Ärger mit defektem Auto:Das Auto ist ständig kaputt? Fahr' einen Panzer drüber!

Lesezeit: 3 min

Schon bei der ersten Überfahrt blieb wenig übrig von Kate und Joe Masters' Dodge Journey. Es folgten dennoch zwei weitere. (Foto: Quelle: Youtube)
  • Der Dodge Journey von Kate und Joe Masters war ständig kaputt. Außerdem war das Ehepaar mit dem Verhalten des Herstellers nicht zufrieden.
  • Deshalb ließen sie medienwirksam einen Panzer über das einst etwa 27 000 Euro teure und nur fünf Jahre alte Auto rollen.
  • Die Masters sehen sich als Streiter für mehr Verbraucherrechte und fordern Gesetze, um "hart arbeitende Familien" vor Montagsautos zu schützen.

Von Thomas Harloff

Zu behaupten, Kate und Joe Masters wären mit ihrem Auto unzufrieden gewesen, wäre wohl die Untertreibung des Jahres. Nein, die vierfachen Eltern aus Queensland, Australien, müssen von ihrem Dodge Journey angewidert gewesen sein. Warum sonst sollte man dem einst 40 000 australische Dollar (knapp 27 000 Euro) teuren und nur gut fünf Jahre alten Familienauto den voreiligen Tod bescheren, indem man freiwillig einen 52-Tonnen-Panzer darüber fahren lässt?

Man darf davon ausgehen, dass Kate und Joe Masters extrem sauer waren. Auf das Auto und dessen Hersteller. So sauer, dass sie die zerstörerische Aktion per Youtube-Video verbreiten:

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Mit Überhitzungsproblemen fing alles an

Bevor der Panzer den Dodge Journey plättet (der in Deutschland als Fiat Freemont verkauft wird), gibt das Ehepaar im Interview Einblicke in seine fünfjährige Leidenszeit mit dem Auto. "Zuerst hatten wir Überhitzungsprobleme, hervorgerufen von einem Riss im Behälter der Kühlflüssigkeit", sagt Joe Masters. Dann zerriss irgendwann die Zylinderkopfdichtung, tropfte Motoröl in den Kühlkreislauf, folgten fortwährende Probleme mit der Batterie. Kate Masters weiß von Defekten an der Alarmanlage zu berichten, die sich zwei Jahre nicht lösen ließen. Außerdem erzählt sie von einer kaputten Motoraufhängung, sich von alleine öffnenden Scheiben und weiteren technischen Ärgernissen.

Da hat sich eine lange Defektliste angesammelt. Nach Aussage von Joe Masters fühlte sich gar der RACQ (so etwas wie der ADAC von Queensland) dazu berufen, der Familie einen warnenden Brief zu schicken. Darin soll der Automobilclub damit gedroht haben, diesen immer wieder um Pannenhilfe bittenden Mitgliedern künftige Rettungsaktionen in Rechnung zu stellen.

Eine Anklage gegen den Hersteller

Das Auto zu verkaufen oder einzutauschen kam Kate Masters zufolge nicht infrage: "Wir wollten nicht, dass es das Problem eines anderen wird." Dann hätten sie es aber auch geräuschlos einem Autoverwerter überlassen können. Dass das Ehepaar Masters den spektakulären und medienwirksamen Weg wählte, hat weniger zu tun mit der langen Mängelliste ihres "lemon cars", dessen deutsche Entsprechung das bei weitem nicht so griffige Wort "Montagsauto" ist. Vielmehr ist die Panzeraktion gedacht als Anklage gegen Fiat-Chrylser (FCA), das die Autos der Marke Dodge vertreibt. Denn der FCA-Konzern hat sich nach Ansicht von Kate und Joe Masters - die nächste Untertreibung - unkooperativ verhalten.

"Nach vielen E-Mails und Anrufen kratzten wir uns wegen der arroganten Haltung des Herstellers nur noch am Kopf", sagt Joe Masters im Video-Statement. Drei Jahre lang hätten er und seine Frau gegen Fiat-Chrysler gekämpft. Irgendwann sei beiden Seiten klar gewesen, dass es sich bei diesem Journey um ein Montagsauto gehandelt habe. "Deshalb ist es für uns völlig unverständlich, warum sich FCA weigerte, uns zu helfen." Immer wieder habe man zu Fiat-Chrylser Kontakt aufgenommen, wollte das Richtige tun, ergänzt Kate Masters. "Doch immer wieder wurden wir im Stich gelassen und mussten die Probleme selbst beheben."

Diese Eigeninitiative sieht der Autobauer als eines der Grundübel in diesem Montagsauto-Streit: "Das fragliche Auto wurde von einer ganzen Reihe von privaten Mechanikern außerhalb unseres Händlernetzes gewartet und repariert", sagte ein FCA-Sprecher der australischen Daily Mail. Familie Masters habe sich geweigert, sowohl Techniker des Herstellers als auch unabhängige Sachverständige die Probleme am Motor überprüfen zu lassen. Man habe die Arbeit und Ersatzteile kostenlos trotz abgelaufener Garantie angeboten und sei proaktiv auf das Ehepaar Masters zugegangen, aber zurückgewiesen worden. Die Forderung, den Kaufpreis in voller Höhe zurückzuerstatten, habe man in Anbetracht der Erstzulassung 2011 und der Laufleistung von mehr als 100 000 Kilometern abgelehnt.

Das australische Ehepaar schildert die Kommunikation völlig anders, wirft Fiat-Chrysler "dreckige Tricksereien" vor. So habe der Hersteller gegenüber Medien und Politikern behauptet, dass das Auto nie bei einer Inspektion gewesen sei. Kate und Joe Masters zufolge war der Dodge jedoch drei Monate vor der Panzeraktion in einer offiziellen Werkstatt. Auf das Angebot, den DVD-Player und eine Motoraufhängung zu reparieren, sei man aber nicht eingegangen. Auch die Offerte des Herstellers, das Auto drei Tage vor dem Termin ein weiteres Mal zu inspizieren, damit sie die Fahrt des Panzers über das automobile Hindernis sein lassen, lehnten die Masters' ab. Stattdessen zogen sie ihr Vorhaben durch.

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Genugtuung und kurzer Ruhm

Aber natürlich nicht, ohne die Aktion emotional aufzuladen. Sie sehen sich als Streiter für Verbraucherrechte, wollen mit ihrem Verhalten den FCA-Konzern und die ganze Autoindustrie zu verbraucherfreundlicherem Verhalten zwingen und für entsprechende Gesetze in Australien kämpfen. "Wir wollen hart arbeitende Familien vor Montagsautos schützen", sagt Joe Masters.

Wo die Wahrheit liegt, ob Kunde oder Konzern recht haben, ist wie so oft schwer zu verifizieren. Letztlich scheint hier ein Streit auf absurde Weise eskaliert zu sein. Unwahrscheinlich, dass die Aktion und das dazugehörige Video auf Dauer Verbraucherrechte stärkt. Immerhin verschafft beides dem Ehepaar Masters Genugtuung und kurzen Ruhm - und so war es wohl auch gedacht.

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