Petersberger Klimadialog:Letzte Chance Paris

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Der Petersberger Klimadialog soll den Klimagipfel in Paris Ende des Jahres vorbereiten. Dieser gilt als letzte Gelegenheit für ein wirksames Abkommen. (Foto: Fabrizio Bensch/dpa)
  • In Berlin diskutieren Minister aus aller Welt beim Petersberger Dialog über das Klima.
  • Ein halbes Jahr vor dem wichtigen Klimagipfel in Paris stellen sich bohrende Fragen, der Gipfel gilt als letzte Chance für einen globalen Klimavertrag.
  • In Berlin geht es um mögliche Grundzüge eines Abkommens - inklusive des so genannten "Zwei-Grad-Ziels".

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Am Montag ist es der Bundespräsident höchstpersönlich, der alle Register zieht - mit Friedrich Schiller. "Unter demselben Blau, über dem nämlichen Grün", so zitiert Joachim Gauck, "wandeln die nahen und wandeln vereint die fernen Geschlechter." Drei Dutzend Minister aus aller Welt hören beflissen zu, sie kommen aus Bangladesch oder Brasilien, aus Saudi-Arabien oder der Schweiz. "Wir sind nicht machtlos, wir sind nicht hoffnungslos", appelliert das deutsche Staatsoberhaupt bei einem kurzen Empfang. "Und wir sollten nicht verantwortungslos sein." Es geht ums Klima. Ums gemeinsame Blau und Grün.

Zwei Tage lang diskutieren die Minister darüber in Berlin, beim Petersberger Klimadialog. Oder besser: sie rätseln. Denn zur Vorbereitung des Treffens haben die Minister in der Post eine Reihe schwieriger Fragen vorgefunden, zum Beispiel die: "Was denken Sie, werden Menschen im Jahr 2020 als die wichtigsten Errungenschaften der Paris-Konferenz ansehen?" Oder: "Wie stellen wir sicher, dass wir gemeinsam auf einem Zwei-Grad-Pfad bleiben - und was tun wir, wenn wir merken, dass es nicht gelingt?"

Die Staatengemeinschaft verfolgt ein Ziel - schon seit 1990

Es sind bohrende Fragen, ein gutes halbes Jahr vor dem so wichtigen Klimagipfel in Paris. "Das Prinzip Hoffnung kann keine Strategie sein", sagt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) zur Eröffnung der Berliner Konferenz. "Wir haben eine Menge Arbeit zu tun." Und das ist noch freundlich ausgedrückt.

Hendricks hat gemeinsam mit Frankreichs Außenminister Laurent Fabius zum Klimadialog eingeladen, als Vorbereitung auf die Pariser Konferenz Ende des Jahres. Jetzt schon sollen die Minister über die möglichen Grundzüge eines neuen Klimaabkommens debattieren, inklusive des so genannten "Zwei-Grad-Ziels" - einer Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad, gemessen an den Durchschnittstemperaturen zu Beginn der Industrialisierung. "Das Ziel ist es, zu einem allgemein gültigen Abkommen zu gelangen", sagt Fabius. Das müsse zwischen den Interessen verschiedener Staaten differenzieren, vor allem aber müsse es "dauerhaft" sein.

Genau genommen verfolgt die Staatengemeinschaft dieses Ziel schon seit 1990, seit dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro. Doch das erste Abkommen, das "Kyoto-Protokoll", enthielt bindende Ziele nur für die Industriestaaten. 2009 sollte es in Kopenhagen durch ein neues Abkommen ersetzt werden, diesmal für alle Staaten. Doch die angereisten Staats- und Regierungschefs konnten sich nicht einigen. Paris gilt nun vielen als die letzte Möglichkeit für einen globalen Klimavertrag.

Doch die Vorbereitungen laufen schleppend. Zwar gibt es schon seit Februar einen offiziellen Verhandlungstext - aber der ist bislang eine einzige Ansammlung von strittigen Fragen und Formulierungs-Alternativen, jeweils eingerahmt von eckigen Klammern. "Es ist jetzt an der Zeit, dass wir aus den Texten die Klammern herausbekommen", mahnt Fabius. "Es reicht nicht, nur Fragen aufzuwerfen." Auch haben bisher erst 40 Staaten dargelegt, was sie von 2020 an für den Klimaschutz zu tun gedenken. Doch diese Pläne lassen sich untereinander schwer vergleichen. Niemand weiß, ob sie ins Zwei-Grad-Ziel münden.

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Von Michael Bauchmüller

Die Konferenz in Berlin, bei der an diesem Dienstag auch Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef François Hollande reden, markiert gewissermaßen den Beginn des Endspurts. Anfang Juni kommen die Verhandler in Bonn zusammen, um weitere Klammern zu eliminieren, parallel reden auf Schloss Elmau die Staats- und Regierungschefs der Industriestaaten-Gruppe G 7 auch über den Klimaschutz. Im September treffen die Staaten in New York zum großen Nachhaltigkeits-Gipfel zusammen, im Oktober verhandeln in Bonn womöglich die Umwelt- und Klimaminister über das Abkommen - um dann die letzten Streitpunkte in Paris zu lösen.

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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