Zuschuss beim Kauf von Elektroautos:Frankreich stützt heimische Autobranche mit Prämien

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Das Modell erinnert an die deutsche Abwrackprämie: Mit hohen Zuschüssen will die französische Regierung Kunden dazu verleiten, Autos zu kaufen. Geld gibt's allerdings nur für Hybrid- und Elektroautos. Frankreichs Autobauer haben solche Hilfen bitter nötig: PSA Peugeot Citroën meldet für das erste Halbjahr massive Verluste.

Mit hohen Prämien für den Kauf von Hybrid- und Elektroautos stützt die sozialistische Regierung künftig die kriselnde Autoindustrie in Frankreich: Für Elektroautos soll die Prämie von 5000 auf 7000 Euro erhöht, für Hybridautos auf 4000 Euro verdoppelt werden.

Angestellte von PSA Peugeot Citroën demonstrieren gegen geplante Massenentlassungen. Der französische Autokonzern kämpft mit massiven Verlusten. Nun will der Staat mit Prämien für Autokäufer helfen. (Foto: dpa)

Premierminister Jean-Marc Ayrault nannte die Dringlichkeit der Lage angesichts des geplanten Abbaus tausender Stellen in der Automobilindustrie als Grund für den Hilfsplan. Daher sei die Regierung "in die Offensive" gegangen, sagte er nach einer Kabinettssitzung in Paris.

Wie zum Beleg für die Not der französischen Autoindustrie legte der Hersteller PSA Peugeot Citroën am Mittwoch einen massiven Verlust für das erste Halbjahr bekannt. Von Januar bis Ende Juni fuhr der Konzern einen Verlust von 819 Millionen Euro ein. Im ersten Halbjahr 2011 hatte der vor Renault größte französische Autobauer noch einen Gewinn von 806 Millionen Euro gemacht. Der Umsatz ging um 5,1 Prozent auf 29,6 Milliarden Euro zurück.

Hintergrund der Probleme bei PSA ist die Absatzkrise im krisengeschüttelten Europa, unter der auch die Konkurrenten Renault, Fiat, Ford und Opel leiden. Allein 2012 fällt die PKW-Nachfrage in der EU nach PSA-Einschätzung um acht Prozent, von 2007 bis 2012 um insgesamt 23 Prozent. PSA dürfte dabei im laufenden Jahr sogar zehn Prozent verlieren, denn wichtigte Absatzmärkte der Franzosen liegen außer in der Heimat ausgerechnet in den Krisenländern Spanien und Italien.

Staat will Elektroautos kaufen

Premierminister Ayrault kündigte nun an, der Staat werde künftig für den Stadtverkehr nur noch Elektrofahrzeuge kaufen. Die neue sozialistische Regierung will auch eine Überprüfung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Südkorea verlangen. Aus dem asiatischen Land kommen preisgünstige Fahrzeuge etwa vom Autobauer Hyundai. Zudem sollen Autobauer und Zulieferer, die in Schwierigkeiten stecken, günstige Kredite erhalten.

Die Autobauer müssen für die staatlichen Hilfen eine "Gegenleistung" bringen, wie Industrieminister Arnaud Montebourg bereits angekündigt hatte. So sollen die Prämien für die Hybrid- und Elektro-Autos nur gezahlt werden, wenn "ihr Preis beibehalten" wird, wie aus dem Plan der Regierung hervorgeht. Außerdem müssen die Autos in Frankreich produziert sein.

Im Wahlkampf hatten die Sozialisten versprochen, sich gegen den Abbau von Industriearbeitsplätzen in Frankreich zu stellen und die heimischen Firmen vor Billigkonkurrenz aus dem Ausland zu schützen. Nach den Parlamentswahlen im Juni hatte PSA Peugeot Citroën aber angekündigt, 8000 Stellen in Frankreich zu streichen, bei weiteren Firmen wird dies im Sommer und Herbst erwartet.

Angesichts des großen Halbjahresverlustes weitet PSA sein Sparprogramm nun aus. Bis 2015 sollen rund 1,5 Milliarden Euro zusätzlich eingespart werden, 600 Millionen davon entfallen auf die jüngsten Personalkürzungen. Eine Allianz mit dem US-Konzern General Motors (GM) soll weitere 350 Millionen bringen. PSA-Chef Philippe Varin will PSA bis 2014 aus dem Gröbsten der Krise herausführen, rechnet aber für das laufende Jahr mit einer weiteren Abschwächung der Märkte.

Die geplanten Hilfen für innovative Modelle nannte Varin "eine ausgezeichnete Sache". Dies werde "sicher" dazu führen, bestehende Modelle weiterzuentwickeln, sagte er. Die Konzernführung und die Regierung hatten sich zuletzt einen harten Schlagabtausch geliefert. Präsident François Hollande hatte PSA sogar "Lüge" vorgeworfen und den Stellenabbau-Plan als "nicht akzeptabel" abgelehnt.

© Süddeutsche.de/dapd/AFP/luk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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