Legendäres Fernsehauto:K.I.T.T. macht deutsche Polizisten neugierig

Lesezeit: 5 min

Florian Bertele in seinem Kitt-Nachbau. Das spezielle Lenkrad darf er nur anschrauben, wenn das Auto parkt. (Foto: Steve Przybilla)

Florian Bertele hat das sprechende Auto aus "Knight Rider" detailgetreu nachgebaut. Wie das TV-Vorbild kann sein Wagen sprechen. Das lässt nicht nur Passanten staunen.

Von Steve Przybilla

Da, schon wieder! Der Blick. Das Staunen. Die Neugier. Die kindliche Freude. Gefolgt von der unvermeidlichen Frage: "Ist das wirklich K.I.T.T.?"

Wenn Florian Bertele eine Parklücke besetzt, sind solche Reaktionen an der Tagesordnung. Der 33-jährige Elektriker aus dem Schwäbischen hat sich daran gewöhnt, dass sich eine Menschentraube um sein Auto bildet, sobald er irgendwo hält. Lässig drückt er dann ein paar Knöpfe, damit die Sensoren in der Motorhaube aufleuchten. Das Cockpit funkelt, der Motor röhrt, und dann kommt der große Höhepunkt: Das Auto spricht. "Bist du ein Opel?", fragt Bertele seinen Wagen. "Sehr witzig", blafft der Lautsprecher zurück. Einem Schaulustigen fällt vor Schreck fast der Döner aus der Hand.

Legendäres Fernsehauto
:Der K.I.T.T.-Nachbau in Bildern

Florian Bertele hat viel Geld und Arbeit investiert, um diesen Pontiac Firebird in eine perfekte K.I.T.T.-Kopie zu verwandeln. Die Details zum Fernsehauto aus "Knight Rider".

Von Steve Przybilla und Thomas Harloff

Für all diejenigen, die nach der Jahrtausendwende geboren sind, hier ein kurzer Erkläreinschub: K.I.T.T. (die Abkürzung steht für Knight Industries Two Thousand) ist ein sprechendes Auto, eine vollautomatisch fahrende, wahnwitzig schnelle, unzerstörbare und überaus witzige Fernseh-Legende, die von 1982 bis 1986 durch Kalifornien rollte. Am Steuer: David Hasselhoff alias Michael Knight. Mit Sonnenbrille, Lederjacke und Brusthaar-Mähne, die durch stets ein weit aufgeknöpftes Hemd wucherte, sorgte "Knight Rider" stets für Recht und Ordnung. Halb Cowboy, halb Rallyefahrer, und immer beschützt von seinem treuen Gefährten: K.I.T.T., dem Auto.

In der heutigen Zeit klingen solche Abenteuer vielleicht etwas altbacken. Der Serien-Slogan "Ein Auto, ein Computer, ein Mann" ringt vielen Zuschauern nur noch ein müdes Lächeln ab. Nicht einmal 30 Euro kostet die komplette Knight-Rider-DVD-Box. Doch das ist egal, denn K.I.T.T. lebt außerhalb des Fernsehers weiter. In Deutschland existiert eine regelrechte Fan-Szene mit Dutzenden Aktiven, die in liebevoller Kleinstarbeit ihren eigenen K.I.T.T. nachgebaut haben.

Florian Bertele ist einer von ihnen. Äußerlich hat der Elektriker aus Schwäbisch Gmünd nicht viel mit Michael Knight gemeinsam: Kapuzenpulli statt Lederjacke, Turnschuhe statt Westernstiefel. Dazu Brille und Bart. Doch sein Auto, ein Pontiac Firebird von 1992, gleicht der TV-Vorlage bis ins kleinste Detail. Als Bertele gerade den Motor abstellen will, hält ein Radfahrer an: "Ich will nur mal gucken. Darf ich ein Foto machen?" Jetzt ist Bertele in seinem Element. Er berührt den Touchscreen in der Mittelkonsole, woraufhin K.I.T.T. antwortet: "Das hat mir gerade noch gefehlt." Der Radler ist außer sich vor Begeisterung; Bertele verteilt eine Visitenkarte: " Bei Facebook heiße ich ,A KITT'. Du darfst mich gerne liken."

