Personalkarussell bei Porsche und VW:Heiteres Tauschen

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Großes Hin und Her bei VW und Porsche: VW-Chefstratege Matthias Müller soll neues Porsche-Oberhaupt werden. Den momentanen Chef Michael Macht zieht es nach Wolfsburg.

Schon in Kürze werden wohl ein paar Umzugswagen zwischen Wolfsburg und Stuttgart hin und her fahren: VW-Chef Martin Winterkorn will angeblich in den nächsten Wochen seinen Vertrauten Matthias Müller ans Steuer von Porsche setzen. Er soll damit zum Nachfolger von Porsche-Chef Michael Macht berufen werden, der als Produktionsvorstand bei VW gehandelt wird, hieß es aus Kreisen.

Noch ein Blick zurück: Michael Macht wechselt wahrscheinlich zu VW. Seine Nachfolge bei Porsche soll VW-Chefstratege Matthias Müller übernehmen. (Foto: ap)

Mehrere Personen, die mit den Vorgängen gut vertraut sind, sagten, der 57 Jahre alte VW-Manager Müller sei für den Chefposten bei dem Sportwagenhersteller vorgesehen. "Es steht eine Entscheidung in wenigen Wochen bevor", hieß es. Zuvor stünden noch Gespräche über weitere Personalentscheidungen an, sagte eine der Personen.

"Müller genießt bei Porsche einen guten Ruf und wäre auch der Belegschaft gut vermittelbar", fügte ein weiterer Insider hinzu. "Es könnte auf ihn als neuen Chef der Porsche AG hinauslaufen." Die Gremien hätten aber noch keine Entscheidungen getroffen. Weder Volkswagen noch Porsche wollte sich dazu äußern.

Erst die Entscheidung, dann die Ferien

Noch-Porsche-Chef Macht hatte erst vor einem Jahr die Nachfolge von Wendelin Wiedeking als Leiter des Sportwagenbauers übernommen. Der bald 50 Jahre alte Produktionsexperte soll als Produktionsvorstand Jochem Heizmann ersetzen, der wiederum künftig das Lkw-Geschäft von Europas größtem Autobauer koordinieren soll, hieß es aus Unternehmenskreisen.

Dafür soll ein neues Vorstandsressort geschaffen werden, das Heizmann übernimmt. Volkswagen ist maßgeblich an den Lkw-Bauern MAN und Scania beteiligt. An dem Personalkarussell hängen weitere Veränderungen im Porsche-Management, weshalb noch nicht sicher ist, wann die Entscheidungen im einzelnen verkündet werden.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete, die Personalentscheidungen sollten wahrscheinlich schon vor der Sommerpause gefällt werden, die bei VW am 5. Juli beginnen, während bei Porsche traditionell erst ab Anfang August Betriebsruhe herrscht. Am 26. Juli enden bei VW die Werksferien, bei Porsche läuft Ende Juli das Geschäftsjahr 2009/10 ab.

Angriff auf Toyota

Müller ist enger Vertrauter von VW-Chef Martin Winterkorn. Der 1953 in Chemnitz geborene Diplom-Informatiker war bei Audi Chefkoordinator für die Modellreihen, bevor er mit Winterkorn zu Volkswagen wechselte. Winterkorn war Audi-Chef, bevor ihn der mächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech an die Konzernspitze berief.

Bei Volkswagen leitet Müller die Produktstrategie und ist damit auch für den ehrgeizigen Zeitplan verantwortlich, nach dem der Konzern neue Modelle auf den Markt bringt. Die Wolfsburger wollen den japanischen Weltmarktführer Toyota in den nächsten Jahren vom Thron stoßen.

Mit den Veränderungen ordnet Volkswagen ein Jahr nach dem Machtkampf das Personaltableau bei Porsche neu. Mit Michael Macht an der Spitze war zunächst eine interne Lösung gewählt worden, um die Wogen nach den monatelangen Turbulenzen zu glätten. VW will sich den Sportwagenbauer im nächsten Jahr als zehnte Marke einverleiben.

Bei Porsche laufen derzeit noch die Verhandlungen über eine neue Standortsicherungsvereinbarung zwischen Management und Betriebsrat. Mit dieser Vereinbarung, die bis Ende Juli stehen soll, will der mächtige Betriebsratschef Uwe Hück eine Beschäftigungsgarantie für die kommenden Jahre festzurren. VW und Porsche sind zudem in Verhandlungen über eine Sportwagen-Plattform, für die Porsche die Führerschaft im VW-Konzern übernehmen könnte.

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