Northvolt:Bau von Batteriefabrik in Schleswig-Holstein beschlossen

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Mitarbeiter der Firma Northvolt unterhalten sich in einem Planungsbüro auf einer Baustelle im Kreis Dithmarschen. (Foto: Frank Molter/dpa)

Endgültiges Ja von Northvolt: Das schwedische Unternehmen beschließt das Milliardeninvestment einer Batteriefabrik bei Heide. Nun sind zwei kleine Gemeinden am Zug.

Von André Klohn, dpa

Heide (dpa) - Die finale Entscheidung des schwedischen Unternehmens Northvolt für den Bau einer Batteriefabrik für Elektroautos bei Heide in Schleswig-Holstein ist dagegen bereits gefallen - für bis zu 3000 Arbeitsplätze in der Region und ein Investment in Höhe von 4,5 Milliarden Euro. Nun liegt der Ball bei den kleinen Gemeinden Lohe-Rickelshof und Norderwörden. Dort stehen kommunale Beschlüsse im Rahmen des Bauleitplanverfahrens an.

Die Fabrik gilt als eines der größten Industrieprojekte Schleswig-Holsteins seit Jahrzehnten. Northvolt unterzeichnete am Mittwoch einen entsprechenden Durchführungsvertrag. „Dithmarschen verfügt über das grünste Stromnetz Deutschlands, mit dem wir zukünftig die nachhaltigsten Batteriezellen der Welt produzieren wollen - made in Schleswig-Holstein für Europa“, sagte Northvolts Deutschland-Geschäftsführer Christofer Haux. Die Menschen vor Ort begriffen ein Großprojekt als Chance. „Es gibt keinen besseren Ort für unsere Batteriezellfabrik. Wir hoffen nun auf positive Beschlüsse beider Gemeindevertretungen.“

Entscheidungen in Gemeinden

In Lohe-Rickelshof (2100 Einwohner) scheint die Ausgangslage vor der Gemeinderatssitzung am Donnerstag klar: „Ich glaube, das wird kommen“, sagte Bürgermeister Kai Tange der Deutschen Presse-Agentur. Der Ort unterstütze die Pläne, bisherige Entscheidungen seien mehrheitlich oder gar einstimmig gefallen. „Die Region erhofft sich ja Entwicklung und Aufschwung.“ Es ginge um mögliche weitere Ansiedlungen, Arbeitsplätze und die Zuwanderung von Menschen. Tange setzt auf eine gewisse Trendumkehr, was Bevölkerungsrückgang und wirtschaftliche Schwächung Dithmarschens betrifft.

Enger ist es im benachbarten Norderwöhrden. Bürgermeister Kay Uwe Evers sagte der Deutschen Presse-Agentur, in der Gemeindeversammlung gebe es eine knappe Mehrheit für den Bau. Die Gemeinde mit etwa 290 Einwohnern will am Montagabend entscheiden. „Wir nehmen da, so finde ich, die Verantwortung für die Region wahr“, sagte Evers. Die Region könne von der Fabrik profitieren. Mit einer Delegation hat er sich die Fabrik des Unternehmens in Schweden unlängst angesehen. „Das hat uns tatsächlich eher beruhigt.“ Auch Befürchtungen bezüglich der Lärmbelastung seien dabei ausgeräumt worden. Nach den Gemeinden ist dann der Kreis am Zug, der Northvolt die Baugenehmigung erteilen muss.

3000 Jobs geplant

Northvolt will in der Fabrik ab 2026 Batteriezellen für E-Autos herstellen. Durch die 4,5 Milliarden Euro teure Investition sollen 3000 Arbeitsplätze entstehen. Das Unternehmen habe in das Bauvorhaben in Heide bereits rund 100 Millionen Euro an eigenen Mitteln investiert, heißt es aus dem Umfeld des Projekts. Parallel soll eine Anlage zum Recycling von Altbatterien ausrangierter E-Autos entstehen.

Die EU-Kommission hatte in der vergangenen Woche Fördermittel und Garantien von Bund und Land von 902 Millionen Euro für den Bau der Fabrik genehmigt. Die Northvolt-Fabrik könnte eine Sogwirkung auslösen und weitere Unternehmen, zum Beispiel als Zulieferer, entlang der Achse Heide-Hamburg anziehen.

Bund und Land fördern das Projekt mit rund 700 Millionen Euro. Hinzu kommen Garantien über weitere 202 Millionen Euro. Von den Fördermitteln entfallen etwa 564 Millionen Euro auf den Bund und bis zu 137 Millionen Euro auf das Land. Die Förderung verteilt sich auf mehrere Jahrestranchen.

Günther: Haben lange darauf hingearbeitet

Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sagte am Mittwoch: „Damit sind alle Entscheidungen von Seiten des Unternehmens getroffen. Wir freuen uns über die Standortentscheidung.“ Northvolt wolle die grünsten Batteriezellen der Welt im nördlichsten Bundesland bauen. „Darauf haben wir lange hingearbeitet. Es ist gut, dass jetzt Klarheit herrscht.“

Die Investitionsentscheidung sei durch das Zusammenwirken von Gemeinden, Amt, Kreis und Land möglich gemacht worden, sagte Günther. „Wir sehen nun den Beschlüssen der Gemeinden in den kommenden Tagen entgegen. Uns ist bewusst, welche Herausforderungen auf die Kommunen bei der Realisierung zukommen werden.“ Das Land werde sie bei dem Großprojekt in allen Bereichen unterstützen, insbesondere beim Ausbau der Infrastruktur.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte im Bundestag: „Den Ausschlag gegeben hat die Dichte an erneuerbaren Energien.“ Der Grünen-Politiker betonte die Rolle, die Northvolt bei der Produktion von Batteriezellen in Europa spiele. Die Autoindustrie sei eine der Leitindustrien in Deutschland, was auch in Zukunft so bleiben solle. Bisher kämen die besten Verbrenner-Autos sicher auch aus Deutschland, nun müsse sich die Branche aber umstellen.

Die Bedeutung des geplanten Werkes reicht weit über den Norden hinaus. Die deutsche Autoindustrie will insgesamt unabhängiger von bisher dominanten Zulieferern aus Asien werden. Hohe Marktanteile haben beispielsweise die südkoreanischen Elektronikkonzerne LG und Samsung sowie der chinesische Konzern CATL, der seit rund einem Jahr auch in einem Werk in Thüringen produziert. Es gibt EU-weite Initiativen zum Aufbau einer selbstständigen europäischen Zelltechnologie.

© dpa-infocom, dpa:240117-99-646840/5

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