Fiat Qubo vs. Peugeot Tepee:Helden des Alltags

Lesezeit: 4 min

Sie werden immer beliebter: praktische Freizeitautos, die von kleinen Lieferwagen abgeleitet sind - mit aufgepeppter Optik, Fenstern rundum und viel Platz für Hobby und Familie.

Jürgen Wolff

Der Unterschied macht ungefähr ein Jahr lang Bafög aus - legt man den durchschnittlichen Fördersatz zugrunde. Wer als Familienkutsche den Peugeot Partner Tepee HDi FAP 110 im Auge hat, muss mindestens 20.350 Euro dafür ausgeben. Beim Fiat Fiorino Qubo 1.3 JTD ist man bereits ab 14.590 Euro dabei. Die Frage ist: Lohnen der deutlich stärkere Motor und das größere Raumangebot des Peugeot den um 5760 Euro höheren Preis? Oder reicht der Italiener?

Klare Antwort: Es kommt darauf an.

Die meisten Aufgaben im familiären Alltag wird der Fiat nicht schlechter lösen als der Peugeot. Der allerdings kann alles etwas besser - meistens.

Auf den ersten Blick schon ähneln sich die zwei in vielem. Beide kommen in einer praktischen Kleinlaster-Karosserie daher, die vor allem auf gute Raumausnutzung setzt. Wer es vom Design her etwas extravaganter mag, dem wird die leicht gestufte Front des Italieners eher gefallen, die ein wenig an den ersten Multipla erinnert. Der Peugeot ist trotz des breit umrahmten Kühlergrills deutlich konventioneller.

Beide haben große, weit aufschwingende Heckklappen und praktische Schiebetüren für die zweite Reihe. Die breite schwarze Schutzleiste an den Seiten signalisiert, dass sie den rauen Alltag im Großstadtdschungel gut bestehen wollen und auch den ein oder anderen leichten Knuff auf dem Parkplatz wegstecken.

Wer beide nebeneinander stellt, merkt allerdings schon am Größenvergleich, dass man beim Tepee auch mehr Auto für den Mehrpreis bekommt. Der Franzose ist rund 40 Zentimeter länger, 13 Zentimeter breiter und acht Zentimeter höher als der Italiener. Dieses Mehr an Länge gibt der Peugeot aber kaum an seine Passagiere weiter - er bietet lieber den deutlich größeren Kofferraum.

Auf den vorderen Plätzen haben in beiden Minivans auch groß gewachsene Passagiere keine Probleme. Die Sitze lassen sich ausreichend weit nach hinten schieben, Schulter- und Ellenbogenfreiheit gibt es reichlich. Der Himmel schwebt so hoch droben, dass man noch mit Heiligenschein hineinpassen würde. Verschenkt wird von beiden das Potential in der zweiten Reihe. Wenn die Vordersitze bis ganz zurück geschoben sind, wird der Knieraum im Fiat ebenso wie im Peugeot unnötig eng. Warum hat man keine verschiebbaren Sitze im Fond eingebaut? Platz nach hinten wäre genug. Und mit ein wenig Verzicht auf Laderaum würden sich auch vier große Erwachsene auf längeren Touren nicht so eingeklemmt fühlen.

Denn Kofferraum ist üppig vorhanden. Der Fiat bietet voll bestuhlt mindestens 329 Liter an, wer die Sitze der zweiten Reihe umklappt oder ausbaut kommt auf 2500 Liter. Noch großzügiger der Peugeot: Er hat selbst noch mit zwei Sitzreihen 505 Liter im Angebot. Wer auch hier die hinteren Sitze abmontiert, der schafft sogar 3000 Liter. Zum Vergleich: Ein VW Passat Variant bietet selbst mit Zweierbestuhlung maximal 1731 Liter an, der neue E-Klasse-Kombi von Mercedes höchstens 1950 Liter. Die Sitze lassen sich sowohl im Qubo als auch im Tepee einfach ausbauen, gehören aber nicht gerade zu den leichtesten ihrer Art.

Mit wenig Mühe lassen sich beide Minivans dann auch bestücken. Eine Ladekante gibt es nicht, die riesigen Heckklappen schwenken weit nach oben - allerdings nicht ganz ohne Kraftaufwand. Der Ladeboden ist durchgehend eben, die Seitenwände glattflächig. Beim Peugeot stellte sich allerdings schnell heraus, dass der ausgelegte Filz ziemlich schmutzempfindlich ist. Die beiden Einzelsitze im Kofferraum, die den Peugeot zum Siebensitzer machen, sind im Alltag kaum zu gebrauchen: Halbwegs wohl fühlen sich darauf höchstens Kinder. Dafür stören sie aber im Kofferraum mit Penetranz, wenn man sie - wie meist - nicht braucht.

