Tesla Model S. Um dem Elektroauto die typische Form zu geben, war verstärkter Trennschleifereinsatz nötig. Schließlich gibt es den Tesla ausschließlich als Limousine, deren Fließheck gegen ein Steilheck mit großer Klappe getauscht werden musste. Aber nicht nur oberhalb der Schulterlinie waren weitreichende Änderungen nötig. Um hinter den beiden Sitzen eine Trennwand zu integrieren und Platz für den Sarg zu schaffen, musste der Radstand um mehr als 80 Zentimeter verlängert werden. Nun misst das Auto 5,78 Meter.

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(Foto: Remetzcar)

Die Flexarbeiten waren deutlich komplizierter als bei einem Auto mit konventionellem Antrieb. Im Unterboden sitzen die Batteriezellen des Tesla, sie nehmen fast den kompletten Raum zwischen den Achsen ein. Für den Umbau musste der gesamte, ungefähr 600 Kilogramm schwere Akku raus aus dem Auto, um ihn später an Ort und Stelle wieder einzusetzen. Der Tesla behält seinen Aktionsradius weitgehend bei. Remetzcar nennt für das Modell mit 70-Kilowattstunden-Batterie eine elektrische Reichweite von mindestens 350 Kilometern. Tesla gibt für die serienmäßige Limousine einen nach dem Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) gemessenen Wert von 442 Kilometern an.

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(Foto: Remetzcar)

Es ist kein Zufall, dass eine niederländische Firma den ersten Tesla-Leichenwagen fertigt. Weil es Kaufanreize wie Steuererleichterungen und eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur gibt, gehört das Königreich zusammen mit Norwegen zu den europäischen Vorreitern in Sachen Elektromobilität. Etwa zehn Prozent aller neu zugelassenen Autos werden von Elektromotoren angetrieben. Doch die Niederländer streben noch mehr an. Derzeit gibt es eine Gesetzesinitiative, nach der von 2025 an keine Autos mehr zugelassen werden sollen, deren Motoren fossile Treibstoffe verbrennen. Erste Hürden hat der Vorschlag der sozialdemokratischen Partei PvdA im niederländischen Parlament bereits genommen.

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(Foto: Remetzcar)

Doch ein fortschrittlicher Antrieb ist nur das eine. Auch ein Tesla muss durch Qualitäten überzeugen, die aus ihm einen seriösen und praktischen Leichenwagen machen. Deshalb verfügt er an beiden Seiten über Klappen, durch die der Bestatter den Stauraum unter dem Teakboden befüllen kann. Außerdem gibt es Halterungen für Blumen und alles andere, was es für eine Fahrt zur letzten Ruhestätte braucht.

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(Foto: Remetzcar)

Bei einer Bestattungsmesse hatte der umgebaute Tesla in der vergangenen Woche seinen ersten öffentlichen Auftritt. Einen Preis nennt Remetzcar für seinen Elektro-Leichenwagen noch nicht. Er dürfte aber billiger sein als das Auto, dass das britische Bestattungsinstitut A. W. Lymn einsetzt: Ein Leichenwagen auf Basis des Rolls-Royce Phantom. Dessen 6,75-Liter-V12-Motor ist ebenfalls sehr leise. An den Tesla kommt er allerdings in dieser Hinsicht nicht heran.

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