Outletstores auf Ebay:Die virtuelle Resterampe

Ebay setzt beim Verkauf von Markenartikeln auf das Prinzip Outletstore - und hofft so, den Abstand zum Branchenführer Amazon zu verringern.

Florian Kaindl und Christian Lauenstein

Echte Schnäppchen sind bei Ebay meist gebraucht und ansonsten selten. Doch das soll sich ändern: Gemeinsam mit zehn Markenherstellern hat das Internet-Auktionshaus vor kurzem virtuelle Outletstores eingerichtet, in denen Kunden Artikel der Vorsaison und Überschussware kaufen können. Alles neu und angeblich alles günstiger als im Laden.

Ebay, dpa

Ebay setzt auf das Prinzip Outletstore und will so mehr Markenartikel verkaufen, doch das Projekt geht nur schleppend voran.

(Foto: Foto: dpa)

Für Ebay ist der digitale Fabrikverkauf ein neuer Anlauf, mehr Markenartikel abzusetzen. Das Unternehmen kämpft seit Monaten mit einer schwachen Geschäftsentwicklung, Umsatz und Gewinn sind rückläufig. Und zumindest beim Handel mit Neuware hat Ebay keine Chance gegen den Konkurrenten Amazon.

Als Flop entpuppte sich vor einem Jahr der Versuch, über die Plattform "Ebay Express" aktuelle Markenprodukte zu verkaufen. Die Kunden waren an den Angeboten von rund 3500 Händlern kaum interessiert, "Ebay Express" wurde eingestellt.

Hohe Erwartungen

Die Erwartungen an das virtuelle Konzept sind hoch: Reale Outletläden verkaufen zwar sehr erfolgreich, sind aber meist auch nur regional bekannt. Das Internet hingegen kann den Kundenkreis für Ebay schlagartig erweitern. Mit dem Reste-Verkauf von Markenartikeln will das Auktionshaus endlich wieder ordentliche Wachstumszahlen präsentieren.

Konzern-Chef John Donahoe schätzt das Volumen der Märkte für gebrauchte Waren und Outlets weltweit auf 500 Milliarden Euro. Von diesem riesigen Geschäft möchte Ebay profitieren - und Anschluss an den Branchenführer Amazon finden.

Die Markenhersteller selbst sind zurückhaltend, was ihre Erwartungen an das Geschäft mit Ebay betrifft. Der Elektronikgroßhändler Medion gibt keine Auskunft. Die Firma Kunert, die über Ebay Socken und Strumpfhosen vertreibt, ist da gesprächiger.

Das Modell E-Commerce sei eine "interessante Option", sagt Maximilian von Funck, Leiter der Unternehmensentwicklung. Er rechne mit einer "erfolgreichen Entwicklung". In welchem Umfang die Überschussware auf Ebay bereitgestellt wird, sagt er jedoch nicht.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum das Projekt schleppend anläuft - und wie der deutsche Einzelhandel auf die neuen Outletstores reagiert.

Schleppender Start

Neben Medion und Kunert sind insgesamt acht weitere Firmen an den Markenshops beteiligt. "Die Teilnehmerzahl soll möglichst bald aufgestockt werden", sagt ein Ebay-Sprecher. Das Projekt sei zunächst nur auf Deutschland begrenzt, "für ein erstes Fazit ist es noch zu früh" - hieß es jetzt. Ein Vorteil gegenüber "Ebay Express" bestehe aber darin, dass die Hersteller ihr Angebot selbst steuern könnten und nicht von Händlern abhängig sind.

An einen langfristigen Erfolg der Outlet-Plattform glaubt auch Axel Gronen. Der Internet-Experte aus der Nähe von Aachen berät Händler bei Online-Auktionen und verfolgt die Entwicklung von Ebay seit Jahren über seine Internetseite wortfilter.de. Er stellt fest, dass die bekannten Marken dem Ebay-Angebot mehr Seriosität verleihen, zudem sei das Angebot besser durchdacht als "Ebay Express".

"Technik von gestern"

Gronen beobachtet aber auch, dass das neue Angebot nur schleppend anläuft. Ebay versuche seit sechs Monaten, Partner für dieses Projekt zu finden - "zehn Unternehmen sind da kein besonders gutes Ergebnis". Gleichzeitig ist Ärger bei traditionellen Händlern zu spüren. "Unabhängige Marken-Shops fühlen sich benachteiligt", sagt Gronen. Kleine Anbieter empfänden die starke Werbung für die neuen Outletläden als "Wettbewerbsverzerrung".

Der Hauptverband des deutschen Einzelhandels sieht das neue Outlet-Angebot erwartungsgemäß kritisch. Geschäftsführer Hubertus Pellengahr hat zwar "nichts dagegen, wenn im Internet Auslaufprodukte verramscht werden". Doch er verweist auf das "generelle Problem" von Internet-Käufen. "Im Netz gibt es kaum Service und Beratung, das müssen auch die Hersteller bedenken, die über Ebay verkaufen wollen."

Den Kunden rät er beim Thema Outlet genau hinzusehen: "Ein niedriger Preis ist gut, bedeutet aber auch, dass man keine aktuelle Ware kauft, sondern eventuell nur die Technik von gestern."

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