Kinder:Musik verbessert die Sprachfähigkeit

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Nicht nur die musischen Fähigkeiten werden durch den Musikunterricht gesteigert, sondern auch das Sprachvermögen. Das zeigt eine Studie kanadischer Wissenschafter an Vier- bis Sechsjährigen.

Sebastian Herrmann

Eine Studie aus Kanada könnte den Ehrgeiz vieler Eltern anfeuern. Demnach steigert Musikunterricht nicht nur die musischen Fähigkeiten, sondern auch das Sprachvermögen von Kindern.

Musikunterricht steigert offenbar das Sprachvermögen von Kindern. (Foto: ddp)

Das berichtet der Neurowissenschaftler Sylvain Moreno im Fachmagazin Psychological Science (online).

Der Forscher des Rotman Research Institute in Ontario prüfte mit einem Intelligenztest für Vorschulkinder das räumliche Vorstellungsvermögen sowie die verbalen Fertigkeiten von Vier- bis Sechsjährigen.

Anschließend beschäftigten sich 24 der 48 Kinder mehrere Wochen lang unter Aufsicht eines Lehrers mit einer Lernsoftware, in denen Rhythmik, Melodik, Stimmung und andere musische Fertigkeiten trainiert wurden. Die andere Hälfte übte in der gleichen Zeit künstlerische Fähigkeiten wie Farbgestaltung oder Formgebung. Anschließend testete Moreno die Kinder abermals. Die Musikgruppe schnitt signifikant besser ab.

Der Effekt war überraschend deutlich", sagt Moreno. Mehr als 90 Prozent der Probanden in der Musikgruppe - also 22 Kinder - zeigten im zweiten Intelligenztest verbesserte sprachliche Fertigkeiten.

"Musik und Sprache verlangen analytisches Hören", erklären die Forscher um Moreno den beobachteten Effekt. In der Kunstgruppe zeigten sich hingegen nach dem Training kaum Veränderungen der Testergebnisse.

Wirkt die bildende Kunst also nicht segensreich auf Kinder? Doch, doch, beschwichtigen die Forscher, aus anderen Studien existierten Hinweise, dass künstlerisches Arbeiten motorische und natürlich visuelle Fähigkeiten verbessere. In ihrem Versuch war jedoch allenfalls ein leichter Trend zu verbessertem räumlichen Vorstellungsvermögen auszumachen.

Vielleicht hätte die Kunstgruppe einfach länger üben müssen, spekuliert Moreno, vielleicht zeige sich der Effekt erst etwas später. Beide Gruppen trainierten binnen vier Wochen insgesamt 40 Stunden.

Steigert Musik also die Intelligenz von Kindern? Diese Frage beschäftigt Forscher und Eltern, seit die Psychologin Frances Rauscher 1993 im Fachmagazin Nature berichtete, einige ihrer Studenten lösten Aufgaben besser, wenn sie vorher Mozart gehört hatten. Seitdem geistert das Phänomen als sogenannter Mozart-Effekt durch die Welt, obwohl ein Zusammenhang zwischen dem reinen Genuss klassischer Musik und gesteigerter Intelligenz seither vielfach widerlegt wurde.

Zuletzt ergab eine Metaanalyse durch Jakob Pietschnig von der Universität Wien, dass an dem vermeintlichen Mozart-Effekt nichts dran ist. Es besteht eben ein Unterschied darin, mal eben etwas anzuhören oder selbst hart zu üben.

© SZ vom 07.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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