Genetik:Farbverdünner im Pferde-Erbgut

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Weiß oder grau? Wie entsteht die Farbe des Fells bei Pferden? (Foto: dpa)

Lange stellte die ursprüngliche Fellfarbe von Huftieren Forscher vor Rätsel. Nun haben sie eine Erklärung gefunden.

Von Kathrin Zinkant

Weihnachtszeit ist Märchenzeit - und mit ihr galoppieren immer wieder Schimmel oder Rappen als mobiler Prinzenuntersatz durch die Vorlesebücher. Dazwischen existiert farblich wenig, und das kann tatsächlich nur ein Märchen sein. Denn sowohl schwarze, als auch weiße Pferde waren über viele Jahrtausende hinweg eher genetische Unfälle.

Ursprüngliche Pferderassen sind bis heute in Sand- oder Erdfarben getönt, mit dunkleren Mähnen, Schweifen und teils markanten Strichen am Körper. Pferdeexperten sagen "falbfarben" dazu. Auf freien Flächen sind Falben wie das Przewalski- oder das Dülmener Wildpferd mit diesem unregelmäßigen Farbmuster gut getarnt. Wie aber entsteht es genau? Und warum ist es beim Hauspferd fast verschwunden?

Das Dun-Gen verteilt Farbpigmente im einzelnen Haar des Pferdes

Genetiker befassen sich schon seit vielen Jahren mit der hoch komplexen Vererbung von Pferdefellfarben. Die Existenz eines bei Falben vorhandenen Dun-Gens (dun ist das englische Wort für falb) wird dabei als sicher angenommen. Es bewirkt, dass die Grundfellfarbe, zumeist braun, ins Blasse hinein verdünnt wird. Es gibt weitere solche Farbverdünner im Pferde-Erbgut, wie zum Beispiel das Creme-Gen, die zu einer vollständig verblassten Färbung führen. Unklar blieb jedoch die Identität des Dun-Gens - und warum der Effekt hier nicht den ganzen Körper betrifft.

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In der aktuellen Ausgabe des Fachjournal Nature Genetics beschreibt ein internationales Wissenschaftlerteam nun erstmals das Gen im Detail und wie es diese typischen Unregelmäßigkeit in der Fellzeichnung erzeugen kann: Demnach handelt es sich beim Dun-Gen um einen Erbfaktor, der die Farbpigmente im einzelnen Haar des Pferdes ungleich verteilt. Betroffen sind die sogenannten Melanozyten. Das sind Zellen, die auch beim Menschen Farbpigmente in der Haut und in den Haaren produzieren.

Erbgutanalysen von Wildpferden

Im falbfarbigen Pferdehaar führt der Faktor dazu, dass in der Seite, die dem Körper des Pferdes zugewandt ist, kein Farbstoff ins Haar eingelagert wird - auf der nach außen zeigenden Seite jedoch schon. Diese halbseitige Tönung innerhalb einzelner Haare bewirkt den Verdünnungseffekt der Farbe von braun zu fahlgelb bis hellgraubraun. Außerdem wird das Dun-Gen nicht an allen Stellen des Körpers gleichmäßig abgelesen. Entsprechend zeigen die Falben unregelmäßige Muster mit einzelnen Streifen. Womöglich ist das Dun-Gen sogar für die einzigartige Zeichnung von Zebras verantwortlich, spekulieren die Forscher.

Die Wissenschaftler machten darüber hinaus noch eine zweite Entdeckung: Es gibt vom Falb-Gen nämlich nicht nur jene zwei Varianten, die zwischen Falb- und dunkler Farbe unterscheiden. Eine weitere Form kann eine Fellfärbung und -musterung erzeugen, die aufgrund ihrer Rückenstreifen bisweilen als Falb missinterpretiert wird. Vermutlich entstand erst aus dieser Variante die neue, vollständig einheitliche und dunkle Färbung des Fells beim Hauspferd, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Aufsatz. Das belegten Erbgutanalysen von Wildpferden, die vor 45 000 Jahren lebten.

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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