Referendum im Vereinigten Königreich:IWF warnt eindringlich vor Brexit

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IWF-Chefin Christine Lagarde: "Die Mitgliedschaft in der EU hat Großbritannien zu einer reicheren Volkswirtschaft gemacht." (Foto: Bloomberg)
  • Der Internationale Währungsfonds warnt die Briten: Vor allem sie selbst würden darunter leiden, wenn sie die EU verließen.
  • IWF-Chefin Lagarde betont, wie stark das Vereinigte Königreich von seiner Mitgliedschaft in der EU profitiert hat.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Warnungen vor einem Austritt Großbritanniens aus der EU noch einmal verschärft. Ein IWF-Bericht über den wirtschaftlichen Zustand des Vereinigten Königreichs geht davon aus, dass das Land bis 2019 bis zu 5,5 Prozent seiner Wirtschaftskraft einbüßen könnte. Für 2017 sehen die Szenarien des IWF sogar einen Rückgang der Wirtschaftleistung vor, sollte Großbritannien am 23. Juni für den Ausstieg aus der EU stimmen.

Ein Brexit würde wahrscheinlich zu eingeschränktem Handel und Finanzzufluss aus anderen EU-Mitgliedsstaaten führen, hieß es. Ein Rückgang von Investitionen, eine getrübte Verbraucherstimmung sowie stärkere Verwerfungen an den Finanzmärkten seien auch möglich. All diese Faktoren könnten bedeutende Finanzdienstleister aus London forttreiben - mit der Folge, dass der Status der Metropole als das führende Finanzzentrum Europas allmählich erodieren könnte.

Die Briten stimmen am kommenden Donnerstag über den Verbleib in der EU ab. Die Kampagnen der Leave- oder Remain-Befürworter sind derzeit allerdings wegen des Morden an der Labour-Politikerin Jo Cox ausgesetzt.

Flammender Appell von Lagarde

IWF-Chefin Christine Lagarde warb in einem flammenden Appell die Vorteile des Verbleibs in der EU. Großbritannien sei Teil europäischer Fertigungsketten, etwa in der Auto- und Raumfahrtindustrie, sagte Lagarde am Freitag in Wien. Großbritanniens Handelsvolumen sei durch die Mitgliedschaft in der EU größer geworden, sowohl Löhne als auch Produktivität seien gestiegen. Ferner habe die EU dazu beigetragen, Großbritannien in eine dynamische und lebendige Volkswirtschaft zu transformieren.

"Großbritannien hat von den viele Beiträgen talentierter und fleißiger Migranten aus aller Welt und auch aus der EU profitiert", sagte Lagarde. "Die Mitgliedschaft in der EU hat Großbritannien zu einer reicheren Volkswirtschaft gemacht, sie hat Großbritannien aber auch zu einem diversifizierten, aufregenderen und kreativeren Land gemacht."

Die Experten des Währungsfonds machten deutlich, dass Großbritannien wirtschaftlicher Hauptverlierer eines Brexit sein würde. "Die hauptsächlichen makroökonomischen Auswirkungen würden Großbritannien betreffen", sagte ein IWF-Experte.

Großbritannien begebe sich als ein wirtschaftlich angeschlagenes Land in das Abenteuer Brexit - trotz der zuletzt günstigeren Daten vom Arbeitsmarkt und beim Wachstum.

© SZ.de/AP/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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