Emissionskontrolleurin Annette Hebert:Diese Frau hat die Welt von VW in Brand gesetzt

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"VW muss ARB innerhalb von 72 Stunden nach Empfang dieses Briefs kontaktieren, um ein Treffen zu vereinbaren, um die Ergebnisse diskutieren." Annette Hebert (Foto: oh)

Die besten Testanlagen, die man sich vorstellen kann: Annette Hebert und die kalifornische Behörde für Luftreinheit haben die VW-Affäre mit aufgedeckt.

Von Kathrin Werner

Annette Hebert bekommt Tausende Anfragen aus der ganzen Welt, Interviews gibt sie trotzdem nicht. Sie hat sich eine andere Art der Kommunikation ausgesucht: Sie verschickt Briefe, förmliche Schreiben, das Siegel des Gouverneurs von Kalifornien oben rechts. Aber der Inhalt ist so heiß, dass er die Welt von Volkswagen in Brand gesetzt hat.

Heberts Behörde für Kaliforniens Luftreinheit (ARB) habe noch mehr Autos getestet - und noch mehr Manipulationen gefunden, schrieb sie am Montag: "ARB ist sehr enttäuscht über die Entwicklung." Und weiter: "VW muss ARB innerhalb von 72 Stunden nach Empfang dieses Briefs kontaktieren, um ein Treffen zu vereinbaren, um die Ergebnisse zu diskutieren."

Hebert ist die Frontfrau der kalifornischen Umweltbehörde bei der Ermittlung gegen VW. Die Chefin der Abteilung für Emissionskontrolle hat ihre Techniker mehr als ein Jahr lang prüfen lassen, ob die Autos des deutschen Konzerns die strengen kalifornischen Standards einhalten. Ohne sie wäre der Betrug vielleicht nie aufgeflogen.

ARB hat die besten Testanlagen, die man sich vorstellen kann. 25 Ingenieure, Chemiker und Softwareexperten haben Hunderte Male verschiedene Autos auf den Radstand gehievt, sind mit ihnen herumgefahren und haben ein Verfahren erfunden, das dem normalen Fahrverhalten auf der Straße extrem ähnlich ist. "Ich genieße die Herausforderung, neue Ideen umzusetzen und Lösungen für Probleme zu entwerfen", sagt Hebert.

Sie ist Mitte 50 und schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert bei der Behörde. Ihre Karriere begann die Petroleumingenieurin beim Ölkonzern Conoco-Phillips, für den sie Ölplattformen im Golf von Mexiko inspizierte. Schon nach weniger als einem Jahr wechselte sie nach Kalifornien in genau das Testlabor im Örtchen El Monte, in dem nun der VW-Skandal aufflog. In den frühen 90er-Jahren testete sie dort Autoabgase. Hebert ist sehr umweltbewusst, sagen Leute, die sie kennen. Sie ist gern in der Natur, liebt Wandern, Skilaufen, Radfahren und Golf.

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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