Evolution:Wie der Wolf sich zum Hund fraß

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Während der Domestizierung des Wolfes zum Hund haben sich die Tiere offenbar an stärkehaltiges Futter angepasst. (Foto: dpa)

Als sich Wölfe den Menschen anschlossen und zu Haushunden entwickelten, passten sie auch ihren Stoffwechsel an. Denn statt Beutetieren nachzustellen, konnten sie fressen, was Menschen in der Nähe ihrer Behausungen liegen ließen. Und das waren häufig Getreideprodukte.

Von Katrin Blawat

Domestikation geht durch den Magen. So lässt sich zusammenfassen, was Forscher um Erik Axelsson von der schwedischen Universität Uppsala aus einem Erbgutvergleich von Wolf und Hund folgern ( Nature, online).

Als sich einst Wölfe zu Haustieren entwickelten, gewöhnten sich die frühen Hunde an eine neue Ernährungsweise. Fortan stand vermehrt Stärke auf ihrem Speiseplan. Damit passten sich die ersten Hunde offenbar den Menschen an. Diese aßen - in Form von Getreideprodukten - ebenfalls mehr Stärke, nachdem sie mit der Landwirtschaft begonnen hatten.

"Die Fähigkeit, mit einer stärkereichen Kost zurechtzukommen, stellte einen bedeutenden Schritt in der frühen Domestikation des Hundes dar", schreiben Axelsson und seine Kollegen. Dem sich gerade entwickelnden Haustier ermöglichte es ein deutlich einfacheres Leben. Statt ständig Beutetieren nachstellen zu müssen, konnten die Hunde nun von Essensresten satt werden, die Menschen in der Nähe ihrer Lager und Behausungen liegen ließen.

War diese Bequemlichkeit vielleicht sogar der Grund, warum sich Mensch und Wolf überhaupt annäherten? Diese Frage ist noch immer unbeantwortet. Einer Theorie zufolge begannen Menschen vor mindestens 14.000 Jahren, Wölfe als Helfer einzusetzen - auf der Jagd oder als Wächter. Die Initiative könnte aber auch von den Wölfen ausgegangen sein, als diese die Vorteile einer engen Nachbarschaft zum Menschen erkannten - etwa, um mit Essensresten versorgt zu werden.

Um der Ernährungsumstellung der frühen Hunde auf die Spur zu kommen, untersuchten die Forscher Erbgutproben von 19 Wölfen sowie 71 Hunden 38 verschiedener Rassen. Dabei identifizierten die Wissenschaftler drei Dutzend Regionen im Hunde-Erbgut, die sich während der Domestikation stark verändert hatten.

Zehn dieser Abschnitte steuern, wie gut das Tier Stärke verdauen kann. Wölfe besitzen die entsprechenden Gene zwar ebenfalls - schließlich sind auch sie nicht reine Fleischfresser. Bei Hunden sind die Gene für den Stärke-Stoffwechsel jedoch viel aktiver, zeigte das Team um Erik Axelsson.

Es ermittelte zudem 19 weitere hunde-typische Abschnitte im Erbgut, die die Entwicklung von Gehirnfunktionen steuern. Diese Regionen könnten für das unterschiedliche Verhalten von Wolf und Hund verantwortlich sein. So scheinen Hunde, verglichen mit Wölfen, nie richtig erwachsen zu werden. Das ist vermutlich eine Folge davon, dass der Mensch seit Beginn seines Zusammenlebens mit dem Hund Individuen mit geringer Aggressivität bevorzugt hat.

© SZ vom 25.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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