Dacia Duster TCe 125 4x2 im Test:Aus Überzeugung hemdsärmelig

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Dacia Duster TCe 125: Ein anständiges Auto für vergleichweise wenig Geld. (Foto: Dacia)

Vor vier Jahren wurde der Dacia Duster zum Überraschungserfolg. Nicht nur dank seines günstigen Preises, sondern auch wegen des Designs, großzügiger Platzverhältnisse und seines robusten Wesens. Mit der jüngsten Modellpflege ist der Rumäne noch ein Stück besser geworden.

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Das Votum für ein neues Auto beruht auf emotionalen oder ästhetischen Kriterien. Man kauft seinen Traumwagen, weil man ihn unbedingt will, ihn schön findet - und ihn sich leisten kann.

Seitdem sich in den letzten Jahren die Autopreise in immer abgehobenere Sphären verabschieden, fangen Autokäufer heute in der Regel erst zu rechnen an - und entscheiden sich dann oft für einen Dacia. Der rumänische Autohersteller überzeugt mit erschwinglichen Preisen. Und viele Kunden entscheiden diesbezüglich aus reiner Notwendigkeit zuerst mit dem Kopf - und dann erst wird der Bauch gefragt.

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Das Dacia-Angebot ist längst zu einer Modellpalette gewachsen und bietet auch ein SUV - den Duster. Der ist jüngst aufgefrischt worden und trägt nun etwas mehr Glanz im Gesicht. Neu sind Kühlergrill, Scheinwerfer, Dachreling und Rückleuchten - kleine optische Änderungen, die den Duster etwas hochwertiger aussehen lassen, ohne dass der Vorgänger auf einen Schlag alt aussieht. Der Innenraum präsentiert sich geräumig wie eh und je. Die Platzverhältnisse im Passagierabteil sind luftig in alle Richtungen, der zwischen 475 und 1636 Liter große Kofferraum ist sehr gut nutzbar.

Leise und geräumig

Seit dem Facelift zeigt sich das Cockpit modernisiert. Es verfügt über eine neue Mittelkonsole mit mehr Ablageflächen und anders gestaltete Rundinstrumenten. Im Interieur ist es dank besserer Dämmung nun zwar deutlich leiser als bislang, wegen des hohen Hartplastikanteils fühlen sich die Passagiere dennoch nicht gerade wie in einer Wohlfühloase. Aber der Fortschritt im Vergleich zu Dacias Anfangsjahren auf dem deutschen Markt ist unverkennbar.

Ein wenig grobschlächtig, aber funktional und geräumig: Der Innenraum des Dacia Duster. (Foto: Dacia)

Der Duster braucht kaum Knöpfe, um seine Funktionen steuern zu lassen. Natürlich verzichtet der Rumäne auf zahlreiche Ausstattungsmerkmale und Assistenzsysteme, die bei anderen per Tastendruck oder Touchscreen-Befehl ein- oder ausgeschalten werden müssen, aber echte Mangelerscheinungen kommen selten auf. Wer in Sachen Ausstattung nicht allzu asketisch unterwegs sein möchte, kann gegen Aufpreis Ledersitze, Sitzheizung vorne, Navigationssystem, Tempomat und Einparkhilfe ordern - die beiden letzten Merkmale sind Errungenschaften des Facelifts. Das Navi ist mit 279 Euro Aufpreis (inklusive Kartenmaterial) zudem sehr günstig und erfüllt seinen Zweck, auch wenn die Darstellung alles andere als detailreich ausgefallen ist und der Bildschirm zu weit unten sitzt.

Fortschrittlicher Motor

Die Auffrischung bringt auch einen neuen Motor ins Duster-Modellprogramm. Hinter der Bezeichnung "TCe 125" verbirgt sich ein neuer Top-Benziner, der mit 1,2 Litern Hubraum zwar kleiner ist als der bekannte 1,6-Liter-Vierzylinder mit 105 PS, diesen dank Turboaufladung jedoch um 20 PS überflügelt. Downsizing ist also auch bei Dacia das Gebot der Stunde, und wer das müde 1,6er-Aggregat kennt, der ist froh über diesen Fortschritt.

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Mit dem neuen Triebwerk ist der Dacia angemessen motorisiert, die 125 PS und maximal 205 Newtonmeter kommen mit dem knapp 1,3 Tonnen schweren SUV gut zurecht. Zwar muss der Motor immer mit Drehzahlen bei Laune gehalten werden, doch Beschleunigungsvorgänge bei mindestens 3000 Umdrehungen gehen flott. Über den Null-auf-Hundert-Wert von 10,4 Sekunden lässt sich wahrlich nicht meckern. Nur auf der Autobahn geht dem Aggregat die Puste aus. Es braucht viel Anlauf, um die Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h zu erreichen. Dacias Verbrauchsversprechen kann der Duster TCe 125 leider nicht einhalten: Statt 6,3 Liter hat er im Test durchschnittlich 8,4 Liter geschluckt.

