Streik der Gebäudereiniger:"Ich habe geschwitzt wie ein Stier"

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Der Streik der Gebäudereiniger ist bundesweit angelaufen. Unterstützung erhielten die Streikenden von der SPD-Politikerin Hendriks, die inkognito einen Tag lang geputzt hatte.

Im Tarifkonflikt der rund 860.000 Gebäudereiniger hat am Dienstag bundesweit ein unbefristeter Streik begonnen. In Berlin legten am Morgen etwa 100 Gebäudereiniger und Fensterputzer von rund 15 Einrichtungen die Arbeit nieder, in Dortmund streikten rund 50 Putzkräfte, teilte ein Gewerkschaftssprecher mit.

Streikender Gebäudereiniger in Berlin: Die Putzkräfte fordern 8,7 Prozent mehr Gehalt. (Foto: Foto: ddp)

In Flensburg und Hamburg waren rund 150 Putzkräfte in sechs Objekten aufgefordert, ab Mitternacht zu streiken. Auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und im Saarland beteiligten sich mehr als 100 Gebäudereiniger an der Aktion, weitere Mitarbeiter sollten nach Gewerkschaftsangaben im Laufe des Tages folgen.

Die Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) verlangt 8,7 Prozent mehr Geld bei zwölf Monaten Laufzeit, die Arbeitgeber hatten drei Prozent bei 21 Monaten Laufzeit geboten. Am 1. Oktober 2009 war der Tarifvertrag für die Gebäudereiniger ausgelaufen - und damit auch die Mindestlohnvereinbarung von 8,15 Euro.

Kurzfristige Entscheidungen

"Wir wollen dafür sorgen, dass sich die Arbeitgeber nicht auf unseren Streik einstellen können. Deshalb werden wir jeden Tag entscheiden, welche Objekte wir als nächstes bestreiken", sagte der IG-Bau-Regionalleiter von Berlin-Brandenburg, Rainer Knerler.

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Unterstützung erhielten die Streikenden von der Bonner SPD-Landtagsabgeordneten Renate Hendricks, die kurz vor dem Arbeitsausstand zum Selbsttest in den Putzkittel schlüpfte und in der Bonner Uniklinik wischte. Ihr Fazit nach der eintägigen Inkognito-Aktion: Die Arbeitsbedingungen seien haarsträubend und unzumutbar, das vorgegebene Pensum nicht zu schaffen.

"Bei der Arbeit traf ich auf Vorgaben, die auch für eine geübte Kraft nicht zu erfüllen sind."

Trinken sei bei der Arbeit nicht erlaubt, berichtete Hendricks am Dienstag über ihre Erfahrungen an der Bonner Uniklinik. Wasserflaschen dürfe man nicht mit sich führen. "Ich habe geschwitzt wie ein Stier. Schweißgebadet verließ ich die Klinik."

Angst um Verlust der Stelle

Unter hohem Zeitdruck würden "Hygienestandards leicht unterlaufen". Teilzeitkräfte würden bevorzugt, da sie in vier Stunden härter arbeiten könnten. "Haben sie ihr Soll nicht erfüllt, arbeiten sie einfach länger. Sollunterschreitungen können so unbezahlt ausgeglichen werden." Bei der derzeitigen Arbeitssituation grassiere die Angst um den Verlust der Stelle.

© sueddeutsche.de/dpa/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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