Wegen hoher Inflation:In Venezuela wird das Bier knapp

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Die Biermarke Polar ist eine der bekanntesten in Venezuela. Doch bis auf weiteres steht hier die Produktion still. (Foto: AFP)
  • Weil der Konzern Polar die hohen Preise für Gerste aus dem Ausland nicht mehr bezahlen kann, wird auf unbestimmte Zeit die Produktion eingestellt.
  • Wegen dem niedrigen Ölpreis fehlt es dem Land an ausländischen Devisen, das lässt die Preise steigen.
  • Polar hat die Regierung zuvor um Hilfe gebeten, staatliche Unterstützung ist aber unwahrscheinlich.

Als ob die Wirtschaftskrise bis jetzt nicht schlimm genug gewesen wäre - jetzt geht Venezuela auch noch das Bier aus. Denn der größte Bierproduzent des Landes stellt seine Produktion auf unbestimmte Zeit ein. Polar könne die hohen Preise für Gerste nicht mehr bezahlen, teilte ein Sprecher des Unternehmens mit. Der Gerste-Vorrat reiche nur noch bis zum 29. April. Polar beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiter, 30.000 weitere Angestellte bei Zulieferen und Transportfirmen sind von dem Produktionsstop betroffen.

Grund für die Notlage der Bierbrauer ist die wirtschaftlich desolate Lage durch den niedrigen Ölpreis.Venezuela hat eines der größten Ölvorkommen der Welt und ist extrem vom Öl-Export abhängig. Seitdem die Preise eingebrochen sind, fehlt es deshalb an ausländischen Devisen im Land. Der Bolivar verliert dadurch immer weiter an Wert, die Preise steigen. Güter zu importieren wird dadurch in kürzester Zeit immer teurer.

Gleichzeitig leidet das Land unter einer enormen Dürre, die den Wasserwerken Probleme bereitet. Anfang April verordnete Präsident Nicolás Maduro Venezuela deshalb einen Tag Zwangsurlaub pro Woche - um Strom zu sparen.

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Mit besseren Arbeitsbedingungen hat das aber nichts zu tun. Sondern mit einer drohenden Energiekrise.

Höchster Bierkonsum Südamerikas

Und auch der Engpass beim Bier könnte sich schnell verschärfen. Das Land hat in Südamerika aktuell den höchsten Bierverbrauch pro Kopf. Die Nachfrage ist also groß. Dem Konzern Polar ist das sehr wohl bewusst. Das Unternehmen bittet deshalb die Regierung um Unterstützung. Sie solle mehr ausländische Devisen erwerben. Nur so könne Polar die Produkte herstellen, nach denen die Bevölkerung verlangt.

Besonders wahrscheinlich ist die Unterstützung der Regierung aber nicht. Der fehlt zunächst das Geld, außerdem gelten Präsident Maduro und Polar-Besitzer Lorenzo Mendoza nicht gerade als die besten Freunde. Maduro hatte den Milliardär Mendoza im Februar als "Verräter" und "Dieb" beschimpft und wirft ihm vor, die Wirtschaft im Land zu sabotieren, indem er absichtlich langsam produzieren lässt.

© afp/Bloomberg/lter - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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