Buchbesprechung:Kathedralen der Eisenbahn

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Der Autor Jörg Koch zeigt in einem lesenswerten Buch die Geschichte von mehr als 200 deutschen Bahnhöfen auf.

Von Marco Völklein

Bahnhöfe waren einst die Kathedralen der Moderne. Sie kündeten vom Glauben der Menschen an den technischen Fortschritt. Der Badische Bahnhof in Basel zum Beispiel war (und ist) nicht nur deshalb etwas Besonderes, weil er zwar grenznah auf dem Gebiet der Schweiz liegt, sich aber im Besitz Deutschlands befindet. Vielmehr noch zeichnet sich der 1913 eröffnete Sandsteinbau durch eine außergewöhnliche Architektur aus. Er hat eine mehr als 200 Meter lange Fassade, die durch eine hohe Schalterhalle geteilt wird. Über deren Eingang thronen vier überlebensgroße Statuen, die für die vier Elemente stehen: Feuer, Wasser, Erde, Luft.

An all das erinnert der Autor Jörg Koch in seinem Bilderband "Deutsche Bahnhöfe in historischen Ansichten", der vor Kurzem im Transpress-Verlag erschienen ist. Vor allem die vielen historischen Aufnahmen, einige davon auch in Farbe oder zumindest nachträglich koloriert, zeichnen das Buch aus. Zu jedem der mehr als 200 gezeigten Bahnhöfe liefert der Autor auch eine detaillierte Beschreibung zur Entstehung, zur Entwicklung und zum heutigen Zustand des Gebäudes.

So lernt der Leser unter anderem, dass Passau bereits 1860 einen Bahnanschluss samt spätklassizistischem Empfangsgebäude bekam, das sich bis heute erhalten hat. Zahlreiche Rundbogenfenster prägen die Fassaden der einzelnen Gebäudeteile, in denen sich über viele Jahrzehnte hinweg unter anderem Wartesäle, Bahnhofsrestaurant, Gepäckaufgabe sowie zahllose Dienstzimmer für die Beschäftigten befanden. Wie in vielen anderen Städten auch verschwanden viele dieser Einrichtungen nach und nach - vor allem an den Bahnhöfen in kleineren Städten.

Auch diese Stationen abseits der Magistralen werden in Kochs Buch ausführlich gewürdigt. So erinnert er zum Beispiel an den Bahnhof des Wintersportorts Oberhof in Thüringen, der 1884 etwa fünf Kilometer außerhalb des Orts errichtet wurde. Um das Jahr 1910 herum mussten die Bahnanlagen erweitert werden, es entstand ein repräsentatives, mehrgeschossiges Empfangsgebäude mit Fachwerk. Als noch Dampfloks fuhren, nutzten die Lokführer den Halt, um Wasser zu fassen. In DDR-Zeiten hielten sogar D-Züge an der damals stark frequentierten Station. Ende 2017 aber war dann Schluss - die Deutsche Bahn stellte den Betrieb in Oberhof ein.

Jörg Koch: Deutsche Bahnhöfe in historischen Ansichten - 200 Meisterwerke der Architektur, Transpress Verlag, Stuttgart 2021, 192 Seiten, 29,90 Euro

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