Archäologie:Forscher entdecken vermutlich ältestes Römerlager Italiens

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Die historische Stätte San Rocco liegt ein Stück weit vom Meer entfernt, das Zentrum des heutigen Triest nordwestlich des Kartenausschnitts an der Muggia-Bucht. (Foto: Federico Bernardini)
  • Mit Laserradar, Radar und Grabungen haben Forscher das vermutlich älteste Römerlager Italiens entdeckt.
  • Das Lager könnte ein Vorläufer der Stadt Triest sein und stammt wohl aus dem 2. Jahrhundert vor Christus.
  • Es handelt sich um eine Befestigungsanlage mit zahlreichen Wällen, die zu Beginn eines Krieges errichtet wurde.

Vermutlich ältestes Römerlager Italiens

Forscher haben nahe Triest Spuren des wahrscheinlich ältesten bislang in Italien entdeckten Römerlagers ausfindig gemacht. Die Anlage sei im 2. Jahrhundert vor Christus errichtet worden, berichten sie in der Fachzeitschrift Proceedings der Akademie der Wissenschaften der Vereinigten Staaten (PNAS). Das stimme sowohl mit dem Alter archäologischer Funde in der Gegend als auch mit der römischen Geschichtsschreibung überein.

Die Festung könne der Ursprung der heutigen Stadt Triest sein, schreibt das Team um Federico Bernardini vom Internationalen Zentrum für Theoretische Physik in Triest. Mit Laserradar (LiDAR), bodendurchdringendem Radar und archäologischen Grabungen verschafften sich die Forscher einen Überblick über die archäologische Landschaft bei Triest. Sie entdeckten, dass die 13 Hektar große Hauptanlage San Rocco mit ihren zahlreichen Wällen zwischen zwei kleineren Forts liegt: Monte Grociana Piccola im Nordosten und Montedoro im Südwesten. Zwischen den drei Orten habe eine Sichtverbindung bestanden, berichten Bernardini und Kollegen. Mit diesen Anlagen sei es möglich gewesen, die Muggia-Bucht, die einen geschützten natürlichen Hafen an der Adria bildet, zu überwachen.

Während die historische Stätte San Rocco ein Stück weit vom Meer entfernt liegt, befindet sich das heutige Zentrum von Triest am Eingang zur Muggia-Bucht. Im Mittelmeerraum und in Westeuropa geht eine ganze Reihe von modernen Städten auf römische Befestigungsanlagen zurück.

Theorien über Alter der Siedlung

Das Forscherteam fand große Ähnlichkeiten der Anlage in San Rocco mit Römerlagern in Spanien, die auf die Zeit 200 bis 150 vor Christus datiert werden. Auch die gefundenen Tonscherben wiesen auf diese Zeit hin. Der römische Geschichtsschreiber Titus Livius berichtet für die Jahre 178 und 177 vor Christus vom Zweiten Histrischen Krieg. Darin besiegten die Römer die Histrier, die damaligen Bewohner der Halbinsel Istrien, und gliederten den Landstrich ins Römische Reich ein. Bernardini und Kollegen gehen davon aus, dass die Befestigungsanlagen zu Beginn dieses Krieges errichtet wurden.

Die Bilder der archäologischen Stätten bei Triest wurden mittels Laserradar und bodendurchdringendem Radar gemachten. (Foto: dpa)

Ein gefundener Schuhnagel, der von einem Soldatenschuh stamme, ähnele hingegen Nägeln aus Alesia. An diesem Ort im heutigen Frankreich besiegte die römische Armee 52 vor Christus die Gallier in einer entscheidenden Schlacht. Bernardini und Kollegen schließen daraus, dass die Befestigungsanlagen bei Triest noch mehr als 100 Jahre lang von den Römern genutzt worden seien, wenn auch nicht permanent.

Die Anwesenheit größerer militärischer Einheiten sei notwendig gewesen, da die Lage in dieser Grenzregion des Römischen Reiches noch lange instabil gewesen sei, erläutern die Forscher. "Das entdeckte Hauptfeldlager San Rocco ist der beste Kandidat für den Ort des ersten Triest", schreiben sie.

© Süddeutsche.de/dpa/dayk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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