Jaguar C-X75:Noch geht ihm nicht die Düse

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Der Jaguar C-X75 ist eine der schönsten Sportwagenstudien der letzten Jahre. Sein Antrieb mit Gasturbinen ist reine Zukunftsmusik, noch. Die erste Ausfahrt - rein elektrisch.

Stefan Grundhoff

Die Umgebung könnte nicht besser gewählt sein. Der kleine Flugplatz unweit von Los Angeles ist der ideale Platz für die erste Ausfahrt mit dem visionären Jaguar. Auf dem Pariser Automobilsalon Anfang Oktober war der C-X75, den sich Jaguar selbst zum 75. Firmenjubiläum schenkte, einer der gefeierten Zukunftsstars.

Jaguar C-X75
:Startbahn L.A.

Der Jaguar C-X75 ist eine der schönsten Sportwagenstudien der vergangenen Jahre. Sein Antrieb mit Gasturbinen ist reine Zukunftsmusik, noch. Die erste Ausfahrt - rein elektrisch.

Stefan Grundhoff

Ebenso spektakulär wie sein Design ist die Antriebstechnik des coolen Briten. "Der Prototyp wird an sich von vier Elektromotoren angetrieben, die in den Radnaben sitzen", erklärt Projektleiter Nigel Taylor, "die leisten 4 x 145 KW bzw. 4 x 195 PS und ein maximales Drehmoment von bis zu 1600 Nm." Frisch an der 220-Volt-Steckdose aufgeladen, lassen sich rein elektrisch bis zu 110 Kilometer zurücklegen.

Damit aber nicht genug. Zwei kleine Gasturbinen im Heck des Supersportlers treiben mit ihren bis zu 80.000 U/min einen Range Extender (Reichweiten-Verlängerer) an, der eine Fahrstrecke von bis zu 900 Kilometern ermöglicht. Die wahrscheinliche Höchstgeschwindigkeit: 330 km/h, der Sprint von 0 auf Tempo 100 soll in 3,4 Sekunden erledigt sein.

Dabei ist der 1375 Kilogramm schwere C-X75 ein serieller Plug-In-Hybrid. Der Antrieb erfolgt rein elektrisch, die beiden Gasturbinen haben keinen Kontakt zur Achse und sind lediglich als mobile Stromgeneratoren an Bord. Sie lassen sich mit allen erdenklichen Treibstoffen befeuern. Aber: "Die beiden Gasturbinen laufen bei dem Prototypen noch nicht", trübt Nigel Taylor die Begeisterung in Sachen Zukunftsvortrieb, "dieses C-X75-Showcar wird von einem kleinen Elektromotor angetrieben."

Auf der Start- und Landebahn des Santa-Monica-Airport erhebt sich gerade ein historischer Doppeldecker und als der braun-weiß belederte Zukunftsinnenraum des C-X75 erst einmal erklommen ist, dröhnt ein kleiner Learjet in den strahlend blauen Himmel über Los Angeles.

Auf das Zünden der kleinen Mikro-Turbinen wartet der Pilot des britischen Sportlers also vergeblich. Immerhin würden dann pro Minute mehr als 35.000 Liter Luft durch die Düsen rasen, die öffentlichkeitswirksam unter einer Plexiglasscheibe verborgen sind.

Jaguar C-X75
:Katzen-Hammer

Jaguar reitet auf dem Jetstream: Das Hochleistungscoupé C-X75 tankt an der Steckdose, ist 330 km/h schnell und zwei Gasturbinen an Bord verlängern die Reichweite - mit Diesel, Biosprit, Alkohol oder Erdgas.

Bilder und Fakten.

Ein beherzter Tritt auf das polierte Aluminiumgaspedal und der rund vier Meter lange Beau setzt sich nahezu geräuschlos in Bewegung. Langsam, denn mehr als 40 km/h Spitze sind bei dem Einzelstück nicht drin. Keine Gefahr für die Umgebung. Auf der ausladenden Heckschürze gibt es trotzdem den Warnhinweis: "beware of blast".

Jaguar XF 3.0d S
:Die kaum gezähmte Raubkatze

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"Bei einer realen Umsetzung unserer Studie würde bis Tempo 160 nur eine Turbine laufen", erklärt Nigel Taylor, "für höhere Geschwindigkeiten würde sich die zweite dazu schalten. Schließlich soll jede Turbine mit hoher Drehzahl laufen, um besonders effizient zu sein. Dann ist sie leistungsstark und überaus wartungsarm. Wir prüfen ernsthaft den Serieneinsatz von kleinen Gasturbinen für die Zukunft."

Nahezu geräuschlos krabbelt der Jaguar im Jet-Design weiter an grauen Flugzeug-Hangars und privaten Learjets die Startbahn entlang. Als sich der nächste Flieger mit einem ohrenbetäubenden Grollen erhebt, wird die Lust größer, ein solches Fahrzeug einmal mit einem echten Turbinenantrieb zu fahren.

Erinnerungen an den Supersportwagen Jaguar XJ 220 kommen auf, der zwar keinen Düsenantrieb besaß, sich mit einer Höchstgeschwindigkeit von weit über 300 km/h aber wie ein Kampfjet fuhr. Seither warten die Briten in den eigenen Reihen auf einen echten Supersportler.

"Sicher würde uns ein echter Supersportwagen für das Image gut tun", unterstreicht Chefdesigner Ian Callum, "wir haben rund sieben bis acht Monate vor dem Pariser Salon mit der Arbeit an dem C-X75 begonnen. Alle Mitarbeiter waren sofort begeistert. Aber erst einmal stehen andere Projekte im Vordergrund."

So bleibt der Zweisitzer leider wohl ein reines Entwicklungsprojekt und wird in dieser Form niemals gebaut. Aber: Der Konzerninhaber Ratan Tata hat sich vor einigen Monaten mit 25 Prozent an der Firma Bladon Jets beteiligt, die kleine Gasturbinen fertigt.

Vielleicht wird der Jaguar C-X75 mittelfristig doch noch Realität?

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