Steuervermeidung:Tim Cook: Kritik an Apples Steuer-Moral ist "politischer Scheiß"

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Sonst gibt er gern den freundlichen Konzernboss, der öffentliche Ärger wegen Apples Steuervermeidungs-Taktik nervt Tim Cook aber offensichtlich sehr. (Foto: REUTERS)
  • Dass Apple in Irland kaum Steuern auf seine Milliarden-Profite zahlen muss ist bereits seit einigen Jahren bekannt - wie sehr die Debatte darüber den Konzernchef offensichtlich ärgert, nicht.
  • Nun hat sich Tim Cook in einem Interview Luft gemacht.

Von Bastian Brinkmann, München

Apple ist eine kreative Firma. Die Kunden stehen Schlange, wenn der Computer- und Handyhersteller ein neues Gerät in seine hübschen Läden bringt. Auch die Buchhaltung von Apple ist sehr kreativ - und hat die Steuerzahlungen des Konzerns dem gleichen Prinzip unterworfen wie das Design seiner Produkte: Minimalistisch soll es vor allem zugehen. So hat ein Unterausschuss des US-Senats vorgerechnet, dass Apple dank einer Offshore-Konstruktion in Irland Dutzende Milliarden an Profiten über viele Jahre mit weniger als 0,1 Prozent versteuert hat.

Der Untersuchungsbericht ist zwar schon von 2013, Apple-Chef Tim Cook ärgert sich aber offenbar immer noch sehr darüber. Die US-Fernsehsendung "60 Minutes" strahlte gerade ein Interview mit dem Firmenchef aus, in dem Moderator Charlie Rose ihn auf Apples Steuervermeidung ansprach. "Total political crap" sei das, sagte Cook - "komplett politischer Scheiß". Für die Behauptungen gebe es keine Beweise. "Apple zahlt jeden Dollar Steuern, den wir dem Staat schulden", sagte Cook. "Wir zahlen mehr Steuern in diesem Land als jeder andere."

40 Prozent Steuern? "Nicht für die digitale Welt" gemacht

Apple hat durch seine Steuertricks Milliarden Dollar im Ausland angehäuft. Würde das Geld in den USA zum Beispiel in Forschung und Entwicklung investiert, müsste der Konzern vorher 40 Prozent Steuern auf die Summe zahlen. Er würde das liebend gern machen, sagte Cook nun. Aber die Steuer sei einfach zu hoch. Das wäre nicht vernünftig. "Die Steuergesetze sind für ein Industriezeitalter gemacht, nicht für die digitale Welt", sagte Cook. "Sie sind rückwärtsgewandt. Das ist schlimm für Amerika." Es sei Zeit, die Gesetze endlich zu reformieren.

Interviewer Rose fragte auch nach Apples Verschlüsselungstechnik. In den USA wird eine Debatte geführt, ob Technikfirmen nicht Hintertüren für die Regierung einbauen müssen - damit diese die Geräte und ihre Nutzer überwachen können, wenn sie vor dem Bildschirm einen Terroristen vermuten. Cook lehnt das ab, weil es die Apple-Kunden gefährde: "Wenn du eine Hintertür einbaust, kann die von jedem genutzt werden - von den guten und den schlechten Leuten."

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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