Wer öfter ins Unterholz abbiegt oder im Winter gerne auf die Traktionsstärke eines Allradantriebs vertraut, muss zum 1,6-Liter-Benziner oder zum 110 PS starken Diesel greifen, denn Dacia kombiniert den neuen Motor ausschließlich mit Vorderradantrieb. Doch dort eingesetzt, wo man den Duster eh meistens antrifft, in der Großstadt oder als Allzweckwaffe in gutbürgerlichen Eigenheimsiedlungen, macht das Fehlen zweier zusätzlicher Antriebsräder keinen Unterschied. Der Möchtegern-Offroader ist auch mit Frontantrieb agil genug, um auf Landstraßen kein Verkehrshindernis zu sein, und komfortabel genug, um lange Strecken schmerzfrei und nervenschonend absolvieren zu können. Natürlich gibt es in beiden Bereichen Kontrahenten, die besser sind, aber für das Prädikat "guter Durchschnitt" reicht es beim Dacia Duster allemal.

Preislich liegt der Dacia Duster deutlich unter dem Durchschnitt, die Preise für das Basismodell mit 1,6-Liter-Benziner starten bei 10 490 Euro. Das elektronische Stabilitätsprogramm ESP ist nun serienmäßig an Bord, ebenso wie vier Airbags (Front- und Seitenairbags für die vorderen Passagiere). Mehr Luftsäcke gibt es jedoch nicht, ebensowenig wie standfeste Scheibenbremsen an allen vier Rädern. Dacia-Duster-Fahrer müssen an der Hinterachse mit antiquierten Trommelbremsen Vorlieb nehmen - das einzige echte Billig-Detail beim rumänischen Crossover.

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Der getestete TCe 125 kostet satte 4400 Euro mehr als das teure Basismodell, allerdings kombiniert der Hersteller diese Motorisierung mindestens mit dem zweihöchsten Ausstattungsniveau "Lauréate". In puncto Komfortausstattung bringt er in dieser Konfiguration das Nötigste mit, unter anderem eine Höhenverstellung für Lenkrad und Fahrersitz, eine Klimaanlage und ein CD-/MP3-Radio. Für weitere 2000 Euro hat der Duster TCe 125 bis auf verzichtbares Optikzubehör alles an Bord, was die Aufpreisliste bereithält - und kostet in Vollausstattung nicht einmal 17 000 Euro. Hightech darf man angesichts dieser Summe zwar nicht erwarten, aber die Kostenersparnis wiegt den Verzicht auf modernste Assistenzsysteme oder Multimedia- sowie Konnektivitätsmöglichkeiten mehr als auf.

Wie günstig der Duster wirklich ist, zeigen die Preise der Konkurrenten. Der Suzuki SX4 S-Cross ist mit 120-PS-Benzinmotor ab 19 490 Euro zu haben, der neue Nissan Qashqai ist in seiner 1,2-Liter-Benzinervariante fünf PS schwächer, aber 500 Euro teurer als sein japanischer Mitstreiter. Der Skoda Yeti 1.4 TSI mit 122 PS startet bei 21 190 Euro und der ebenfalls 122 PS starke Mini Cooper Countryman kostet mindestens 22 650 Euro. Hinzu kommen viele aufpreispflichtige Ausstattungsmerkmale, die diese Modelle erst zu wirklich besseren Autos als den Duster machen.

Ob sie deshalb mehr Charakter haben als der aus Überzeugung hemdsärmelige Rumäne, der sich nur beim Thema Sicherheit lumpen lässt, steht auf einem anderen Blatt. Gut möglich also, dass sich letztlich nicht nur der Kopf, sondern auch der Bauch für den Dacia entscheidet.

Technische Daten Dacia Duster TCe 125 4x2:

R4-Turbo-Benzinmotor mit 1,2 Litern Hubraum; 92 kW (125 PS); max. Drehmoment: 205 Nm bei 2000/min; Leergewicht: 1277 kg; Kofferraum: 475 - 1636 l; 0 - 100 km/h: 10,4 s; Vmax: 175 km/h; Testverbrauch: 8,4 l / 100 km (lt. Werk: 6,3 l; CO2-Ausstoß: 145 g/km); Euro 5; Grundpreis: 14 480 Euro

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