Wildschwein (Sus Scrofa) Charkterzug: altersweiseGeorge Clooney lobte sein mittlerweile verblichenes Hausschwein Max immer als ganz spezielles Individuum. Die wilden Artgenossen sind auch nicht alle gleich. Wildschweine haben individuelle Erfahrungen, die sich deutlich in Verhaltensmustern niederschlagen, sagt der Wildbiologe Andreas Grauer von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Junge Bachen etwa ließen ihre Frischlinge an einer Futterstelle verweilen und fressen. Ältere dagegen bringen den Jungen bei, sich eine Rübe zu schnappen und sich dann zum Fressen ins Dickicht zurückzuziehen, weil das sicherer ist. Gelegentlich beobachtet man auch besonders vorwitzige Frischlinge, die bei Fütterungen stets vorpreschen, während die Geschwister vorsichtig abwarten.Generell gelte: je älter, desto vorsichtiger. Ein Charakterzug der ganzen Art ist ihr Opportunismus: Sie fressen fast alles, können tag- und nachtaktiv sein - und sind deshalb sehr erfolgreich. In Brandenburg nimmt ihre Zahl derzeit um 200 Prozent pro Jahr zu.(Foto: dpa)
Braunbär (Ursus Arctos)Charakterzüge: verspielt, jähzornigGereizt, jähzornig und kauzig sei Susie. Außerdem manipuliere sie ihre Artgenossen in einer Weise, die man nur hinterlistig nennen könne. Sozialkompetenz zeige die Bärendame somit nicht, schreibt Robert Fagen, Professor für Biometrie an der University of Alaska.Drei Sommer lang beobachtete Fagen das Tier und andere Braunbären auf einer Insel im südöstlichen Alaska. Dabei stellte er fest, dass es zwei Charaktertypen gab: Die einen waren lebhaft und neugierig, animierten sich gegenseitig zum gemeinsamen Spiel und erwiesen sich gleichzeitig als geschickte Lachsfischer, die individuelle Fangmethoden entwickelten. Tiere vom Typ Susie dagegen bewegten sich nur selten und schwerfällig, wollten am liebsten ihre Ruhe haben und reagierten aufbrausend, wenn ein anderer Bär sie störte. Beim Fischen waren sie seltener erfolgreich.(Foto: dpa)
Schimpanse (Pan Troglodytes)Charakterzüge: ehrgeizig, durchtriebenIn einer Gruppe von 24 Schimpansen im Zoo von Chester, England, machten einige Affen die Erfahrung, dass sich Vertrauen nicht immer auszahlt. Mehrere Tierpfleger beobachteten unabhängig voneinander, wie besonders durchtriebene Tiere die Gutmütigkeit anderer Schimpansen ausnutzten. Die ehrgeizigen Individuen kamen so zum Beispiel häufiger an besonders begehrte Schlafplätze. Innerhalb der Schimpansengruppe verschaffte ihnen das trotz der unlauteren Mittel gehörigen Respekt und eine hohe Rangstellung. "Der Begriff des Machiavellismus beschreibt dieses Verhalten am treffendsten", sagt Diane Dutton, die Autorin der Studie. Sehr wahrscheinlich zeigten auch wildlebende Schimpansen ein solches Verhalten.(Foto: AP)
ZwergpIumplori (Nycticebus Pygmaeus) Charakterzug: konzentriertPlumploris springen nie, sondern steigen wie in Zeitlupe in Baumkronen umher, wenn sie Nahrung suchen. Aufgrund dieser extrem langsamen Bewegung sind die Zwergplumploris für ihre Feinde nahezu unsichtbar. Wenn die 20 Zentimeter langen Primaten bedächtig von Baumkrone zu Baumkrone klettern, hat das also wenig mit Faulheit oder Trägheit zu tun. Plumploris sind in Wirklichkeit schlau, weil sie ihre Welt ganz konzentriert und ruhig erkunden, ohne aufzufallen.(Foto: Reuters)
Indischer Elefant (Elephas Maximus)Charakterzüge: bedächtig, friedlichElefanten wollen vor allem eins: in Ruhe alt werden, möglichst 50 Jahre. "Darauf richten sie ihr Verhalten aus", sagt Thomas Hildebrandt vom Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Die Tiere gehen daher selten Wagnisse ein und vermeiden Kämpfe innerhalb der Herde. Individuen, die den Ernst der Lage verkennen und sich unbedarft zeigen, werden von den anderen Herdenmitgliedern zurechtgewiesen. Zurückhaltung und ein bedächtiges Wesen sind zudem wichtig, da die Tragezeit bei Elefanten mit 22 Monaten extrem lang ist, länger als bei jedem anderen Säugetier.(Foto: AP)
