Tarifstreit mit Verdi:Amazon bleibt hart

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Nach Leizpzig nun auch Streik bei Amazon in Bad Hersfeld. (Foto: dpa)

Arbeitskampf zwischen Verdi und Amazon: Der Konzern legt kein Tarifangebot vor, die Mitarbeiter streiken weiter. Amazon will seinen Beschäftigten nun ein Weihnachtsgeld zahlen - 400 statt der tariflichen 1240 Euro, sagt die Gewerkschaft.

Von Sibylle Haas

Im Streit zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Internetversender Amazon ist keine Lösung in Sicht. Am Donnerstag streikten die Amazon-Mitarbeiter in Leipzig, und am Freitag legten die Beschäftigten in Bad Hersfeld die Arbeit nieder. Verdi will das Unternehmen in die Tarifbindung und dazu bringen, die Mitarbeiter nach dem Tarifvertrag für den Handel zu bezahlen. Bereits im Juni war an den beiden großen Amazon-Standorten für den Tarifvertrag gestreikt worden, nachdem es zuvor Warnstreiks gegeben hatte.

Verdi droht dem Unternehmen einen langen Arbeitskampf an. "Wir werden unterschiedliche Streik- und Arbeitskampfformen entwickeln, einen langen Atem haben und für den Arbeitgeber unberechenbar bleiben", sagte Bernhard Schiederig, Verhandlungsführer von Verdi in Hessen. Auch am Samstag werde gestreikt. Amazon könne sich auf Dauer einer branchenüblichen Bezahlung nicht entziehen.

Doch Amazon bleibt hart und lehnt Verhandlungen sowie eine Tarifbindung kategorisch ab. Es gebe zu wenig Gemeinsamkeiten zwischen dem Unternehmen und der Gewerkschaft, heißt es bei Amazon. Außerdem orientiere man sich bei der Bezahlung am Tarifvertrag für die Logistikbranche. Amazon sei überdies ein Logistikunternehmen und kein Händler.

"Mitarbeiter der deutschen Logistikzentren liegen mit ihrem Einkommen am oberen Ende dessen, was in der Logistikindustrie üblich ist", erklärt das Unternehmen. Das Einstiegsgehalt liege bei einem Stundenlohn von 9,30 Euro brutto und steige nach einem Jahr auf mehr als zehn Euro. Hinzu kämen Boni sowie nach zwei Jahren Aktien. Diese Aktienzuteilung entspreche der Amazon-Philosophie. Die Mitarbeiter sollten am Erfolg des Konzerns teilhaben.

400 statt 1240 Euro

Dass Amazon seinen Beschäftigten nun ein Weihnachtsgeld zahlen will, hält die Gewerkschaft für eine Farce. Denn es entspreche weder der Höhe nach dem tariflichen Weihnachtsgeld, noch begründe sich daraus ein Rechtsanspruch. Konkret wolle Amazon den Kommissionierern ein Weihnachtsgeld von 400 Euro bezahlen, nach Tarifvertrag für den Einzel- und Versandhandel Hessen wären dies 1240 Euro, teilte Verdi in Hessen mit. Die Vorarbeiter sollen Verdi zufolge 600 Euro Weihnachtsgeld bekommen, anstatt der tariflichen 1427 Euro. Zudem seien die Zuschläge für Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit sowie für Überstunden bei Amazon deutlich niedriger, als im Handels-Tarifvertrag steht.

Amazon ist der weltweit größte Online-Versandhändler. Der US-Konzern beschäftigt weltweit etwa 70.000 Menschen und expandiert in Deutschland kräftig. Im September 2012 wurden neue Logistikzentren in Koblenz und in Pforzheim eröffnet. Allein dadurch entstehen Amazon zufolge langfristig etwa 2000 neue Arbeitsplätze. Ein weiteres Versandzentrum ist im brandenburgischen Brieselang geplant, wodurch bis zu 1000 feste Arbeitsplätze entstehen sollen.

In vielen Logistikzentren gibt es inzwischen Betriebsräte. Verdi sieht darin einen Grund mehr, sich bei Amazon stärker zu verankern. Momentan gebe es in den Logistikzentren in Graben bei Augsburg, in Bad Hersfeld, Leipzig, Rheinberg, Werne, Pforzheim und Koblenz etwa 9000 fest angestellte Vollzeitmitarbeiter. In den beiden Werken in Bad Hersfeld sind nach Firmenangaben 2900 Menschen fest angestellt, weitere 750 Beschäftigte sind befristet. Am Standort Leipzig seien es etwa 1500 Festangestellte und 600 befristete Mitarbeiter.

© SZ vom 20.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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