Anzeigen-Spezial

Eine Firewall gegen Abwerber

IT-Spezialisten sind knapp und begehrt wie noch nie. Also muss man die bewährten Kräfte festhalten. Experten sagen, wie das gelingt.

Wechselwillige entdecken oft zu spät, dass das Gras nebenan auch nicht grüner ist. Das gilt aber auch für Vorgesetzte. Nicht jeder Neue hält, was man sich von ihm verspricht.  Foto: Adobe Stock

Wechselwillige entdecken oft zu spät, dass das Gras nebenan auch nicht grüner ist. Das gilt aber auch für Vorgesetzte. Nicht jeder Neue hält, was man sich von ihm verspricht.  Foto: Adobe Stock

„Die Lage ist schon sehr dramatisch“, sagt Jörg Albold, Leiter der Praxisgruppe Digital bei der Personalberatung Kienbaum in Köln, und verweist auf all die vakanten Arbeitsplätze für SAP- und Oracle-Spezialisten. Und auf den Mangel an führungserfahrenen Bereichs-, Abteilungs- und Gruppenleitern, die es verstehen, ihre Teams trotz vielfacher Überlastung motiviert zu halten. Eindringlich warnt der Personalberater: „Die Gefahr des Abwerbens ist allgegenwärtig.“ Nie war eine Firewall so wertvoll wie heute – rings um die eigenen IT-Talente.

Weil IT-Professionals nicht auf Bäumen wachsen, können sich erfahrene Programmierer und Softwareentwickler aussuchen, wo sie arbeiten wollen. Zuvor allerdings müssen sie kündigen. Verdruckste machen das schriftlich, Mutige kündigen ihre Absicht im persönlichen Gespräch an. Für die Vorgesetzten ist das die letzte Chance, die Wechselwilligen vom Sprung abzuhalten. Die Mühe lohnt. Denn wen man hat, das weiß man. Aber wen man bekommt, wenn überhaupt, weiß man nicht.

Headhunter leben davon, Arbeitgeber mit passenden Arbeitnehmern zusammenzubringen. Aber auch sie wollen keine Stelle wiederauffüllen, die sie erst kurz zuvor besetzt haben. „Behandelt Eure Leute gut!“, beschwört Ralf Kleine die Personalverantwortlichen. Man müsse nicht jedem Wunsch eines bewährten Mitarbeiters nachkommen. Aber: „Gut behandeln heißt Entwicklungschancen nicht nur aufzeigen, sondern auch geben“, sagt der Geschäftsführer der SCS Personalberatung in Frankfurt. „Gut behandeln heißt flache Hierarchien und menschliche Führung.“ Vor allen bei jungen Mitarbeitern bedeute es auch, ihnen den Sinn der Arbeit zu vermitteln. Geld verdienen können sie schließlich überall. Wirklich reizvoll sei es für sie, Geld mit einer Leistung zu verdienen, die von den internen und externen Kunden geschätzt werde.

IT-Fach- und Führungskräfte gehören zu den beständigsten Arbeitnehmern. Für ein paar Hundert Euro mehr im Monat tun sie sich den Wechselstress nicht an. Sondern nur dann, wenn sie glauben, ihr Wert werde anderswo höher eingeschätzt. Weil sie beim Einstieg in ein neues Unternehmen noch keinen Beweis dafür haben, machen sie die bekundete Wertschätzung an der Höhe des Gehaltes und an zugesagten Weiterbildungs- oder Aufstiegsmöglichkeiten fest. Laufen die Versprechungen ins Leere oder spüren sie, dass ihr Wert für das Unternehmen mit der Zeit auf Inventarniveau sinkt, dann ballt sich der Frust. Es mag dauern. Aber wenn die persönlichen Ziele unerreichbar scheinen, die Enttäuschung dauerhaft auf die Stimmung drückt und just in diesem Moment ein attraktives Angebot um die Ecke kommt, dann sind sie weg.

„Es ist immer teuer, eine Fachkraft neu zu finden als zu behalten“, weiß Jörg Albold und rät: „Lieber Bleibegespräche als Exitgespräche führen.“ Dazu sollten Personaler und Führungskräfte dorthin zurückkehren, wonach sie sich beim Einstellungsgespräch erkundigt haben: zu den beruflichen Zielen. Mitarbeitende in der IT sind tendenziell lernbegierig. „Wir haben in einer großen Studie zum einen nach ‚Future Skills‘ gefragt und zum anderen, wie Unternehmen ihre Mitarbeitenden dorthin bringen wollen“, berichtet Jörg Albold. „Die erschreckende Antwort: Nur 20 Prozent der Firmen haben für sich definiert, welche Fähigkeiten in Zukunft gebraucht werden.“ Die IT-Talente im Haus dürften es wissen. Man könnte sie danach fragen.