Hauskatze (Felis Catus)Charakterzug: ängstlichKatzen können ängstlich sein. Zumindest wenn sie sich ausgewachsenen Ratten gegenübersehen. Biologen implantierten 26 Katern jeweils zwei Elektroden ins Angstzentrum des Gehirns, in die Amygdala. Bei14 Katern nahmen die abgeleiteten Gehirnströme beim Anblick der Ratten deutlich zu.Einige Kater attackierten die Nager zwar, ließen aber von ihnen ab, wenn es ernst wurde. Nur zwölf Kater wagten den direkten Angriff, sie wollten die Ratten ohne zu zögern töten - ein durchaus risikoreiches Unterfangen.(Foto: AP)
Karpfen (Cyprinus Carpio)Charakterzug: defensivVor allem Fische, die in den ersten Lebenstagen über wenig Futter und wenige Versteckmöglichkeiten verfügten, verhalten sich ein Leben lang auffällig defensiv. Selbst wenn man sie als Jünglinge in eine besonders angenehme Umgebung setzt und sie rasch zur Größe ihrer Artgenossen heranwachsen, die dort eine bessere Kindheit hatten, bewegen sich die leiderprobten Karpfen deutlich vorsichtiger durchs Leben und ordnen sich den anderen Fischen stets bereitwillig unter.(Foto: AP)
Pferd (Equus Caballus)Charakterzug: nervösOb ein Pferd eher ein gelassener oder nervöser Typ ist, lässt sich daran ablesen, wie eng es Artgenossen auf die Pelle rückt. In einer Studie mit 32 jungen Pferden hielten sich nervöse Tiere deutlich häufiger in der Nähe eines anderen Pferdes auf. Sich von der Herde zu entfernen, wagten sie nur halb so oft wie die ausgeglichenen Tiere. Sogar im Schutz ihrer Artgenossen legten sich die leichter erregbaren Tiere nur selten zum Ausruhen hin. Nervöse Tiere fressen häufiger, dafür aber kürzer. Ruhige Pferde grasen den ganzen Tag entspannt vor sich hin.(Foto: dpa)
Löwe (Panthera Leo)Charakterzug: feigeLöwen haben ein feines Gespür dafür, wann ihnen Gefahr droht - und verstecken sich im Zweifel lieber, als sich dem Kampf zu stellen. Forscher simulierten mit Löwengebrüll aus dem Kassettenrekorder Streit in einem Rudel. Jedes Mal stürmten dieselben Tiere ohne zu zögern auf den vermeintlichen Angreifer zu, während andere Löwen das Geschehen untätig aus dem Hintergrund beobachteten. Allerdings wagten auch einige der feigen Löwen ein paar Schritte in Richtung des Gebrülls, wenn die mutigeren Rudelmitglieder signalisierten, dass sie Hilfe brauchten.(Foto: Reuters)
Giraffe (Giraffa Camelopardalis)Charakterzüge: friedliebend, dumm"Giraffen besetzen eine Nahrungsnische, die sie mit niemandem teilen müssen", sagt Thomas Hildebrandt vom Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Aggressivität ist den Paarhufern daher meist fremd. Nur wenn Mütter ihr Junges verteidigen oder zwei Bullen um eine brünstige Kuh kämpfen, fliegen die Hufe und knallen die langen Hälse aneinander. Nach menschlichen Gesichtspunkten sind Giraffen ziemlich dumm."Um in der Natur zu überleben, müssen Giraffen keine großen kognitiven Leistungen erbringen", sagt Thomas Hildebrandt. Das bekommt zu spüren, wer die Tiere trainieren will. Alle Übungen müssen immer nach dem gleichen Schema ablaufen. "Man kann nicht erkennen, dass Giraffen bei einer Aufgabe schnell begreifen, worum es geht", sagt der Berliner Tierarzt.(Foto: Reuters)
Tüpfelhyäne (Crocuta Crocuta)Charakterzug: menschenfreundlichDas Forschungsobjekt waren 34 Hyänen in einem Gehege der University of California in Berkeley. Die Tiere lebten in der für Hyänen typischen Matriarchatsstruktur.Weibliche Tiere wirkten durchsetzungsfähiger als männliche.Menschen gegenüber zeigten sich diejenigen Hyänen besonders verträglich, die innerhalb des Rudels eine hohe Stellung innehatten. Das zeige, so die Wissenschaftler, wie wichtig für Hyänen feine Änderungen in der Sozialstruktur sind. Die Rangordnung ist fein austariert. Die Tiere empfanden Menschen anscheinend als übergeordnet - und gegen den Chef lehnt man sich besser nicht auf.(Foto: dpa)
Kakadu (Cacatua Moluccensis)Charakterzug: vergnügungssüchtigPapageien lieben anspruchsvolle Beschäftigung. Fehlt die in der Gefangenschaft, werden die Vögel aggressiv gegen sich selbst, gegen Artgenossen und Menschen. Wie ein gelangweiltes Kind, das seine Spielsachen demoliert, verwüsten unterforderte Papageien ihre Umgebung.(Foto: AP, Alle Texte: Katrin Blawat, SZ Wissen 17/2007)