Ökonomie in "Star Wars":Todesstern kaputt, Galaxie bankrott

Lesezeit: 3 min

Star Wars: The Force Awakens (Foto: AP)
  • Der US-Finanzmathematiker Zachary Feinstein kommt in einer Studie zu "Star Wars" zum Schluss, dass nach dem Sieg der Rebellen eine Wirtschaftskrise eintrat.
  • Grund sei die Zerstörung des Todessterns gewesen.

Von Christoph Behrens

Abgestürzte Raumschiffe, Trümmerteile in der Wüste, Ruinenlandschaften, wo einst Städte standen: Im Trailer des neuen Star-Wars-Films "Das Erwachen der Macht" herrscht Ödnis und Verwüstung. Doch woher die Krisenstimmung? Schließlich ist die Handlung nach dem Ende des sechsten Teils angesiedelt, 30 Jahre nachdem die Rebellen den zweiten Todesstern zerstört und einen fulminanten Sieg über das Imperium gefeiert haben.

Ein Grund könnte sein, dass die weit entfernte Galaxie den Zusammenbruch des Imperiums schlecht vertragen hat. Der Finanzmathematiker Zachary Feinstein ist Fan der Science-Fiction-Reihe. Er ist sich sicher: Nach dem Sieg der Rebellen trat eine galaktische Wirtschaftskrise ein, die möglicherweise Jahrzehnte dauerte. "Die Rebellenallianz hat sich zwar auf die Macht verlassen, aber nie um Langzeitplanung gekümmert", kritisiert der Wissenschaftler der Washington University in St. Louis in einer Studie im Journal arXiv .

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Demnach lösten die Rebellen die Depression selbst aus, indem sie den zweiten Todesstern zerstörten. Eine für Anhänger der hellen Seite gewagte These, die Feinstein aber schlüssig begründet. Der Todesstern sei eben nicht nur ein Weltenzerstörer gewesen, sondern auch ein "gewaltiges Regierungsprojekt" des Imperiums, das erhebliche Ressourcen in der Galaxie gebunden habe - Material, Soldaten, Kosten für Forschung und Entwicklung. Wie würde ein böser Sith-Lord so ein gewaltiges Infrastrukturprojekt wohl finanzieren? Feinstein sagt: vermutlich mit Anleihen des Intergalaktischen Bankenclans (IGBC). In dem Moment aber, da die Rebellen den Kampfstern in die Luft jagten, löste sich auch der Wert dieser Schuldscheine in Luft auf - grob vergleichbar mit dem Platzen der Hypothekenblase auf dem amerikanischen Häusermarkt ab 2007. Die Banken blieben auf faulen Krediten sitzen.

Der Todesstern war mit Schuldscheinen finanziert

Wie hoch wäre der Schaden für die Galaxie wohl insgesamt? Zur Vereinfachung betrachtet Feinstein nur die Explosion des zweiten, größeren Todessterns aus Episode VI. Der Bau dieses Kampfsterns, schätzt Feinstein, wäre von den Investitionskosten für die Galaxie wohl vergleichbar mit der Entwicklung der ersten Atombombe für die US-Regierung im Zweiten Weltkrieg. Das sogenannte Manhattan-Projekt kostete über 20 Jahre betrachtet etwa 2,2 Milliarden US-Dollar, oder 0,21 Prozent des damaligen US-Bruttosozialprodukts. Die Kosten des Todessterns beziffert Feinstein (dazu legt er vergleichbare Stahlkosten wie auf der Erde an) auf etwa 193 Trillionen Dollar. Das ergibt von 0,21 Prozent hochgerechnet ein jährliches gesamtgalaktisches Bruttosozialprodukt (GGP) von 4,6 Trilliarden Dollar, oder das 60-Millionen-Fache der Wirtschaftskraft der Erde.

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Wirtschaftlich entscheidend wäre, wie gut die Banken des Imperiums den Verlust des Todessterns abfedern könnten. Feinstein vermutet, dass die Geldhäuser an ähnlichen Symptomen wie die irdischen kranken, also zu niedrige Reserven vorhalten. So wäre laut seiner Berechnung ein galaktischer Wirtschaftseinbruch um sieben Prozent wahrscheinlich. Um den Verlust auf 2,5 Prozent zu verringern, müssten die Rebellen 600 Trillionen Dollar in den Bankensektor pumpen, ein Rettungspaket astronomischen Ausmaßes. Geldsummen, über die eine verstreute Rebellenallianz sicher nicht verfügt. Wie sagte doch Han Solo zu C3PO? "Sag mir niemals, wie meine Chancen stehen" - ein klarer Hinweis auf eine weitverbreitete Sorglosigkeit unter den Aufständischen.

Ökonomische Falle des Imperators

Der Imperator dagegen erscheint in der Analyse als fiskalisch konservativer Herr, der um die Macht sauberer Haushaltsführung weiß. Zwar würde auch er letztlich den Kräften des Kapitalismus unterliegen. Allerdings glaubt Feinstein, der Sith-Lord habe den Crash bewusst einkalkuliert. Für den Fall einer militärischen Niederlage hätte er den Rebellen auf lange Sicht ein Schnippchen geschlagen und ihnen zumindest eine deftige Finanzkrise beschert. Daher auch der Titel der Studie: "Es ist eine Falle: Die Giftpille von Imperator Palpatine." Dass wirtschaftliche Krisen wiederum autokratische Bewegungen stärken, ist aus der echten Welt zur Genüge bekannt.

Doch könnten die Rebellen nicht zumindest die Macht benutzen, also Jedi-Gedankentricks, um einen Teil des ökonomischen Schadens zu begrenzen? "Die Macht ist wohl kaum ein Faktor in der wirtschaftlichen Entwicklung", erklärt Feinstein auf Anfrage. Die Jedi machten schließlich nur einen winzig kleinen Teil der galaktischen Bevölkerung aus. Zudem sei Luke Skywalker nach der Zerstörung des zweiten Todessterns der einzig verbliebene Jedi-Ritter. "Es ist unwahrscheinlich, dass Luke auf eigene Faust jedem in der Galaxie vorgaukeln kann, dass die Wirtschaft glatt läuft." Obi-Wan Kenobi glaubte zwar, allein die Macht halte das Universum zusammen. Es scheint jedoch eine Macht zu geben, die noch größer ist: die Macht des Geldes.

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