Nahostkonflikt:Saudischer Kronprinz spricht Israelis Recht auf eigenes Land zu

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Mohammed bin Salman, Kronprinz von Saudi-Arabien, setzt auf Entspannung mit Israel. (Foto: REUTERS)
  • Mohammed bin Salman, Kronprinz von Saudi-Arabien, hat in einem Interview das Existenzrecht Israels bejaht.
  • Es ist das erste Mal, dass sich ein solch hoher Vertreter des Königreichs dafür öffentlich ausgesprochen hat.
  • Saudi-Arabien hat Israel bis heute nicht diplomatisch anerkannt.
  • Salman räumte zudem ein, dass saudische Privatleute terroristische Gruppen wie etwa al-Qaida finanziert haben.

In einem überraschenden Schritt hat der saudische Kronzprinz den Israelis das Recht auf ihr Land zugesprochen. Er sei der Überzeugung, dass "die Palästinenser und die Israelis das Recht auf ihr eigenes Land haben", sagte Kronprinz Mohammed bin Salman dem US-Magazin The Atlantic. Notwendig sei ein Friedensabkommen zwischen den Konfliktparteien, "um Stabilität für alle zu sichern und normale Beziehungen zu haben".

Saudi-Arabien hat Israel bislang diplomatisch nicht anerkannt und beharrt seit Jahren darauf, dass die Bedingung dafür der Rückzug Israels aus Gebieten ist, die das Land 1967 im Sechs-Tage-Krieg besetzt hatte.

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Bin Salman betonte in dem Interview, er habe keine "religiösen Vorbehalte" dagegen, dass Israelis und Palästinenser Seite an Seite lebten, solange die wichtigste muslimische Stätte in Jerusalem - die Al-Aksa-Moschee - geschützt werde. "Wir haben religiöse Sorgen um die heilige Moschee in Jerusalem und um die Rechte des palästinensischen Volkes. Aber wir haben nichts gegen irgendein anderes Volk."

Die zunehmenden Spannungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien haben zuletzt Spekulationen geschürt, dass die Regierung in Riad enger mit Israel kooperieren könnte. Beide sehen den schiitischen Iran als eine Bedrohung an. Doch noch nie zuvor hatte ein derart hoher Vertreter Saudi-Arabiens Israel öffentlich das Recht auf einen eigenen Staat zugesprochen. Es gebe eine Menge Interessen, die sein Land mit Israel teile, sagte der 32-jährige Kronprinz. "Hätten wir Frieden, gäbe es eine Vielzahl von Interessen zwischen Israel und dem Golf-Kooperationsrat."

Salman äußerte sich auch zu seit Langem kursierenden Vorwürfen, denen zufolge Saudi Arabien terroristische Gruppen wie etwa al-Qaida finanziell unterstützt habe. Die Regierung habe damit nichts zu tun, sagte Bin Salman sinngemäß, saudische Privatleute hingegen schon. "Ja, es gibt Leute aus Saudi-Arabien, die terroristische Gruppen finanziert haben", so Salman wörtlich.

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft begrüßte den Vorstoß des Kronprinzen in Bezug auf Israel. Dieser vertrete eine "sehr vernünftige Position", sagte Hellmut Königshaus, der Präsident der Gesellschaft, im Deutschlandfunk. "Mit Saudi-Arabien hätte Israel natürlich einen starken Partner an der Seite, wenn es denn tatsächlich auch die gesamtpolitische Auffassung ist und nicht nur die des Kronprinzen", sagte er

Die Zeichen zwischen beiden Ländern stehen bereits länger auf Annäherung. Im vergangenen Monat hatte Saudi-Arabien seinen Luftraum erstmals für ein Passagierflugzeug mit dem Ziel Israel geöffnet. Im November räumte zudem ein israelisches Kabinettsmitglied Kontakte mit Saudi-Arabien ein.

© SZ.de/Reuters/dpa/AFP/jael - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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