Karen Engelhardt

Das könnte Sie auch interessieren

DER RUNDE TISCH – IT-STANDORT BAYERN

Qualifiziertes IT-Personal ist nicht nur in Bayern so knapp wie Computerchips. Unternehmen und Organisationen werben mit abwechslungsreichen Projekten und attraktiven Arbeitszeitmodellen um neue Mitarbeiter. Und um diejenigen, die schon bei ihnen sind.

1 – Digitalisierung in den Unternehmen2 – Neue Konzepte für die Arbeitswelt nach Corona3 – Wie kommt man an IT-Fachkräfte?4 – Herausforderungen der Zukunft

Der runde Tisch teilnehmer

  • Markus Hertrich

    startete 2005 als Projekt- und Programmleiter für die Geschäftstransformation nach SAP 

    und leitet seit April 2013 den Bereich Informationstechnologie bei Brunata-Metrona München. Er ist dort verantwortlich für die digitale Transformation und die Verschmelzung von Technologie- und Marktentwicklungen sowie Geschäftsstrategie. Davor war er in leitenden Positionen bei führenden Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie im Bereich Management-Beratung tätig. 

  • Ralf Malter

    ist seit April 2020 Chief Operating Officer (COO) bei dem auf IT-Beratung spezialisierten

    Unternehmen NTT Data und Sponsor der Themen Diversity, Equity and Inclusion (DEI). Zuvor war er dort Geschäftsführer für das Ressort Automotive & Manufacturing sowie Leiter Digital Business Solutions in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Malter ist seit Juli 2014 bei NTT Data und baute den Bereich Application Management aus. Zuvor war er als Partner und Executive bei IBM Global Business Services tätig.

  • Dr.-Ing. Jörg Ochs 

    ist seit September 2019 Leiter der Informationstechnologie der Stadtwerke München (SWM). 

    Ochs war zuvor Geschäftsführer der SWM Infrastruktur GmbH, der SWM Infrastruktur Region GmbH und der Regio Netz München GmbH. Nach seiner Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker studierte er die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge der Elektro- (FH) und Nachrichtentechnik (Univ.). Seine Promotion in Informationstechnik schloss er an der Universität der Bundeswehr in München ab. 2003 begann er seine Tätigkeit für die SWM als Senior-Manager IT-Security.

  • Marek Rydzewski

    ist seit Juli 2021 Chief Digital Officer (CDO) der Barmer. Nach dem Abschluss seines Studiums

    der Kulturwissenschaften und Betriebswirtschaftslehre war er in verschiedenen Leitungsfunktionen bei der AOK Nordost tätig. Seine Expertise liegt in den Bereichen Digitalisierung, Kundenservice, Vertrieb, Versicherung und Versorgungsmanagement. Als CDO der Barmer ist er für die Digitalstrategie verantwortlich und setzt sich für Fragen der Corporate Digital Responsibility (CDR) im Gesundheitswesen ein. So vertritt er die Barmer in der CDR-Initiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

  • Denis Wiegel 

    ist seit Januar 2019 Senior Vice President Sales & Marketing bei der Industriesparte der Schaeffler AG. 

    Er leitet die vier globalen Funktionen Vertrieb, Marketing, Demand Management und Kommunikation. Außerdem ist er Mitglied des Executive Committee Industrial und Gründungsmitglied des Diversity Council von Schaeffler. Nach seinem Studium an der International School of Management (Germany) absolvierte er den MBA an der IE Business School. Vor seinem Wechsel zu Schaeffler war Wiegel sechs Jahre bei GE, wo er zuletzt als Senior Director Digital Product Strategy die Entwicklung einer Cloud-basierten Unternehmensproduktlinie verantwortete. 

Der Runde Tisch – IT-Standort Bayern

Qualifiziertes IT-Personal ist nicht nur in Bayern so knapp wie Computerchips. Unternehmen und Organisationen werben mit abwechslungsreichen Projekten und attraktiven Arbeitszeitmodellen um neue Mitarbeiter. Und um diejenigen, die schon bei ihnen sind.

PDF herunterladen