Verhaltensbiologie:Steckt Gähnen auch Wellensittiche an?

Gähnt einer, gähnen meist bald alle - das kennt man vom Menschen und von einigen Affenarten. US-Wissenschaftler wollen dieses Phänomen nun auch bei Wellensittichen beobachtet haben.

Katrin Blawat

Dass Gähnen ansteckend ist, gilt außer für Menschen nur für wenige Tierarten wie Schimpansen, Makaken und Paviane. Bei Hunden ist dies umstritten. Nun behaupten Forscher um Michael Miller von der Binghamton University im US-Bundesstaat New York, dass sich auch Wellensittiche von gähnenden Artgenossen anstecken lassen ( Behavioural Processes, im Druck).

Wellensittiche gähnen nicht häufig. Aber wenn es einer tut, tut es sein Nachbarn wahrscheinlich auch bald. (Foto: dpa/dpaweb)

Die Forscher filmten 21 der kleinen Papageien in einer Voliere. Zwar gähnten die Vögel insgesamt recht selten, was die Auswertung erschwerte. Dennoch war die Wahrscheinlichkeit größer, dass ein Sittich den Schnabel aufriss und Flügel und Beine streckte, wenn unmittelbar zuvor andere Käfiggenossen gegähnt hatten.

Nur selten passierte es, dass ein einzelner Vogel zwischendurch gähnte. Wellensittiche sind sehr gesellige Tiere, die in der Natur ihre Aktivitäten im Schwarm eng aufeinander abstimmen.

Viele Forscher vermuten, dass ansteckendes Gähnen bei sozial lebenden Tieren dazu dient, das Verhalten der Gruppe zu koordinieren. Allerdings ist im Fall der Wellensittiche unklar, ob das kollektive Gähnen nicht bloß auf Zufall beruht.

Möglicherweise ermüden die Vögel, die in der Voliere alle den gleichen Tagesrhythmus und -ablauf haben, einfach zur selben Zeit.

© SZ vom 18.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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