Sie gucken keck oder müde, grimmig oder neugierig, manchmal sogar verschmitzt. Darf man so etwas über die Gesichtsausdrücke von Schimpansen und Gorillas sagen, ohne die Tiere zu sehr zu vermenschlichen?
Immerhin erkennt auch die Wissenschaft längst an, dass Menschenaffen und viele andere Tiere ausgeprägte Persönlichkeiten haben.
Immer klarer zeigt sich, welche großen Unterschiede es innerhalb der Arten gibt - und das gilt nicht nur bezogen auf den Charakter. Die genetischen Grundlagen der inter- und intraspezifischen Differenzen zu ermitteln, war das Ziel eines Forscherteams um Javier Prado-Martinez con der Universität Pompeu Fabra in Barcelona ( Nature, online).
Die Wissenschaftler sequenzierten die Genome von insgesamt 70 Schimpansen, Bonobos, Gorillas, Orang-Utans und sowie neun Menschen. Entstanden ist "der bislang umfangreichste Katalog der genetischen Diversität der Hominiden", wie die Forscher schreiben.
Dieser zeigt beispielsweise, dass die Orang-Utans mit die größten innerartlichen Unterschiede in ihrer DNA aufweisen. Am anderen Ende der genetischen Diversitäts-Skala hingegen stehen unter anderem die Bonobos. Die meisten Anzeichen für ausgedehnte Inzucht sowohl in lang vergangener als auch in heutiger Zeit fanden die Forscher in den Genomen der Östlichen Flachlandgorillas. Diese größten unter den heutigen Primaten leben ausschließlich im Osten der Demokratischen Republik Kongo.
Ihre genetischen Analysen ermöglichten es den Forschern auch, die demografischen Entwicklungen der verschiedenen Hominiden zu rekonstruieren. So habe der gemeinsame Vorfahr von Schimpansen und Bonobos seine Blütezeit vor mehr als drei Millionen Jahren gehabt - kurz darauf sei die Population dramatisch geschrumpft. Nachdem sich die Gattung dann weiter aufgeteilt hatte, erlebte die Population des Ostafrikanischen Schimpansen ihren Zenit vor etwa 500.000 Jahren, der Gemeine Schimpanse seinen vor 300.000 Jahren, und der des Westafrikanischen Schimpansen folgte noch einmal ungefähr 150.000 Jahre später.
Die Entwicklung der verschiedenen Populationen in lang vergangener Zeit zu kennen, kann laut den Autoren für den künftigen Schutz der Tiere hilfreich sein.