Schuldenkrise:Griechenland will Aufschub beim Sparen

Lesezeit: 1 min

Athen braucht mehr Zeit: Die Regierung möchte das vereinbarte Programm später umsetzen, wohl erst bis 2016. Die Vereinbarungen sehen allerdings vor, dass die Ausgaben bereits bis 2014 um 11,5 Milliarden Euro reduziert werden. Berlin passt das gar nicht.

Das pleitebedrohte Griechenland will sich wegen seiner lahmenden Wirtschaft einem Zeitungsbericht zufolge beim Sparen mehr Zeit nehmen. Ministerpräsident Antonis Samaras wolle das mit Kreditgebern und der Europäischen Zentralbank (EZB) vereinbarte Sparprogramm erst bis 2016 umsetzen, berichtete die Financial Times (FT) unter Berufung auf ein internes Dokument. Die Vereinbarungen sehen vor, dass die Ausgaben bis 2014 um 11,5 Milliarden Euro reduziert werden.

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte dazu am Mittwoch, bei dem für Freitag kommender Woche geplanten Treffen zwischen Samaras und Angela Merkel werde die Kanzlerin sich anhören, was Samaras zu sagen habe. Grundlage für alle weiteren Entscheidungen werde aber der Bericht der Gläubigertroika aus EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) sein.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich offen für Überlegungen, der griechischen Regierung mehr Zeit für Reformanstrengungen zu geben. Allerdings geht es Westerwelle nicht um Jahre - sondern um Wochen. "Mit der in den griechischen Wahlkämpfen verlorenen Zeit muss umgegangen werden", sagte Westerwelle am Mittwoch zu Spiegel Online. Es sei aber "klar, dass es keine substanziellen Änderungen an den Reformvereinbarungen geben" könne.

Neben der zeitlichen Streckung wollen die Griechen anscheinend auch über den Umfang diskutieren, berichtet die FT. Zudem könnte die Haushaltslücke um bis zu 20 Milliarden Euro höher ausfallen als bislang bekannt. Die Griechen wollen das neue Loch nach den Zeitungsinformationen ohne neues Hilfspaket stopfen. EU-Spitzenpolitiker - darunter Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker - hatten in den vergangenen Wochen angedeutet, dass Athen mehr Zeit bekommen könnte. Allerdings soll es keine substanziellen Zugeständnisse geben.

Auch ein Aufschub des Rettungsprogramms ist für die Helfer problematisch, weil dann vermutlich ein drittes Hilfspaket für Athen nötig würde. Am 22. August wird Juncker in Athen erwartet. Im September kehren die Experten von EU-Kommission, EZB und IWF nach Athen zurück, um die Lage zu überprüfen und mit der neuen Regierung über weitere Kredite zu verhandeln. Die Troika entscheidet, ob sie eine Hilfszahlung über 31,5 Milliarden Euro freigibt. Die Summe wird seit Juni zurückgehalten, weil der vereinbarte Reformkurs nicht vorankommt. Am Dienstag hatte das hoch verschuldete Land mit einer Geldmarktauktion erneut eine kurzfristige Zwischenfinanzierung sichergestellt und damit einen Zahlungsausfall abgewendet.

© SZ vom 16.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: