BMW 535i / 530d:Zurück in die Erfolgsspur

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Flacher, gestreckter, konsequenter: Der neue Fünfer bündelt alle guten BMW-Eigenschaften. Und setzt noch einiges drauf. Die erste Ausfahrt

Günther Fischer

"Da isser nun." Lässig und unprätentiös steht BMWs Chefdesigner Adrian van Hooydonk auf der Bühne und stellt sein neues Baby vor. Im sicheren Wissen, dass ihm ein großer Wurf gelungen ist, der die vielen BMW-Aficionados nicht enttäuschen wird. Die Vorschusslorbeeren, die nach der statischen Präsentation in der Münchner BMW-Zentrale eintrudelten, taten ein Übriges. "Ich glaube", so Hooydonk, "uns ist eine perfekt Businesslimousine gelungen, ein Maßanzug."

Wirkt schon im Stand schnell und souverän: der neue 5er BMW (Foto: Foto: óh)

Die Ähnlichkeit zum großen Bruder, dem neuen 7er, ist auf den ersten Blick frappant. Allerdings, und hier beginnen die kleinen Unterschiede, steigt die durchgezogene Sicke an der Seite im Gegensatz zum Siebener sanft nach hinten auf, verleiht dem Fünfer so eine leichte Keilform und soll ihn, wenn es nach Adrian van Hooydonk geht, auch schneller wirken lassen: "Der Fünfer soll schon im Stand Autobahngeschwindigkeit ausdrücken." Auch der berühmte, stilbildende und so oft kopierte Hofmeister-Knick im Abschluss der Fondtüren konnte dank neuer Fertigungstechniken wieder stärker herausgearbeitet werden - und verleiht dem Dachabschluss so fast eine Coupé-Linie.

Das Cockpit ist wieder mehr dem Fahrer zugewandt, Automatik-Wahlhebel und iDrive-Knopf stammen aus dem Siebener. Was die Qualität des Innenraums betrifft: Die Interieur-Details wirken sehr ausgefeilt, nach der Qualität geht jetzt auch das Design in die Tiefe. So werden an den Tür-Übergängen optische Stoßkanten vermieden. Und: Eine Tür sieht nun auch im geöffneten Zustand aufgeräumt und durchdesignt aus. Mag ja sein, dass Audi auf diesem Feld immer noch die Benchmark ist - BMW hat jetzt zumindest gleichgezogen. Als Gesamteindruck bleibt jedenfalls eine moderne, klassisch schöne Limousine mit klaren Zielen und Linien. Der Anschluss an die besten Zeiten des BMW-Designs ist vollzogen.

"Design ist aber nur ein Versprechen", führte Hoydoonk bei der ersten Fahrpräsentation später noch aus, "einlösen muss es die Technik". Deswegen wurde eine regelrechte Assistenten-Armee eingebaut - das meiste kennen wir aus dem Siebener. Gegen Aufpreis steht fast alles zur Verfügung, was in irgendeiner Weise den Autoalltag erleichtern und sicherer macht: Abstandsregel-Tempomat mit Stop-and-go-Funktion, Kollisonswarnung, adaptives Licht, Verkehrszeichen-Erkennung, Spurwechsel-Warnung und Sourround View, der Vogelperspektiven-Blick vom Auto.

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Aber egal, wie die Autos in der Vergangenheit aussahen - an einem gab es nie etwas auszusetzen: der Fahrdynamik. Dass BMW es geschafft hat, selbst diese Qualität weiter feinzuschleifen, nötigt Bewunderung ab. Wir fuhren zwei Modelle: den 535i (Sechszylinder, 225 kW / 306 PS) und den 530d (Sechszylinder, 180 kW / 245 PS). Achsen und Lenkung wurden dafür neu entwickelt: Eine Integral-Aktivlenkung wurde mit der elektrischen Servolenkung kombiniert und soll helfen, Treibstoff zu sparen. Eine neue, elektrisch mitlenkende Hinterachse wiederum hebt die Agilität des Fünfers auf das Niveau des Dreiers. Der Parkassistent, sinnvolles Nebenprodukt der neuen Hinterachse, meldet sich ab einer Lückengröße von 6,10 Metern.