Die seitlichen Schiebetüren machen nicht nur das Einsteigen bequem, sondern sind vor allem auf engen Parkplätzen sehr praktisch. Allerdings musste man sie jeweils mit ziemlicher Wucht zuknallen, um sie zuverlässig zu schließen.

Was die Sicht angeht, liefern beide ein durchwachsenes Ergebnis. Wegen der erhöhten Sitzposition hat man sowohl im Fiat wie auch im Peugeot eine gute Übersicht über das Verkehrsgeschehen. Beim Tepee sieht man auch noch ganz gut, wo vorne Schluss ist. Beim Qubo wird das durch die nicht einsehbare wulstige Lippe zum Ratespiel. Der Blick nach schräg hinten ist in beiden Wagen durch breite B- und C-Säulen ziemlich verstellt. Und auch hinten ahnt man mehr, wo Schluss ist, als dass man es wirklich sehen kann.

Sowohl im Fiat wie auch im Peugeot kommt man sich dennoch gut aufgehoben vor. Die Materialqualitäten sind in Ordnung, wirken im Peugeot allerdings durchweg etwas wertiger. Der Franzose vermittelt diesen Eindruck rundum - irgendwo muss der Mehrpreis ja auch erfühlbar sein. Er hat deutlich mehr durchweg praktische und große Ablagen, in denen halbe Schulmannschaften ihren Krimskrams verstauen können. An den Rückenlehnen der Vordersitze gibt es leicht abwaschbare Klapptische wie im Flugzeug, damit die lieben Kleinen wissen, wo sie ihren Cheeseburger ablegen können.

Die Bedienung ist einfach und intuitiv, alle wichtigen Instrumente sind gut einsehbar, Knöpfe und Schalter gut erreichbar. Der Peugeot hat einen hilfreichen Berganfahrassistenten. Die Schaltknüppel liegen in beiden Fahrzeugen, wie heute üblich, relativ hoch und sind so bequem zu erreichen. Die Schaltwege sind kurz, im Fiat war das Einlegen des Rückwärtsganges gelegentlich mit etwas Hakelei verbunden.

Das bessere Lenkrad bringt der Fiat mit - gut zu fassen und handgerecht ausgeformt. Bei den Sitzen liegt dagegen der Peugeot vorne - man braucht nur ein paar Kilometer, um das deutlich zu merken. Wer den Fiat-Sitz ganz absenkt, nimmt auf einem nach hinten abfallenden Gestühl mit relativ kurzer Sitzfläche Platz - bei langen Strecken wird das schnell unbequem. Akzeptablen Seitenhalt bieten beide.

Schon der Fiat ist mit dem 1,3-Liter-Diesel brauchbar bestückt, solange man vor allem in der Stadt und dem näheren Umland unterwegs ist. Sobald es auf die Autobahn geht, ist der Lustgewinn so begrenzt wie es das Datenblatt vermuten ließ. Satte 16,4 Sekunden braucht der Qubo aus dem Stand auf Tempo 100, bei 155 km/h ist Schluss. Und selbst die zu erreichen, ist gegen Ende ziemlich mühselig. Zäh ist die Beschleunigung, auch aus niedrigen Drehzahlen heraus. Dass es ab 120 km/h zudem ziemlich lautstark zugeht, schmälert das Vergnügen weiter. Mehr Kraft hat Fiat für den Qubo nicht im Angebot - der alternative Benzinmotor steht mit zwei PS weniger in der Liste.

Mit dem Peugeot ist man da etwas flotter unterwegs. Kein Wunder: Auch hier macht sich natürlich der Mehrpreis bemerkbar und einen direkten Vergleich etwas unfair. 80 kW / 109 PS leistet der Diesel des Franzosen. Die Höchstgeschwindigkeit des 1,5-Tonners liegt dann bei 173 km/h und die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h ist in ertragbaren 14,3 Sekunden zu schaffen. Fairer ist der Kräftevergleich mit dem Tepee HDi 75. Dessen Common-Rail-Selbstzünder bietet ebenso 75 PS wie der Qubo und schneidet von den Messwerten deutlich schlechter ab: 18,3 Sekunden braucht er für den Spurt, mehr als 153 km/h geht nicht. Mit 16.900 Euro Einstandspreis ist er aber immer noch 2310 Euro teurer als der Fiat.

© sueddeutsche.de/Pressinform - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: