Merkur:Geschrumpfter Planet

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Die Oberfläche Merkurs ist von Einschlagkratern übersät (Foto: Nasa/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Carnegie Institution of Washington/dpa)

Neue Messungen belegen, dass der Planet Merkur stark geschrumpft ist. Der Grund dafür ist sein ungewöhnlicher Kern.

Der Planet Merkur ist in den vergangenen vier Milliarden Jahren stärker geschrumpft als bislang bekannt. Der Durchmesser des sonnennächsten Planeten sank in dieser Zeit um etwa 14 Kilometer und damit mehr als doppelt so viel wie frühere Analysen ergeben hatten. Das schließen Forscher um Paul Byrne von der Carnegie Institution in Washington aus der Auswertung neuer Aufnahmen der US-Raumsonde Messenger, wie sie im Fachblatt Nature Geoscience (DOI: 10.1038/NGEO2097) schreiben.

Der Merkur ist seit seiner Entstehung abgekühlt und hat sich entsprechend zusammengezogen - insbesondere sein ungewöhnlich großer Eisenkern, der den meisten Platz im Inneren des Planeten füllt. Heute beträgt der Merkurdurchmesser 4880 Kilometer, die inneren 4000 Kilometer bestehen aus Eisen. Da der Merkur anders als die Erde keine Kontinentalplatten besitzt, sondern eine durchgehende feste Oberfläche, hat der Schrumpfprozess charakteristische Spuren wie gebogene, kliffartige Steilwände und faltige Grate hinterlassen.

Modelle widersprachen bislang den Messungen

Vor der Raumsonde Messenger war nur knapp die Hälfte der Merkuroberfläche kartiert. Die Analyse geologischer Formationen in diesen Daten hatte ergeben, dass der Merkurdurchmesser maximal um etwa sechs Kilometer geschrumpft war. Dies stand allerdings im Widerspruch zu Modellrechnungen für die thermische Kontraktion, die ein Schrumpfen des Durchmessers von zehn bis 20 Kilometer vorausgesagt hatten.

Die Wissenschaftler um Byrne hatten in den Messenger-Daten, die erstmals die komplette Merkuroberfläche abdecken, mehr als 5900 typische geologische Formationen von neun bis 900 Kilometern Länge identifiziert und analysiert. Damit kommen sie auf einen um etwa 14 Kilometer geschrumpften Merkurdurchmesser. "Diese neuen Ergebnisse lösen ein jahrzehntealtes Paradox", betont Byrne in einer Mitteilung der Carnegie Institution. Die theoretische Vorhersage, wie stark der Wärmeverlust beim Merkur zur Schrumpfung führte, sei nun durch geologische Beweise bestätigt.

© Till Mundzeck/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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