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Seidenweich treten beide Sechszylinder an und harmonieren perfekt mit der neuen Achtgang-Automatik, die bis zu 2,5 Grad mitlenkende Hinterachse erlaubt engere Kurvenradien bei schnellerem Tempo - und wenn die Fahrstabilitätssystem DSC (mit ABS) und DTC eingreifen, dann geschieht das so souverän, als hätten sie nichts anderes im Sinn, als dem Fahrer nur ja nicht die Freude am Fahren zu nehmen. Wie im großen Bruder kann das Fahrwerk perfekt abgestimmt werden - vier Einstellungen stehen zur Verfügung: Comfort stellt eine schon fast BMW-untypische Weichheit zur Verfügung, falls mal die Oma chauffiert werden müsste; Normal ist die ideale Einstellung für den Alltag und Langstreckenfahrten; im Sport-Modus spannt der Fünfer seine Muskeln, schaltet später hoch, verschärft Lenkung und Gasannahme; Sport Plus gibt alle Zügel in die Hand des Fahrer, schaltet DSC und DTC ab und erlaubt sogar ein gewisses Driften.

Das Vertrauen der BMW-Mannen ist ihr Auto ist so groß, dass sie die Journalisten mit dem Fünfer sogar auf die Formel-1-Strecke im portugiesischen Estoril ließen. Das Auto gab sich keine Blößen: In allen Fahrdynamik-Einstellungen ließ es sich sicher und erstaunlich schnell um den Kurs treiben. Wenn denn schon Unterschiede benannt werden müssen: Der 535i verbraucht trotz aller Efficient-Dynamics-Maßnahmen etwas zu viel, der Diesel wiederum glänzt mit Sparsamkeit und versteht sich einen Tick besser mit der neuen Achtgang-Automatik.

Serienmäßig sind übrigens alle neuen Fünfer mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe ausgestattet. Einzig der 550i (Achtzylinder, 300 kW / 407 PS) kommt ab Werk mit dem neuen Achtgang-Automaten. Bei allen anderen Modellen verlangt BMW Aufpreis, was sich aber, das zeigten die Fahreindrücke, durchaus lohnt. Bei den Motoren setzt BMW durchgehend auf seidigen Sechszylinder-Komfort, nur der später im Jahr kommende 520d wird ein Vierzylinder-Modell sein (135 kW / 184 PS). Der 520d wird dann auch der erste mit Start-Stopp-Automatik sein.

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Auch der Aluminium-Vorderbau des Vorgänger-Modells ist Vergangenheit. Das sei ohnehin nur eine "Ertüchtigungsmaßnahme" gewesen, so Josef Wüst, der Projektleiter: "Plötzlich haben unsere Zulieferer angefangen, neue Stähle zu entwickeln - leichter, fester und billiger. Wir müssen also nicht mehr in jedem Fall Alu verwenden." Zudem habe man die Arbeit an der Gewichtsreduzierung aufs ganze Auto ausgedehnt. Dass der neue Fünfer dennoch 50 Kilogramm schwerer geworden ist als sein Vorgänger, erklären die Techniker mit den notwendigen Maßnahmen für ein Top-Ergebnis beim neuen Euro-NCAP-Test.

Der neue Fünfer überzeugt auf ganzer Linie. Er ist luxuriös, stylish und fantastisch zu fahren. Ein bisschen schade ist nur, dass alle zur Verfügung stehenden eher an graue, regen- und nebelverhangene Novembertage gemahnen - eingefordert von dem Umstand, dass der neue Fünfer auch ein Flotten- und Geschäftswagen-Modell sein muss. Etwas mehr Auswahl und Mut wäre in diesem Fall aber schön gewesen.

Die Preise

Benziner: 523i (150 kW / 204 PS) 41.900 Euro; 528i (190 kW / 258 PS) 45.400 Euro; 535i (225 kW / 306 PS) 50.300 Euro; 550i (300 kW / 407 PS) 70.500 Euro

Diesel: 520d (135 kW / 184 PS; voraussichtlich ab 3. Quartal 2010) 39.950 Euro; 525d (150 kW / 204 PS) 44.700 Euro; 530d (180 kW / 245 PS) 49.300 Euro

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