Streik bei der Lufthansa:Experimentieren bis zur Verwüstung

Streik bei der Lufthansa: Streikende Flugbegleiter in Frankfurt am Main auf einer Aufnahme von 2012 (Foto: dpa)

Schon wieder müssen sich Fluggäste auf Streik einstellen. Was macht es mit der Lufthansa, wenn ständig eine andere Gruppe um Privilegien kämpft?

Kommentar von Detlef Esslinger

Zur Kultur des Lufthansa-Konzerns gehört, dass man dort nicht "Kolleginnen" beziehungsweise "Kollegen" sagt. Derlei mag in gewöhnlichen Unternehmen (also: allen anderen) angemessen sein. Bei der Fluggesellschaft sprechen sie untereinander stets von Lufthanseatinnen und Lufthanseaten. Seit Jahrzehnten findet auf diese Weise das Gemeinschaftsgefühl einer sich als besonders empfindenden Klasse seinen Ausdruck.

Aber wie lange noch? In dem Konzern gibt es Konflikte zwischen den Flugbegleitern und dem Management, zwischen den Piloten und dem Management, zwischen den Streikenden und den von Streiks Betroffenen, zwischen Vertretern der einen Gewerkschaft und denen der anderen; die Aufzählung dürfte unvollständig sein. All die Beschäftigtengruppen kämpfen für ihre jeweiligen Privilegien; manchmal tun sie so, als sei der Kampf der anderen auch ihr Kampf. Aber letztlich ist jede Gruppe nur solidarisch mit sich selbst. Der Vorstand wiederum zeigt im Umgang mit all diesen Kämpfern gewiss nicht die maximale Begabung.

Nun also wohl der nächste Streik, sieben Tage lang, der längste in der Firmengeschichte. Allmählich werden die Auseinandersetzungen zum Experiment: Wie oft und wie lange muss man streiken, bis man die Firma, die einen nähren soll, so verwüstet hat, dass man zur Ex-Lufthanseatin und zum Ex-Lufthanseaten wird?

© SZ vom 06.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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