Pleite des Stromanbieters:Teldafax-Strafprozess wird ausgesetzt

Mehr als 700.000 Geschädigte hinterließ die Pleite des Stromanbieters Teldafax. Nun pausiert der Prozess gegen die Manager - wegen der Besetzung der Richterbank.

Der Strafprozess gegen ehemalige Topmanager des insolventen Billigstromanbieters Teldafax muss neu aufgerollt werden. Das Bonner Landgericht gab den Besetzungsrügen der Verteidiger von zwei der drei Angeklagten statt und setzte das Verfahren schon am zweiten Verhandlungstag aus. Die Suche nach einem neuen Gericht kann Monate dauern.

Eine Besetzungsrüge zielt darauf ab, dass die Besetzung der Richter für nicht zulässig erklärt wird. Dazu erklärte das Landgericht nun: Aus Sicht der Angeklagten sei die Strafkammer nicht der "gesetzliche Richter", wie er von der Verfassung garantiert werde. Werde die Hauptverhandlung fortgesetzt, sei zu befürchten, dass ein Urteil allein deshalb durch den BGH aufgehoben werden könne, weil die Kammer eben nicht der "gesetzliche Richter" gewesen sei.

Bei der spektakulären Pleite von Teldafax hatten vor drei Jahren mehr als 700 000 Kunden Geld verloren - gemessen an der Zahl der Geschädigten eine der größten Pleiten der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Die Ex-Vorstände Klaus Bath, Gernot Koch und Michael Josten müssen sich vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Insolvenzverschleppung, gewerbsmäßigen Betrug und Bankrotthandlungen vor.

Das Geschäftsmodell des Strom-Discounters aus dem rheinländischen Troisdorf war von Anfang an hoch riskant: Die Firma wuchs nach der Öffnung des Strommarktes schnell, die billigen Tarife finanzierte sie jedoch mit den Vorauszahlungen von Neukunden. Verluste wurden bewusst in Kauf genommen, Strom günstiger verkauft als eingekauft. Ein großer Teil der Stromverträge war also nicht kostendeckend kalkuliert.

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