Auf Knopfdruck läuft jede beliebige Knight-Rider-Folge

Ein Lob scheint wirklich angebracht, allein schon beim Blick in den Cockpit-artigen Innenraum. Beleuchtete Overhead-Knöpfe. Schonbezüge über den Sitzen. Zwei Bildschirme im Armaturenbrett, die auf Knopfdruck jede gewünschte Knight-Rider-Folge abspielen. Nur beim Lenkrad musste der Fan einen Kompromiss eingehen. Das in der Serie verwendete Piloten-Modell ist in Deutschland nicht zugelassen - deshalb darf er es nur auf dem Parkplatz dranschrauben. Aber sonst ist alles Original. "Die meisten Teile habe ich über das Internet bestellt", sagt der Bastler. Auch innerhalb der Szene helfe man sich mit Ratschlägen aus. Unter den Knight-Rider-Fans "herrscht kein Konkurrenzdenken", sagt Bertele. "Manchmal schrauben wir auch zu zweit, damit es schneller geht."

Der süddeutsche K.I.T.T. hat 150 PS unter der Haube. Und ein Autogramm von David Hasselhoff. "Das war noch vor meiner Zeit", sagt Florian Bertele, während er die Motorhaube vorsichtig nach oben schiebt. "Ich habe das Auto im Jahr 2010 gekauft. Der Vorbesitzer hatte David Hasselhoff in Berlin getroffen und ein Autogramm ergattert." Nach dem Kauf seines Autos hat Bertele jede freie Minute in der Garage verbracht. Er hat das Armaturenbrett mit Strukturspray besprüht, die Außenlautsprecher angeschraubt, eine Zusatzbatterie verbaut, die Windows-Spracherkennung installiert. Was all das gekostet hat? "Blut, Schweiß und Zeit", antwortet der Besitzer. Allein das Armaturenbrett habe ihn 300 Arbeitsstunden gekostet. "Schleifen, spachteln, anpassen - diese Mühe kann man nicht in Geld beziffern."

Früher hat Bertele seinen Liebling jede Woche in die Waschstraße gefahren. Inzwischen sieht er die Sache etwas lockerer, wobei K.I.T.T. ohnehin kaum Gelegenheit hat, schmutzig zu werden: Von Oktober bis März hält er "Winterschlaf", weil ihm Salz und Rost mehr zu schaffen machen als so manche Vollbremsung. Und selbst im Sommer kommt der rüstige Flitzer nur am Wochenende und zu besonderen Anlässen auf die Straße. Wie in der Kitt-Szene üblich, vermietet Bertele seinen Wagen unter anderem für Hochzeiten und alle möglichen Foto-Sessions. "Aber nur mit mir am Steuer", betont der Besitzer. Wer sonst noch fahren darf? "Nur meine Frau. Und irgendwann einmal mein Sohn. Aber der ist noch nicht mal ein Jahr alt."

Filmfahrzeuge
:Hollywoods Autos unter dem Hammer

Das erste Batmobil, Magnums Ferrari, James Bonds Aston Martin: Diese Fahrzeuge schrieben Film- und Fernsehgeschichte - und erzielten danach Rekordpreise.

Von Felix Reek

Was ist so faszinierend an K.I.T.T.? Warum übt "Knight Rider" auch 30 Jahre nach seiner Erstausstrahlung immer noch eine solche Anziehungskraft aus? Bei solchen Fragen muss der Bastler nicht lange überlegen: "Ich habe schon als Kind alle Folgen geguckt. David Hasselhoff ist einfach mega-cool. Und dieser Humor - so was sieht man heute nicht mehr." Womöglich haben die frühen Fernseherlebnisse dazu geführt, dass er zu einem großen Amerika-Fan geworden ist. "Ich habe Verwandte an der Westküste und bin regelmäßig dort", erzählt der Bertele hinterm Kitt-Steuer. "Ich mag dieses große Land, auch wenn ich dort nicht für immer leben wollte."

