Opel: Betriebsrat verteidigt Kahlschlag:Jobabbau? Aber klar doch!

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Magna zückt die Motorsäge und kappt bei Opel europaweit 10.000 Stellen, allein in Deutschland fallen 4500 Jobs weg. Der Betriebsrat müsste schäumen, doch Chef Franz verteidigt den Plan.

Aus Opel wird New Opel - und das mit massiven Einschnitten. Magna will allein in Deutschland 4500 Arbeitsplätze kappen, wie Magna-Co-Chef Siegfried Wolf Anfang der Woche bestätigte. Jetzt hat Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz den geplanten Jobabbau verteidigt.

Opel-Betriebsratsvorsitzender Klaus Franz verteidigt den geplanten Jobabbau. (Foto: Foto: ddp)

Eine Restrukturierung bedeute Arbeitsplatzabbau, "dem müssen wir ins Gesicht schauen", sagte Franz. Niemandem sei geholfen, "wenn wir nicht wettbewerbsfähig aufgestellt sind und 30 Prozent Überkapazitäten" haben, so Franz weiter. Ansonsten drohe Opel in ein bis zwei Jahren die Insolvenz.

Bereits in der kommenden Woche sollen die Sanierungsgespräche zwischen Arbeitnehmer und Magna beginnen. Europaweit sollen 10.500 Stellen wegefallen.

Die Zahlen seien von Beginn an bekannt gewesen, sagte Franz. Zugleich kündigte er an, keine Werksschließungen und betriebsbedingten Kündigungen zu akzeptieren.

"Ich sehe das nicht so dramatisch"

Franz, zugleich Vorsitzender der europäischen Betriebsräte, relativierte den Jobabbau auch im Ausland. Dass es die Werke in Spanien, Polen, Belgien und England noch gebe, hätten sie dem entschlossenen Handeln der Bundesregierung zu verdanken, sagte Franz. "Denn ansonsten wären diese Standorte insolvent gegangen mit General Motors zusammen, und dieser Punkt muss eben auch mal in den Ländern diskutiert werden."

Die in Spanien zur Diskussion stehenden knapp 1700 Arbeitsplätze seien weniger als die, die allein im deutschen Werk Bochum gestrichen werden sollen. "Es ist hart und schlimm und heftig, wenn beispielsweise in Spanien 1673 Arbeitsplätze abgebaut werden, aber das ist nicht mal der Teil, der im Bochumer Werk abgebaut werden soll", sagte der Betriebsratschef. An diesem Punkt seien derzeit viele Emotionen im Spiel. "Ich sehe das nicht so dramatisch."

Am Dienstag hatte sich nach Belgien auch Spanien skeptisch über die Entscheidung geäußert, Opel an ein Konsortium aus Magna und der russischen Sberbank zu verkaufen.

Für den 23. September kündigte Franz ein Treffen der europäischen Betriebsräte und Gewerkschaften in Antwerpen an. Die Arbeitnehmer würde ihren Kollegen im von der Schließung bedrohten dortigen Opel-Werk "kämpferisch unterstützen". Franz: "Wir wollen betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen verhindern überall in Europa", sagte Franz.

Magna-Co-Chef Siegfried Wolf hat die von der Bundesregierung in Aussicht gestellten Staatsbürgschaften über 4,5 Milliarden Euro zur Übernahe von Opel für ausreichend erklärt. "Wir werden damit auskommen", sagte Wolf. "Wir haben seit unserem Interesse an Opel mit sehr klaren Zahlen und Fakten gerechnet, wir haben nie nachgebessert, und wir sind sehr überzeugt davon, dass das ausreichend ist", fügte er hinzu. Zuletzt hatte unter anderem Dirk Pfeil, der Vertreter der Bundesländer in der Opel-Treuhand, davor gewarnt, die 4,5 Milliarden Euro könnten nicht ausreichen. Deutschland will die Staatsbürgschaften mit anderen Ländern teilen, in denen Opel Werke hat.

© sueddeutsche.de/Reuters/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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