Opel: Betriebsratschef Franz:"Bei GM hat sich nichts geändert"

Wieso Opel-Betriebsratschef Klaus Franz die Trennung von General Motors fordert - und Magna einzig und allein der Heilsbringer ist.

Karl-Heinz Büschemann

Der Betriebsratsvorsitzende von Opel, Klaus Franz, 57, besteht auf dem Verkauf der Traditionsmarke an das Konsortium aus Magna und der russischen Sberbank, hinter der der angeschlagene Autohersteller Gaz aus Nischni-Nowgorod steht. Der Verbleib bei General Motors (GM) dagegen biete keine Zukunft.

Franz, Opel. dpa

Klaus Franz ist Opel-Betriebsratsvorsitzender - geht es nach den Mitarbeitern, sollte Interessent Magna den Zuschlag bekommen.

(Foto: Foto: dpa)

SZ: Herr Franz, GM will Opel offenbar doch nicht an das von Magna geführte österreichisch-russische Konsortium verkaufen. Der Konzern fürchtet, dass seine Technik nach Russland abfließt. Sie verlangen aber den Verkauf an Magna. Was machen Sie jetzt?

Franz: Es gibt noch keine Entscheidung von GM, sondern nur Spekulationen. Aber klar ist: Wir haben selbst kein Interesse daran, dass Technologie nach Russland abwandert. Die ursprünglichen Befürchtungen der Amerikaner waren berechtigt. Doch die Verträge von Magna und GM sind inzwischen so klar, dass diese Gefahr nicht mehr besteht.

SZ: Wie soll das gehen? Wenn in Russland produziert wird, wandert auch Technologie dorthin.

Franz: Wenn Opel eigene Fabriken in Russland betreibt, wandert nichts ab. Technisches Wissen kann nur mit Zustimmung von GM weitergegeben werden. Das ist alles klar und einvernehmlich mit GM und Magna geregelt.

SZ: GM will eine Milliarde Dollar in Opel investieren, wenn Opel im Konzern bleibt. Das ist doch was.

Franz: Das sind umgerechnet doch nur 700 Millionen Euro. Wir brauchen viel mehr.

SZ: Wofür?

Franz: Wenn GM jetzt Opel zurücknimmt, muss sofort die Brückenfinanzierung von 1,5 Milliarden Euro an die Bundesregierung zurückgezahlt werden, die uns das Leben gerettet hat - plus zehn Prozent Zinsen. Das Geld haben wir doch nur für den Fall bekommen, dass Magna den Zuschlag erhält. Wir haben auch noch Überkapazitäten von 30 Prozent: Die Restrukturierung unserer Fabriken kostet mindestens noch einmal zwei bis drei Milliarden Euro. Zudem brauchen wir noch Geld für zukünftige Modelle. Wir haben einen Finanzierungsbedarf von mindestens fünf bis sechs Milliarden Euro in den kommenden Jahren.

SZ: GM will am Dienstag entscheiden. Was erwarten Sie?

Franz: Ich erwarte eine klare Entscheidung für Magna und eine einvernehmliche Lösung. Dann können wir anfangen, das Unternehmen nach vorne zu bringen. Wir haben schon etwa 700 Millionen Euro durch die verzögerte Restrukturierung verloren.

SZ: Was tun Sie, wenn die Entscheidung anders ausfällt? Sie haben schon mit Demonstrationen gedroht.

Franz: Was wir tun werden, sage ich erst, wenn es so weit ist. Nur eins ist klar: Wenn GM uns zurückkaufen will, dann gibt es keine Beiträge der Arbeitnehmer zur Sanierung. Dann wird es die 1,6 Milliarden Euro, die wir als Mitarbeiter bis 2014 in die neue Gesellschaft einbringen wollen, nicht geben. Warum sollen wir denn in ein Unternehmen investieren, das nicht überlebensfähig ist?

SZ: Sie übertreiben.

Franz: Nein. Es hat sich doch nichts geändert bei GM. Es gibt noch die gleichen Entscheidungsstrukturen wie früher, und auch am Produktportfolio ändert sich nichts. Mit GM wird es nicht den Kleinwagen geben, den wir unbedingt brauchen. Konkurrenzfähige Motoren und Getriebe sind um mehrere Jahre verschoben worden. Es gibt kein Cabrio, kein Coupé, keine Nischenfahrzeuge. Das ist das nackte billige Produktportfolio eines Großvolumen-Herstellers. Mit diesem Konzept kann man nicht überleben.

SZ: Was befürchten Sie für die Fabriken in Europa, wenn General Motors doch wieder übernimmt?

Franz: Dann werden die Fabriken in Antwerpen und Bochum geschlossen, und das Werk in Eisenach wird verkauft oder auch dichtgemacht. Und es wird Kürzungen im Produktportfolio geben, weil nicht genug Geld da ist.

SZ: Glauben Sie denn im Ernst, dass mit dem Partner Magna alle Werke von Opel in Europa überleben können?

Franz: Doch, das ist unser Ziel. Daran glauben wir fest.

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