Entdeckung im Museum:Zähne der Vergangenheit

Die mit Haifischzähnen besetzten Waffen wurden auf den pazifischen Gilbertinseln benutzt. (Foto: Drew J, Philipp C, Westneat MW)

Die Forscher wollten Einblicke in die Artenvielfalt im Pazifik und suchten in den Vitrinen eines Chicagoer Museums. Sie fanden Haifischzähne auf alten Waffen - und damit neue Erkenntnisse über die frühere Verbreitung der Fische.

Von Christian Weber

Und der Haifisch, der hat Zähne, und die trägt er im Gesicht. Manchmal allerdings verliert er sie auch, dann etwa, wenn Insulaner im Pazifik sich bekämpfen wollen und sich mangels Stahl Schwerter, Dolche und Speere bauen, die mit den extrem scharfen Haifischzähnen besetzt sind. So machten es etwa die Bewohner der pazifischen Gilbertinseln, die zum Inselstaat Kiribati gehören. Von dort stammen rund 120 solcher Haifischwaffen, die mittlerweile im Field Museum of Natural History in Chicago lagern.

Dort dienten sie jetzt einem Forscherteam um Joshua Drew von der Columbia University für eine ungewöhnliche zoologische Bestandsaufnahme, die zu einem überraschenden Ergebnis kam: Als diese Waffen hergestellt wurden - in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts - müssen in den Gewässern der Gilbertinseln zwei Haifischarten geschwommen sein, die Wissenschaftler bislang noch nie in dieser Region gesichtet haben ( Plos One, Bd. 8, e59855): der Schwarzhai (Carcharhinus obscurus) und der Fleckzahnhai (Carcharhinus sorrah). Die Forscher schließen dies aus der taxonomischen Analyse eben der Zähne, anhand derer sich die Art klar bestimmen lässt.

Die Nahaufnahme eines der extrem scharfen Zähne. (Foto: Drew J, Philipp C, Westneat MW)

Natürlich lasse sich nicht ausschließen, dass die beiden wiederentdeckten Hai-Arten sich immer noch irgendwo zwischen den Atollen und Riffen der Gilbertinseln verstecken, schreiben die Studienautoren. Wahrscheinlicher sei aber, dass die Insulaner die Fische schon vor vielen Jahrzehnten ausgerottet haben. Auch einen Haifisch-Zähne-Handel mit anderen Inseln schließen die Forscher aus. Der Fund im Naturkundemuseum sei vielmehr ein Hinweis darauf, dass die Artenvielfalt in den Korallenriffe einst noch sehr viel größer gewesen sein muss.

© SZ vom 04.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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