Marc Andreessen:Netscape-Gründer greift sich Skype

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Er hatte den Browser Netscape entwickelt - jetzt holt Internet-Pionier Marc Andreessen zu einem neuen Coup aus: der Übernahme von Skype.

Im Frühjahr hatte Ebay noch angekündigt, seine Internet-Telefongesellschaft Skype an die Börse zu bringen. Nun verkauft die Auktionsplattform lieber 65 Prozent der Unternehmenstochter. Skype wird dabei mit insgesamt 2,75 Milliarden Dollar bewertet, 1,9 Milliarden Dollar bekommt Ebay für den Verkauf der Mehrheit. Das Geschäft soll noch dieses Jahr abgeschlossen werden.

Zusammen mit einer Investorengruppe will der Netscape-Gründer Marc Andreessen offenbar den Telefondienst Skype übernehmen. (Foto: Foto: dpa)

Skype wird an eine Investorengruppen verkauft, zu der unter anderem der Internetpionier Marc Andreessen gehört. Außerdem ist der britische Risikokapitalgeber Index Venture mit an Bord, der bereits früher in Skype investiert hatte. Federführend in der Gruppe ist die Investment-Firma Silver Lake, die bevorzugt in Technologie-Konzerne investiert.

Ebay hatte Skype erst vor vier Jahren für 3,1 Milliarden Dollar gekauft und in einem Bieterstreit die Internetfirmen Google und Yahoo ausgestochen.

Doch der Versuch des digitalen Trödelmarktes, die Telefonier-Software und das eigene Angebot, zu dem auch der Internet-Bezahldienst Paypal gehört, auf irgendeine Art sinnvoll miteinander zu verbinden, hat nie richtig geklappt. Das liegt nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg auch an Lizenzstreitigkeiten, die Ebay seit dem Kauf des Unternehmens ausbremsen. Die Erfinder von Skype, Niklas Zennstrom und Janus Friis, versuchen vor Gericht, Ebay die Nutzung von zentralen Teilen der Skype-Software zu untersagen. Das Verfahren läuft noch.

Einfache Bedienung

Ebay hatte deshalb bereits vor Wochen angekündigt, eine eigene Kommunikationssoftware zu entwickeln, die ähnlich wie Skype funktionieren soll. Analysten bescheinigen diesem Vorhaben allerdings wenig Erfolgsaussichten, denn die Skype-Software beherrscht den Online-Telefonie-Markt immer stärker. Ob die Pläne mit dem Verkauf von Skype vom Tisch sind, ist derzeit noch unbekannt.

Paradoxerweise begann Skypes Aufstieg zum führenden Internet-Telefon-Netzwerk mit dem Kauf des Unternehmens durch Ebay im Jahre 2005. Seit damals hat sich die Zahl der Nutzer von 53 Millionen auf 405 Millionen vervielfacht.

Der Erfolg von Skype erklärt sich durch die einfache Bedienung der Software und die Möglichkeiten, die sie ihren Nutzern bietet. Ist Skype auf einem Computer installiert, kann man damit kostenfrei jeden anderen Computer mit Netzanschluss und installierter Skype-Software anrufen. Für wenige Cent, die mit Kreditkarte zu bezahlen sind, kann man mit Skype auch Mobiltelefon- und Festnetzanschlüsse rund um die Welt erreichen.

Die Skype-Erfinder Zennstrom und Friis gelten in der Szene als genial; sie entwickelten auch gemeinsam die Software Kazaa, die Internetsurfer weltweit für zumeist illegalen Dateientausch benutzt haben.

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