Einen Motorschaden hat K.I.T.T. schon hinter sich

Als Bertele aufs Gaspedal tritt, röhrt K.I.T.T.. 160 000 Kilometer hat der Wagen mittlerweile schon auf dem Buckel, vor zwei Jahren ist er wegen eines Motorschadens ausgefallen. "Die amerikanischen Autos haben einen unglaublichen Komfort", sagt Bertele. "Aber die Verarbeitung ist nicht so sorgfältig wie bei deutschen Modellen." Auch der Einstieg ist erst mal ungewohnt. Man sitzt tief, der Beifahrer muss die Beine zur Seite klappen, um das riesige Armaturenbrett nicht zu berühren.

Und was ist mit diversen Sicherheitsfeatures? Airbag? ABS? Seitenaufprallschutz? Der Besitzer schüttelt nur den Kopf. "Servolenkung hat er. Und eine Klimaanlage." Auch ein Sicherheitsgurt ist vorhanden - im Original sei das keine Selbstverständlichkeit gewesen. Damals, in den 1980er-Jahren, raste David Hasselhoff stets unangeschnallt durch die Gegend. Verfolgungsjagden, Vollbremsungen, Schießereien und Sprünge über Lkw-Anhänger - all das, was Action-Serien im Fernsehen eben so auszeichnete, überstand er dennoch ohne jeden Kratzer. Klar, der Fernseh-K.I.T.T.hatte eine unzerstörbare Außenhülle.

Alle Zubehörteile besitzen eine Zulassung

Auf solche Stunts muss der deutsche Nachbau freilich verzichten. Kein Wunder, denn er verfügt weder über einen Schleudersitz noch über den berühmten "Turbo-Boost", der K.I.T.T. so schnell wie eine Rakete werden ließ. Für Polizisten bleibt die deutsche Variante trotzdem interessant. "Die haben mich bestimmt schon zehn Mal rausgezogen", erzählt Bertele. In den meisten Fällen seien die Beamten nur neugierig gewesen, so wie alle anderen auch. Und der TÜV? "Da kommt es ganz auf den Prüfer an", sagt der Kitt-Fan. "Bei manchen geht's schnell, bei anderen dauert es ewig." Alle Zubehörteile besäßen aber eine Zulassung, beteuert der Tuner.

So richtig fertig ist sein Lieblingsprojekt sowieso nie. "Du hast immer was zu tun", sagt Bertele. Das Wichtigste, das man bei einem solchen Hobby brauche, sei Geduld. Als nächstes möchte sich Bertele noch einmal die Motorhaube vornehmen. Auch die Spracherkennung soll überarbeitet werden. "Momentan basiert mein System auf Windows. Mal sehen, ob die Google-Software besser funktioniert."

Als K.I.T.T. am Straßenrand hält, funktioniert die Technik jedenfalls perfekt. "Hallo", tönt es aus dem Außenlautsprecher, als eine junge Frau mit raschen Schritten näherkommt. Florian Bertele grinst, weil sich schon wieder jemand für sein ausgefallenes Super-Auto interessiert. Doch die Dame hat für das blinkende Interieur und die Sprüche des Autos nicht besonders viel übrig. "Sie haben mich zugeparkt", sagt sie nur kurz und setzt eine ernste Miene auf. "Könnten Sie bitte mal wegfahren?" Da ist der Besitzer baff. Mit lautem Dröhnen macht er die Parkbucht frei, während auf dem Bürgersteig schon der nächste Passant sein Handy zückt, um ein Foto zu machen. Bertele kann beruhigt sein: K.I.T.T. verzaubert noch immer.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Filmstars aus Blech
:Die 15 beliebtesten Autos der Filmgeschichte

Der coole K.I.T.T., der kultige Van vom A-Team oder der knuddelige Käfer Herbie: Sie können sprechen und schießen. Sie stehlen den menschlichen Hauptdarstellern die Schau oder gehen mit ihren Fahrern durch dick und dünn. Diese Filmautos wurden zu Legenden.

Sascha Gorhau

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: