Globale Erwärmung:Die Erde im Fieber

Der Mensch redet lästige Probleme lieber klein, statt sie anzugehen. Wie fatal diese Haltung ist, zeigt sich am fortschreitenden Klimawandel.

Patrick Illinger

Auf der Weltklimakonferenz im Dezember in Kopenhagen wird die globale Erwärmung von einem physikalischen Vorgang in eine politische Prozedur übergeführt. Für Naturwissenschaftler ist das eine bizarre Verwandlung, weshalb führende Forscher soeben noch einmal mit drastischen Aussagen den Zustand des Planeten skizziert haben. Kurz gesagt: Die Erde hat Fieber und ist dringend behandlungsbedürftig.

In zehn Jahren könnte die Arktis erstmals komplett eisfrei sein, warnten Wissenschaftler vor Kurzem. Das Abschmelzen der Polkappen beschleunigt sich und gilt als eines der alarmierenden Anzeichen für die nahende Klimakrise. (Foto: Foto:)

Gleichzeitig melden sich auch wieder die berüchtigten Klimaskeptiker, um mit teils anrüchigen Methoden Zweifel an den Aussagen der etablierten Forschung zu nähren. Die Skeptiker haben dabei weniger Fakten als ein psychologisches Moment auf ihrer Seite: Es liegt Menschen einfach mehr, lästige Probleme kleinzureden, statt sie anzugehen.

Doch eine Krankheit wird man bekanntlich nicht los, indem man sie leugnet oder abstruse Theorien darüber anführt, warum die naheliegende Diagnose nicht stimmen kann. Jeder Mensch bei Verstand wird versuchen, eine aufkommende Krankheit zu bekämpfen. Wissenschaftler blicken daher mit Unverständnis auf den internationalen Verhandlungsprozess, bei dem es notorisch darum geht, möglichst wenig gegen den Klimawandel zu tun.

Sicher, rein theoretisch ist es möglich, dass die Klimaforschung irrt und andere Ursachen als menschengemachte Abgase die globale Erwärmung befeuern. Doch wer dies als Handlungsgrundlage ansieht, handelt wie ein Patient, der in seinen knallroten Rachen blickt, vom Arzt Streptokokken bescheinigt bekommt, dann jedoch aberwitzige Theorien darüber aufstellt, warum es sich um alles Mögliche handeln kann, nur nicht um Scharlach - statt vorsichtshalber die richtigen Pillen zu schlucken.

© SZ vom 25.11.2009/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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