Lateinamerika:Venezuela führt die Vier-Tage-Woche ein

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In Caracas gingen bereits in der Osterwoche die Lichter aus: Präsident Maduro hatte die gesamte Woche zur arbeitsfreien Zeit erklärt - um Strom zu sparen. Jetzt sollen jeden Freitag die Geschäfte ebenfalls geschlossen bleiben. (Foto: Bloomberg)
  • Venezuelas Präsident Nicolás Maduro ordnet Vier-Arbeitstage-Wochen an - mindestens für die kommenden zwei Monate.
  • Die Maßnahme soll dem Land helfen, seine Energiekrise in den Griff zu bekommen.
  • Anhaltende Dürre hatte die Wasserstände in den Reservoirs des Landes stark absinken lassen, so dass die Energieversorgung in Gefahr ist.

In Venezuela wird der Strom knapp - und die Arbeiter bekommen deshalb frei. Mit einem Tag Zwangsurlaub pro Woche in den kommenden Monaten will Präsident Nicolás Maduro die schwere Energiekrise des lateinamerikanischen Landes in den Griff bekommen. "Wir werden lange Wochenenden haben", erklärte Maduro am Mittwoch in einer Fernsehansprache. Alle Freitage bis Anfang Juni sollen demnach arbeitsfrei sein. Die Verordnung gilt bereits ab diesem Freitag.

Die Maßnahme soll dem wirtschaftlich schwer gebeutelten Land dabei helfen, Strom zu sparen. Denn angesichts einer durch das Wetterphänomen El Niño ausgelösten extremen Dürre reichen die Wasserreserven in den 18 Talsperren des Landes für die Energieerzeugung kaum noch aus. So ist etwa der Wasserstand in der großen Talsperre im Bundesstaat Bolivar, die rund 70 Prozent zur Stromerzeugung des Landes beiträgt, auf lediglich drei Zentimeter über dem kritischem Punkt gesunken.

Die Opposition kritisierte, angesichts von Wirtschaftskrise, einer Knappheit an Lebensmitteln und Medikamenten sowie extremer Inflation sei der Plan einer Vier-Tage-Woche waghalsig. Von einem Manöver zur Beruhigung der Bevölkerung nach dem Motto "Brot und Spiele" war die Rede. Auch die Tweets von Bürgern waren skeptisch. "Das ist doch wohl nicht ernst gemeint???", schrieb ein Nutzer. Viele andere fragten sich, welche Auswirkungen das Vorhaben etwa auf Schulen und die Öffnungszeiten von Supermärkten hat.

Maduro appellierte an das "Nationalbewusstsein" seiner Landsleute und forderte dazu auf, seine Initiative zu unterstützen. Zugleich wurde die Stromversorgung von Einkaufszentren und Hotels auf neun Stunden täglich weiter zurückgefahren; Einkaufszentren und Hotels müssen in dieser Zeit ihren eigenen Strom erzeugen. Diese Einschränkungen gelten bereits seit Februar. Auch die staatliche Industrie und die Behörden wurden aufgefordert, den Energieverbrauch zu senken.

© SZ/Reuters/AFP/mahu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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