Quelle ohne Zukunft:Das ruinierte Erbe

Massive Managementfehler haben Quelle zu einem Unternehmen ohne Perspektive gemacht. Nun geht es nur noch darum, den Schaden zu begrenzen.

Caspar Busse

Im Internet ist der neue Quelle-Hauptkatalog schon zu sehen - vorab exklusiv, wie es heißt. Doch um die Finanzierung der gedruckten Version gibt es seit Tagen heftige öffentliche Diskussionen. Soll der Staat für einen weiteren Kredit für das schwer angeschlagene und inzwischen sogar insolvente Versandunternehmen haften, damit der Katalog zu Ende gedruckt werden kann? Sind die Voraussetzungen dafür überhaupt gegeben?

Quelle kann nicht mehr vor dem Untergang bewahrt werden. (Foto: Foto: AP)

Wie auch immer dieses politische Geschacher ausgehen wird: Eine solche Zwischenfinanzierung wird Quelle auch nicht mehr vor dem Untergang retten können, so bitter das auch für die vielen tausend Quelle-Beschäftigten ist.

Der Versandhandel hat sich überlebt - zumindest so, wie ihn Quelle betreibt. Eine neue Strategie müsste her, aber das wird so schnell nicht gehen. Viel zu lange haben die Manager der Traditionsfirma aus Fürth an dem alten Geschäftsmodell festgehalten, haben es versäumt, neue Wege zu gehen.

Madeleine Schickedanz hat das Erbe ihrer Eltern Gustav und Grete ruiniert. Vor zehn Jahren fusionierte sie Quelle mit dem Warenhausunternehmen Karstadt. Eine intensive Zusammenarbeit hat sich aber daraus nicht entwickelt. Vielmehr war man viel zu lange mit sich selbst beschäftigt und hat dabei wohl die Zukunft aus dem Blick verloren.

Der Konkurrent Otto aus Hamburg spürt die derzeitige Krise zwar auch. Doch die Manager haben früher gegengesteuert, haben neue Vertriebswege erschlossen und stehen besser da. An Quelle sind Internetanbieter wie Amazon oder Spezialversender vorbeigezogen. Deren Vorsprung ist nicht mehr einzuholen. Eigentlich geht es jetzt in Fürth nur noch um Schadensbegrenzung.

© SZ vom 27.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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