Mont Blanc: Gefahr durch unterirdischen See:Das große Pumpen

65 Millionen Liter Wasser haben sich unter einem Gletscher im Mont-Blanc-Massiv angesammelt. Um ein Skidorf vor einer Flut zu retten, soll der See nun abgelassen werden. Das Problem: Es gibt keine Straße zum Gletscher.

Schnee sind die Einwohner des Skiortes Saint-Gervais-les-Bains gewohnt. Jetzt fürchten sie sich vor dem Wasser: Eine riesiger See unter einem Gletscher im Mont-Blanc-Massiv bedroht die 3000 Einwohner in einem der beliebtesten Tourismusgebiete Frankreichs.

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Schweres Gerät in eisigen Höhen: Um die Wassermassen unter dem Gletscher abpumpen zu können, muss die Technik dazu auf über 3000 Meter geflogen werden.

(Foto: AFP)

Die Wasseransammlung hat sich in einer Gletscherhöhle gebildet, die keinen natürlichen Ablauf hat und deshalb bersten könnte. Bevor das Eis bricht und Saint-Gervais überflutet wird, wollen die Behörden das Wasser abpumpen. Fachleute haben jetzt mit der Arbeit in dreitausend Meter Höhe begonnen.

Es wäre nicht die erste Katastrophe dieser Art, die den Ort heimsucht: Vor 118 Jahren hatte es nach dem Platzen einer ähnlichen Wasserblase eine Flut gegeben. Fast 200 Menschen starben am 12. Juli 1892 in einer Masse aus Wasser, Schlamm, Gestein und Bäumen.

In einem Hohlraum sollen sich nun bis zu 65 Millionen Liter Flüssigkeit angesammelt haben - das entspricht ungefähr dem Inhalt von 20 olympischen Schwimmbecken. "Die Situation ist ausgesprochen ernst", schrieb Bürgermeister Jean-Marc Peillex in einem Brief an die Einwohner des Ortes, der in der Nähe von Chamonix liegt.

Um die Überschwemmung zu vermeiden, wurden nun Bohrgeräte und mehrere leistungsstarke Pumpen angefordert. Ende der Woche sollen sie einsatzbereit sein. Schwierig ist die Aktion wegen der Lage des Gletschers Tête Rousse - es gibt nämlich keine Straße dorthin. Die Geräte müssen mit Hubschraubern in 3200 Meter Höhe gebracht werden.

Bis die Gefahr gebannt ist, darf die Bergbahn nur noch einen Teil ihrer Strecke befahren. Für die Bevölkerung wurde ein Alarmsystem eingerichtet und ein Evakuierungsplan erstellt. Die Bohr- und Pumpaktion soll bis Mitte Oktober dauern und wird nach Angaben des Bürgermeisters rund zwei Millionen Euro kosten.

"Wir wollten nicht warten, bis eine neuerliche Katastrophe über uns hereinbricht und haben deshalb die Initiative ergriffen", sagte Bürgermeister Peillex. Damit sich die Katastrophe von 1892 nicht wiederholt, wird jetzt gepumpt.

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